31 Dezember 2005

Zum Jahreswechsel

"Die Tage, die seit sechs oder sieben Tagen verflossen sind, und die Tage, die da waren vor sechstausend Jahren, die sind dem heutigen Tage so nahe wie der Tag, der gestern war.
Weil die Zeit in einem gegenwärtigen Nun ist."

Die Worte von Meister Eckhart mögen Sie/Euch hinüberleiten in ein friedvolles Jahr 2006!

30 Dezember 2005

Herz und Verstand

Wenn der Verstand das Herz findet und hier beständig verweit, wandelt sich unser Inneres: Herz und Verstand vereinen sich zu einer lebendigen Einheit; die ursprüngliche Ganzheit der Menschennatur ist wiederhergestellt. Nun zieht der Heilige Geist ins Herz ein und erfüllt es mit seiner Wärme. Er naht nicht physisch sichtbar, sondern geistig unsichtbar, doch absolut wirklich. Ein Anzeichen dafür ist die bereits immerwährende Herzenswärme, wobei der Verstand im Herzen verweilt und mit dem Gott-Gedanken verschmilzt.

Aus einem Text zum Herzensgebet

29 Dezember 2005

Die Ruhestatt Gottes

Nirgends ist Gott so eigentlich Gott wie in der Seele. In allen Kreaturen ist etwas von Gott, aber in der Seele ist Gott göttlich, denn sie ist seine Ruhestatt.

Meister Eckhart (1260-1327)

28 Dezember 2005

Gar nichts verändern

Du solltest gar nichts verändern. Du solltest still sein und schauen. Wenn du still wirst und schaust, dann wird, was du anschaust, dich anschauen. Wenn du die Welt anschaust, ohne sie zu interpretieren, ohne festzuhalten, wird die Welt sich dir offenbaren als das, was sie ist. Die Welt wird sich dir als nichts offenbaren, als ein Bild auf der Leinwand des Bewusstseins. Du wirst ohne irgendeinen Grund strahlend glücklich werden. Du wirst einen Frieden finden, von dem du dir nie hättest träumen lassen, dass er existiert.

Robert Adams (1928-1997)

27 Dezember 2005

Was auch immer

Was immer du weißt,
es ist nicht die Wahrheit.

Sri Maharaj Nisargadatta (1897-1981)

26 Dezember 2005

Was die Welt braucht

Was die Welt braucht, ist Denkkraft durch Individuen. Mein Meister pflegte zu sagen: "Warum bringst du nicht deinen eigenen Lotos zum Blühen? Die Bienen werden dann von selbst kommen." Die Welt braucht Menschen, die verrückt sind vor Liebe zu Gott.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

25 Dezember 2005

Von Gottes Gegenwart

Im Schweigen überschreiten wir die Schwelle zum Reich der unabgeleiteten, ohne Ursache verursachenden Wirklichkeit. Wir steigen hinab zum Grund, bis zu jenem Punkt, an dem Gottes Gegenwart erfahrbar wird. Freilich bezeugt diese Wirklichkeit nicht den Gott der Philosophen oder den logisierten Gott der Theologen, sondern jene feurige Gottheit, die uns mit ihrem Gluthauch anfällt und die das Vergängliche in uns gleichsam ausbrennt. Es ist jene Wirklichkeit Gottes, über die sich kein kluges Geschwätz mehr anstellen lässt und über die es keine Gottesbegriffe, keine Gottesbilder mehr geben kann.

Alfons Rosenberg (1902 - 1985)

24 Dezember 2005

Ich bin da...

Ich bin da, wo ich war, ehe ich geschaffen wurde, da ist bloß Gott in Gott. Da sind weder Engel noch Heilige noch Chöre im Himmel. Manche Leute sagen von acht Himmeln und neun Chören; das ist nicht da, wo ich bin.Ihr sollt wissen, alles, was man so zu Worte bringt und den Leuten mit Bildern vorlegt, das ist nichts als ein Anreiz zu Gott. Wisset, dass in Gott nichts ist als Gott. Wisset, dass keine Seele in Gott kommen kann, sie werde denn zuvor so Gott, wie sie Gott war, ehe sie geschaffen wurde.

Meister Eckhart (1260-1327)

23 Dezember 2005

Eine Frage des Tuns

Religion ist eine Frage des Tuns, nicht des Redens.
Wir müssen unsere eigene Seele analysieren und herausfinden, was sie ist.
Das müssen wir verstehen und dann verwirklichen, was wir verstanden haben.
Das ist Religion.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

22 Dezember 2005

Erkenntnislos

Durch unsere Erkenntnislosigkeit scheinen wir aufgeteilt, begrenzt zu sein und sind zu Herrn und Frau Soundso geworden. Doch die ganze Natur straft diese Täuschung Lügen. Ich bin nicht der kleine Mann oder die kleine Frau, von allen anderen getrennt. Ich bin die eine, universale Existenz. Die Seele erhebt sich in jedem Augenblick in ihrer ganzen Majestät und tut die ihr innewohnende Göttlichkeit kund.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

21 Dezember 2005

Von reiner Entrückung

Entleertes, bilderloses Denken, ein klares Schauen im göttlichen Lichte und eine reine Entrückung des Geistes vor das Antlitz Gottes:
diese drei zusammen bilden und erzielen das wahrhaft schauende Erleben, darin niemand sich irren kann. Der reine Geist nämlich neigt sich beständig zu dem verklärten Verstand und folgt ihm mit nackter Sehnsucht zu seinem Ursprung.

Jan van Ruusbroec (1293 - 1381)

20 Dezember 2005

Was tun, um Gott zu finden?

Du musst wissen, dass der gute Wille Gott gar nicht verlieren kann. Wohl aber vermisst ihn das Empfinden des Gemütes zuweilen und wähnt oft, Gott sei fortgegangen.
Was sollst du dann tun?
Genau dasselbe, was du tätest, wenn du im größten Trost wärest. Dasselbe lerne tun, wenn du im größten Leiden bist, und verhalte dich ganz so, wie du dich dort verhieltest.
Es gibt keinen gleich guten Rat, Gott zu finden, als ihn dort zu finden, wo man ihn fahren lässt.

Meister Eckhart (1260-1327)

19 Dezember 2005

Vom Wirken Gottes

Wie aus vielen Kohlen und Holz ein großes Feuer entsteht und die Flamme nach außen dringt und in die Höhe schlägt, so werden gute Übungen den Seelengrund entzünden.

Dann aber soll man die Bilder bald fahren lassen und mit flammender Liebe durch den mittleren in den allerinnersten Menschen hindurchdringen. Dieser besitzt keine Tätigkeit, denn die Wirksamkeit in ihm ist allein Gottes. Er hält sich auf eigene Tätigkeit verzichtend unter dem Wirken Gottes.

Johannes Tauler (um 1300 u.Z. - 1361; Schüler von Meister Eckhart)

18 Dezember 2005

Mit ihnen eins

Das Selbst ist das Leben und die einzige Wirklichkeit, und wer in die Wirklichkeit eingeweiht ist, was soviel bedeutet, dass er sich selbst vollkommen erkannt hat, liebt alles und alle gleich, denn er ist eins mit ihnen.

Elisabeth Haich (1897-1994)

17 Dezember 2005

Von Ein- und Ausatmung

Wie aber wird bedachtsam, ihr Mönche, Ein- und Ausatmung geübt, wie gepflegt, auf daß sie hohen Lohn verleihe, hohe Förderung? Da begibt sich, ihr Mönche, der Mönch ins Innere des Waldes oder unter einen großen Baum oder in eine leere Klause, setzt sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht. Bedächtig atmet er ein, bedächtig atmet er aus.

Atmet er tief ein, so weiß er 'Ich atme tief ein', atmet er tief aus, so weiß er 'Ich atme tief aus'; atmet er kurz ein, so weiß er 'Ich atme kurz ein', atmet er kurz aus, so weiß er 'Ich atme kurz aus'. 'Den ganzen Körper empfindend will ich einatmen', 'Den ganzen Körper empfindend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Diese Körperverbindung besänftigend will ich einatmen', 'Diese Körperverbindung besänftigend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Heiter empfindend will ich einatmen', 'Heiter empfindend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Selig empfindend will ich einatmen', 'Selig empfindend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Gedankenverbindung empfindend will ich einatmen', 'Die Gedankenverbindung empfindend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Diese Gedankenverbindung besänftigend will ich einatmen', 'Diese Gedankenverbindung besänftigend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Gedanken empfindend will ich einatmen', 'Die Gedanken empfindend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Gedanken ermunternd will ich einatmen', 'Die Gedanken ermunternd will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Gedanken einigend will ich einatmen', 'Die Gedanken einigend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Gedanken lösend will ich einatmen', 'Die Gedanken lösend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Vergänglichkeit wahrnehmend will ich einatmen', 'Die Vergänglichkeit wahrnehmend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Reizlosigkeit wahrnehmend will ich einatmen', 'Die Reizlosigkeit wahrnehmend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Ausrodung wahrnehmend will ich einatmen', 'Die Ausrodung wahrnehmend will ich ausatmen', so übt er sich. 'Die Entfremdung wahrnehmend will ich einatmen', 'Die Entfremdung wahrnehmend will ich ausatmen', so übt er sich.

Also wird bedachtsam, ihr Mönche, Ein- und Ausatmung geübt, also gepflegt, auf daß sie hohen Lohn verleihe, hohe Förderung.

Gautama Buddha (ca. 563-483 v. u.Z.)

16 Dezember 2005

Wer bist du?

Um zu wissen, wer du bist, musst du zunächst untersuchen und kennen, was du nicht bist. Entdecke alles, was du nicht bist: Körper, Gefühle, Gedanken, Zeit, Raum, dies und das. Nichts, was du konkret oder abstrakt wahrnimmst, kannst du sein. Eben dieser Vorgang der Wahrnehmung zeigt, dass du nicht bist, was du wahrnimmst.

Sri Maharaj Nisargadatta (1897-1981)

15 Dezember 2005

Von rechter Erkenntnis

Rechte Erkenntnis ist verwirklicht, wenn es weder Subjekt noch Objekt des Erkennens gibt. In der Übung im Strom der Erleuchtung lassen sich weder Stufen noch Unterscheidungen erkennen. Dort, wo es weder den Meditierenden noch die Übungsobjekte gibt, ist das Nicht-Abweichen von der Übung verwirklicht. Wenn im klaren Licht der Erkenntnis das "Bedingte Entstehen" wie auch Subjekt und Objekt als leer erkannt werden und weder Handeln noch Handelnder wahrnehmbar sind, hat das Handeln seine Vollendung erreicht.

Milarepa (1052-1135)

14 Dezember 2005

Durch die Worte sehen

Wir sind gewohnt, wenn wir das Wesen der Dinge verstehen wollen, zu denken und sie auseinander zu nehmen sowie nach Gründen zu suchen. Dadurch kann man auch teilsweise zum Wesen der Dingen kommen und verstehen, was das eigentlich ist.
Aber nicht die Begriffe und Wörter abschaffen, sondern durch Begriffe und Wörter hindurch zum Wesen der Dinge durchdringen.
Durch Meditationb kann man das lernen, aber es braucht viel Zeit.

Hugo Enomiya-Lassalle S.J. (1898 - 1990)

13 Dezember 2005

Unzählige Buddhas

Selber müssen sich die Wesen um die Erleuchtung bemühen; auch ein Erwachter kann sie nicht erlösen.

Wenn er es könnte, müssten alle Wesen schon erlöst sein, denn es hat schon unzählige Buddhas gegeben.

Hui Hai (720-814)

12 Dezember 2005

Reines Bewusstsein

Alles beginnt, eine Projektion vor dir zu sein. Und da du zu entdecken anfängst, dass du Reines Bewusstsein bist, fängt die Welt gleichfalls an, Reines Bewusstsein zu werden. Es ist wie ins Kino gehen, die Leinwand ist Reines Bewusstsein, die Bilder sind die Welt. Vor deinem Erwachen hast du dich mit den Bildern identifiziert und hattest keine Ahnung, das da eine Leinwand ist. Natürlich weißt du es irgendwo in deinem Verstand. Du hast ein vages Bild von der Leinwand, aber du erinnerst dich nicht daran, weil die Bilder so unterhaltsam sind. Du siehst einen Liebesfilm oder einen Kriegsfilm oder diese oder jene Art von Film und du lässt dich total in die Objekte verwickeln. Allerdings, wenn du versuchst, die Objekte auf der Leinwand anzufassen, wirst du nur die Leinwand in der Hand haben. Das ist es, was passiert, wenn du aufwachst. Du erkennst, dass du die Leinwand bist, du bist Bewusstsein. Und du erkennst, dass alles in der Welt, alles, das gesamte Universum mitsamt Gott, eine Erscheinung in dir ist. Es ist nicht die Realität. Es ist eine Überlagerung. Aber du identifizierst dich mit der Leinwand, die eigentlich Bewusstsein ist, und tolerierst die Überlagerung. Doch du weißt, das bist nicht du. Du hast nichts damit zu tun und du identifizierst dich nicht damit.

Robert Adams (1928-1997)

11 Dezember 2005

Leer werden

Du musst leer werden dessen,
womit du gefüllt bist,
auf dass du gefüllt werden kannst mit dem,
dessen du leer bist.

Aurelius Augustinus (354 - 430)

10 Dezember 2005

Vom Ziel des Lebens

Das Ziel des Lebens besteht darin, intensiv zu leben, voll geboren zu werden und voll wach zu sein; von den Ideen eines infantilen Allmachtsgefühls loszukommen und zur Erkenntnis seiner wirklichen, wenngleich begrenzten Kraft zu gelangen; fähig zu werden, zu akzeptieren, dass ein jeder von uns zugleich das Allerwichtigste auf der Welt und doch nicht wichtiger als eine Fliege oder ein Grashalm ist; fähig zu sein, das Leben zu lieben und trotzdem den Tod furchtlos zu akzeptieren; die Ungewissheit über die wichtigsten Fragen, mit denen das Leben uns konfrontiert, hinzunehmen - und trotzdem an unser Denken und Fühlen, soweit es wirklich ein Stück von uns selbst ist, zu glauben; allein sein zu können und gleichzeitig mit den geliebten Menschen, mit jedem Mitmenschen auf Erden, mit allem Lebendigen eins sein zu können.

Erich Fromm (1900 - 1980)

09 Dezember 2005

Mantel der Abgeschlossenheit

Um Gott den einzig würdigen und verehrungsvollen Lobgesang anzustimmen, muss man seine Lippen in ungebrochenem Schweigen vor den heiligen Dingen dicht verschließen.

Ein Mystiker ist darum ein Mensch, der sein Leben in den Mantel der Abgeschlossenheit hüllt und die von Erfahrung breit getretenen Verbindungswege mit der äußeren Welt absperrt, nicht um auf das Erspähen und auf das Hinhören und auf die Fähigkeit der Rede zu verzichten, sondern umgekehrt:

um das innere Sehorgan dem Erschauen übersinnlicher Erscheinungen zu öffnen und die Schallwellen aus der Welt, die über der Erfahrung steht, einzufangen.

Ernesto Buonaiuti (1881 - 1946)

08 Dezember 2005

Ich bin

Wenn ich zu den Tiefen meiner eigenen Existenz und meiner eigenen derzeitigen Realität vordringe, dem undefinierbaren "Bin", das mein Selbst in seinen tiefsten Verwurzelungen darstellt und dann durch diese tiefe Mitte dringe, dann befinde ich mich im unendlichen "Ich Bin", welches der Name Gottes ist.

Thomas Merton (1915–1968)

07 Dezember 2005

Subjekt und Objekt

Als erstes sollte Meditation von negativer Art sein. Denken Sie alles fort. Analysieren sie alles, was im Denken auftraucht, durch reine Willenskraft.
Stellen Sie als nächstes fest, was wir wirklich sind - Sein, Bewußtsein und Seligkeit - Dasein, Erkennen und Lieben.

Meditation ist das Mittel, um Subjekt und Objekt zu vereinen. Meditieren Sie:
Über mir ist alles voll von mir, unter mir ist alles voll von mir, in der Mitte ist alles voll von mir.
Ich bin in allen Wesen, und alle Wesen sind in mir. Om Tat Sat. Ich bin Das. Ich bin die Existenz hinter dem Denken. Ich bin das eine Bewußtsein des Universums. Ich bin weder Freude noch Leid.

Der Körper trinkt, ißt und so fort. Ich bin nicht der Körper. Ich bin nicht das Denken. Ich bin Er.
Ich bin der Zuschauer, ich betrachte. Wenn Gesuchtheit sich einstellt, bin ich der Zuschauer. Kommt Krankheit, bin ich auch der Zuschauer.
Ich bin Sein, Bewußtsein, Seligkeit.
Ich bin das Wesen und der Nektar der Erkenntnis. In alle Ewigkeit verändere ich mich nicht. Ich bin still, leuchtend und unwandelbar.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

06 Dezember 2005

Leere Unendlichkeit

Ohne Entstehen, ohne Vergehen,
Ohne Vergangenheit, ohne Zukunft.
Ein Lichtschein umgibt die Welt des Geistes.
Man vergißt einander, still und rein, ganz mächtig und leer.
Die Leere wird durchleuchtet vom Schein des Herzens des Himmels.
Das Meerwasser ist glatt und spiegelt auf seiner Fläche den Mond.
Die Wolken schwinden im blauen Raum.
Die Berge leuchten klar.Bewußtsein löst sich in Schauen auf.
Die Mondscheibe einsam ruht.

Liu Hua Yang: Das Buch von Bewusstsein und Leben

05 Dezember 2005

Mysterium in der S-Bahn

"Das Mysterium findet im Hauptbahnhof statt" soll Joseph Beuys gesagt haben. Aber ist das nicht etwas statisch? Ist es nicht zu fixiert an einen Ort, auch wenn der ungewöhnlich zu sein scheint für solch großartig anmutende Selbst-Verständlichkeit.

Dieser Tage sah ich eine Bestätigung meiner Anfrage.

Auf dem Weg vom Potsdamer Platz in Berlin zum Bahnhof Potsdam setzte sich mir gegenüber in der S-Bahn ein junger Mann. Die Umhängetasche warf er neben sich, er schloss die Augen, legte die rechte in die linke Hand und ließ die Daumen aneinanderstoßen, wie ich es vom Zazen kenne. Er meditierte ganz offensichtlich zwischen all den Menschen und Nebengeräuschen.

"Das Mysterium findet auch in der S-Bahn statt". Und im Hauptbahnhof und in der Bibliothek und am Computer und und und...

30 November 2005

Aus-Zeit

Ich bin weg -
ein paar Tage.

Gepostet wird wieder ab 5.12.

Allen eine gute Zeit!

Ins Licht entrückt

Was Gott in sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der nicht in ein Licht entrückt wird, da Gott selbst ist. Was Gott in den Engeln ist, das ist gar fern und niemand weiß es. Was Gott in einer gottliebenden Seele ist, das weiß niemand als die Seele, in der er ist. Was Gott in diesen niedern Dingen ist, das weiß ich ein wenig, aber sehr schwach. Wo Gott in der Erkenntnis wohnt, da fällt alle natürliche Sinnlichkeit ab. Dass wir so in ein Licht entrückt werden, das Gott selber ist, um darin in Ewigkeit selig zu sein, das walte Gott.

Meister Eckhart (1260-1327)

29 November 2005

Die Liebe zum Licht

Der Mensch muß das Licht lieben, gleichgültig, woher es kommt. Er muß die Rose lieben, gleichgültig, in welchem Boden sie wächst. Er muß ein Sucher nach Wahrheit sein, gleichgültig, aus welcher Quelle sie fließt. Anhänglichkeit zur Lampe ist nicht Liebe zum Licht.

Abdu'l-Baha (1844-1921)

28 November 2005

Die Wirklichkeit Gottes

Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschwinden, - das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

27 November 2005

Sannyasin: Offenheit allem gegenüber

Ein Sannyasin wird nicht eher entscheiden, als bis er erfahren hat. Er hat keine Glaubenssysteme. Er wird nicht sagen: "Dies ist so, weil die Bibel es sagt." Er wird nicht sagen: "Dies ist so, weil Buddha es sagt." Er wird sagen: "Ich werde da reingehen und nachschauen, ob es so ist oder nicht."
Ein Sannyasin wird nicht viele Überzeugungen mitführen. Genauer gesagt: keine. Er wird nur seine eigenen Erfahrungen mitführen. Und das Schöne an einer Erfahrung ist, dass die Erfahrung immer offen ist; denn für sie ist weiteres Nachforschen möglich, während ein Glaube immer schon abgeschlossen, beim Schluss-Strich angelangt ist.
Offenheit heißt Nichtdenken. Offenheit heißt, du lässt deine Gedanken beiseite und bist bereit, dir das Leben immer wieder aufs Neue anzusehen. Nicht mit den alten Augen. Wenn du durch das Nichtdenken schaust, ist deine Wahrnehmung intakt, denn dann siehst du das, was ist. Und Wahrheit befreit; alles andere erzeugt eine Fessel.
In solchen Momenten des Nichtdenkens beginnt die Wahrheit zu dir durchzusickern wie Licht. Je mehr du dieses Licht, diese Wahrheit genießt, desto mehr wirst du fähig und mutig, deine Gedanken fallen zu lassen. Früher oder später kommt ein Tag, wo du hinschaust, und du hast keine Gedanken. Du hältst nicht nach etwas Ausschau, du schaust einfach nur. Dein Schauen ist rein. Der Sannyasin lebt eine Offenheit allem gegenüber.

Osho (1931 - 1990)

26 November 2005

Sein, Bewußtsein und Seligkeit

Ich hatte niemals Furcht noch Zweifel. Der Tod kam nie zu mir.
Ich hatte niemals Vater noch Mutter, denn ich wurde nie geboren.
Wo sind meine Feinde? - da ich doch alles bin.
Ich bin Sein, Bewußtsein, Seligkeit.
Ich bin Das.
Zorn, Lust und Neid, böse Gedanken und dergleichen
sind nie in mir aufgetauch,
denn ich bin Sein, Bewußtsein und Seligkeit.
Ich bin Das.

Eine Vedantin, zitiert von Swami Vivekananda (1863 - 1902)

25 November 2005

Die Legende von der besten Methode

Jeder denkt, seine Methode sei die beste. Gut, aber vielleiht ist sie nur gut für dich. Nahrung, die für einen unverdaulich ist, kann einem anderen gut bekommen. Weil sie gut für dich ist, darfst du daraus nicht schließen, dass deine Methode jedermanns Methode ist und dass Peters Mantel auch Hans und Marie paßt. Alle ungebildeten, kulturlosen, gedankenlosen MÄnner und Frauen wurden in solch einen engen Mantel gesteckt. ... Welches Recht hast du zu sagen, dass die Methode eines Menschen falsch sei? Sie mag falsch sein für dich. Diese Methode mag dich erniedrigen, aber den anderen nicht. Deshalb sagt Krishna: Wenn du Erkenntnis besitzt und einen schwachen Menschen siehst, verdamme ihn nicht. Begib dich auf seine Ebene und hilf ihm, wenn du kannst. Er muss wachsen.
Wir beginnen eine Religion, stellen eine Reihe von Dogmen auf, begehen Verrat am Ziel der Menschheit und tun, als wären wir alle gleich. Nicht zwei Menschen denken gleich oder haben den gleichen Körper. .. Nicht zwei Menschen haben die gleiche Religion ...

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

24 November 2005

Begrenzte Vorstellungen loswerden

Wir wollen nicht mehr Anhänger von Bekenntnissen und Sekten mit begrenzten Vorstellungen von Gott sein, sondern Ihn in allen Dingen des Universums sehen. Wer Gott erkannt hat, findet überall dieselbe Verehrung wie im eigenen Herzen.

Werde all diese begrenzten Vorstellungen los, und sieht Gott in jedem Menschen, wie Er mit allen Händen arbeitet, mit allen Füßen geht, mit allen Mündern isst. In jedem Wesen lebt Er, in allen Menschen denkt Er. Er ist aus sich selbst bewiesen und uns näher als wir selbst.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

23 November 2005

Den Ausgangsort kennen

Wir werden nicht aufgeben zu suchen. Und am Ende unserer Suche werden wir wieder dort ankommen, wo wir angefangen haben. Allerdings werden wir unseren Ausgangsort dann zum erstenmal wirklich kennen.

T. S. Eliot (1888-1965)

22 November 2005

Alles hängt zusammen

In der nichtmanifesten Wirklichkeit durchdringt sich alles gegenseitig, hängt alles miteinander zusammen. Deshalb sagen wir auch, das Bewusstsein der Menschheit ganz in der Tiefe ist eins. Das ist, sagen wir, eine Gewissheit, weil selbst die Materie im leeren Raum eins ist. Wir sehen das deshalb nicht, weil wir uns selbst dafür blind machen.

David Bohm (1917-1992)

21 November 2005

Befreiung der ganzen Menschheit

Würden die Menschen danach streben,
sich selbst zu vervollkommnen,
statt die ganze Welt zu retten.

Würden sie versuchen,
selbst innerlich frei zu werden,
statt die ganze Menschheit zu befreien -
wie viel hätten sie getan
zur wahrhaften Befreiung der ganzen Menschheit.

Aus China

20 November 2005

In den Herzen der Menschen

Die Stille ist nicht
auf den Gipfeln der Berge,
der Lärm nicht
auf den Märkten der Städte,
beides ist
in den Herzen der Menschen.

Sprichwort aus Indien

19 November 2005

Du bist alles

Hole dir deine Kraft zurück: Entblöße dich, das wirkliche Ich, und vergiss all den Unsinn über den Verstand und den Körper und die Gedanken und die Welt und Gott und alles andere, was real zu sein scheint. Vergleiche dich mit niemandem. Sei ehrlich mit dir selbst. Es ist egal, wie weit fortgeschritten jemand anders sein mag. Vergiss alle Heiligen und Weisen und andere Leute. Du bist der Einzige, der je existiert hat, und es gibt niemanden außer dir. Du bist alle Heiligen und alle Weisen und alle Seher. Du bist alles. Alles ist das Selbst und du bist Das. Warum nicht dazu aufwachen? Warum willst du so lange Spiele mit dir selbst spielen? Indem du an Reinkarnation glaubst, kommst du immer und immer wieder, immer in der Hoffnung auf ein besseres nächstes Leben. Es gibt kein besseres Leben.

Robert Adams (1928-1997)

18 November 2005

Von Wundern

Es gibt im Leben nur zwei Möglichkeiten:

Entweder erkennt man kein Wunder an
oder man akzeptiert, dass alles ein Wunder ist.

Albert Einstein (1879 – 1955)

17 November 2005

Wer bin ich?

Wer bin ich? - mein Ich ist nicht dieser greifbare stoffliche Leib, auch nicht die Wahrnehmungskräfte der fünf Sinne oder die fünf Lebenskräfte, die Atem, Stoffwechsel, Bewegungen, Äußerungen und Absonderungen des Leibes wirken, auch nicht das Gemüt mit seinen Regungen und Gedanken, - mein Ich ist weder eines von diesen allen, noch die bloße Gesamtheit dieser aller. Ich bin auch nicht die Schale aus seliger Lust gebildet, die zuinnerst unter allen diesen Schalen meiner Person mich im traumlos tiefen Schlaf umfängt: der Stand des Unterbewusstseins, darin die Tätigkeit all dieser Schalen nicht mehr fühlbar ist, indes ihre Kräfte, als reine Vermögen zugegen, schlummern.
"Ich" kann nur heißen, was übrigbleibt, wenn man von ihnen allen absieht: reines Innesein. Sein Wesen ist Sein, Geist und Seligkeit.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

16 November 2005

Überfluss des Lichtes

In dieser Geburt ergießt sich Gott mit Licht derart in die Seele, dass das Licht im Sein und im Grunde der Seele so reich wird, dass es herausdringt und überfließt in die Kräfte und auch in den äußeren Menschen ... Der Überfluss des Lichtes, das in der Seele Grund ist, fließt über in den Leib und der wird dadurch voll Klarheit.

Meister Eckhart (1260-1327)

15 November 2005

Gegensätze aufheben

Wer da sagt: schön
schafft zugleich: unschön.

Wer da sagt: gut,
schafft zugleich: ungut.

Bestehen bedingt: nicht bestehen,
verworren bedingt: einfach,
hoch bedingt: nieder,
laut bedingt: leise,
bedingt: unbedingt,
jetzt bedingt: einst.

Also der Erwachte:
Er wirkt, ohne zu reden,
er sagt, ohne zu reden.
Er trägt alle Dinge in sich
zur Einheit beschlossen.
Er erzeugt,
doch besitzt nicht er vollendet Leben,
beansprucht nicht Erfolg.

Weil er nicht beansprucht,
erleidet er nie Verlust.

Lao Tse (zwischen 600 und 300 v. u.Z.)

14 November 2005

Gott in euch Gott sein lassen

Gott erwartet nur eines von euch,
nämlich, dass ihr aus euch heraustretet,
insofern ihr geschaffenes Sein seid,
und Gott in euch Gott sein lasst.

Meister Eckhart (ca. 1260 - 1328)

13 November 2005

Sei wie du dich zeigst

Sei wie ein Fluss
bei tätiger Freigiebigkeit und Hilfe
Sei wie die Sonne
in Erbarmen und Güte
Sei wie die Nacht
im Verdecken anderer Fehler.
Sei wie ein Toter
hinsichtlich Fanatismus und Harschem.
Sei wie der Erdboden
in Bescheidenheit und Genügsamkeit.
Sei wie das Meer
in Geduldsamkeit.
Zeig dich so, wie du bist
oder sei so, wie du dich zeigst.

Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207 - 1273)

12 November 2005

Vom Gesetz rechten Leben

Das Gesetz rechten Lebens
ist dem Weisen nicht unmittelbar deutlich,
aber es wird viel klarer,
wenn er ihm nachkommt.

Das Gesetz rechten Lebens
ist dem gewöhnlichen Menschen unmittelbar deutlich,
aber es entschwindet ihm,
wenn er versucht, ihm nachzukommen.

Konfuzius (551-479 v.u.Z.)

11 November 2005

Vielheit der Vorstellungen

Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschweinden, - das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

10 November 2005

Drei Wege zur Weisheit

Weisheit ist auf dreierlei Weise zu erlangen:

Die erste ist Meditation - das ist die edelste.
Die zweite ist Nachahmung - das ist die leichteste und am wenigsten befriedigende.
Die dritte ist die eigene Erfahrung - das ist die schwierigste.

Konfuzius (551-479 v.u.Z.)

09 November 2005

Tolstois Rat

Welches ist die Zeit, die man einhalten muss und nicht versäumen darf, um hinterher nichts bereuen zu müssen?
Welche Leute sind die unentbehrlichsten? Mit welchen Leuten muss man sich mehr, mit welchen weniger befassen?
Welche Werke sind die wichtigsten, und welches von allen Werken muss daher zuerst getan werden?

Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein König und er fragte Gelehrte seines Landes. Doch er bekam keine Antwort, die ihn zufriedenstellte.

So entschließt sich der König, einen weisen Einsiedler um Rat zu fragen, der weit von seinem Schloss entfernt lebt. Einfach gekleidet, geht er zu unerkannt ihm. Der Einsiedler arbeitet gerade in seinem Garten. Als der König ihm seine Frage stellt, gibt er keineAntwort. Der König sieht, wie schwer dem alten Mann die Arbeit fällt, er nimmt ihm den Spaten ab und hilft ihm. Nach einiger Zeit sehen sie, wie ein schwerverwundeter Mann aus dem Wald taumelt. Der König läuft hin, führt den Verletzten in die Hütte des Einsiedlers, verbindet ihm seine Wunden und gibt ihm zu trinken. Am kommenden Morgen gibt sich der Fremde zu erkennen: Er war ein Feind desKönigs gewesen, hatte ihm aufgelauert, um ihn umzubringen, weil er seinen Bruder getötet und sein eigenes Vermögen an sich genommen hatte. Doch der Fremde war von der Leibwache des Königs ertappt und verwundet worden. „Ich wollte dich töten, du aber hast mir das Leben gerettet“, sagt er zu dem König. „Von nun an will ich dein treuester Diener sein! Und auch meine Söhne sollen dir dienen.“
Noch einmal stellt der König dem Einsiedler seine Fragen. Doch der meint: „Du hast die Antwort schon bekommen! Was du hier getan und erlebt hast, gibt dir die Antwort."

Und er ergänzte:

Merke dir:
Die wichtigste Zeit ist nur eine, der Augenblick. Nur über ihn haben wir Gewalt.
Der unentbehrlichste Mensch ist der, mit dem uns der Augenblick zusammenführt; denn niemand kann wissen, ob er noch je mit einem anderen zu tun haben wird.
Das wichtigste Werk ist, ihm Gutes zu erweisen - denn nur dazu ward der Mensch ins Leben gesandt.

08 November 2005

Fülle meine Seele

Ich kam zu Dir, dass Deine Berührung mich segne,
bevor ich meinen Tag beginne.
Lass Deine Augen eine Weile auf meinen Augen ruhen!
Fülle meine Seele mit Deiner Musik,
dass die mich durch den Lärm des Tages begleite.

Rabindranath Tagore (1861 - 1941)

07 November 2005

In der Höhle des Herzens

Mitten in der Höhle des Herzens leuchtet allein das reine Unbedingte (brahman) als ICH-ICH offenbar in Gestalt des Selbst (atman). Laß dein Gemüt sich selbst erforschen und im Herzen untertauchen und finde angehaltnen Atems deinen Stand im Selbst.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

06 November 2005

Von Wasser und Milch

Die Welt ist Wasser und das Denken Milch. Gießt man Milch ins Wasser, so werden sie eins, man kann die reine Milch nicht mehr finden. Macht man aber Butter aus der Milch und legt diese ins Wasser, dann schwimmt sie darauf.

Versieh deine spirituellen Übungen in der Einsamkeit und erlange die Butter der Erkenntnis und Liebe. Selbst wenn du die Butter in das Wasser der Welt legst, wird sie sich nicht mehr vermischen und oben treiben.

Ramakrishna (1836 - 1886)

05 November 2005

OM MANI PADME HUM

OM MANI PADME HUM ist das Mantra des Mitgefühls. (In tibetischer Aussprache klingt es: OM MANI PEME HUNG). Dieses Mantra verkörpert auch den Segen aller Buddhas und Bodhisattvas und ruft den Segen von Avalokiteshvara an, der Buddha des Mitgefühls ist.

OM gilt als die Silbe der Essenz erleuchteter Form

MANI PADME stehen für die Rede der Erleuchtung

HUM steht für den Geist der Erleuchtung.

Körper, Rede und Geist aller Buddhas und Bodhisattvas sind im Klang von OM MANI PADME HUM enthalten. Das Mantra reinigt die Verdunkelungen von Körper, Rede und Geist und bringt alle Wesen zum Zustand der Verwirklichung. Kalu Rinpoche sagt dazu: "Wenn es mit unserem eigenen Vertrauen und Bemühen in Meditation und Rezitation verbunden wird, entsteht und entwickelt sich die verwandelnde Kraft des Mantra. Es ist wirklich möglich, uns auf diese Weise zu reinigen."

04 November 2005

Geh ein in deinen Grund

Ein Mensch hat so viele Häute in sich, die sich über die Tiefe des Herzens legen. Wir wissen um so viele Dinge, doch kennen wir uns selber nicht. Dreißig oder vierzig Häute oder Schwarten, dick und hart wie die eines Ochsen oder Bären überziehen die Seele. Geh ein in deinen Grund, und lerne dort dich selber kennen.

Meister Eckhart (1260-1327)

03 November 2005

Jede Geschichte ist die richtige

Die jeweiligen äußeren Umstände - Beruf oder Arbeitslosigkeit, Höhle im Himalaja oder geschäftiges Leben im Westen, Partnerschaft oder monastisches Leben, Gefängnis oder Freiheit - sind letztlich immer die richtigen, sind genau die Umstände, die DU brauchst, um aufzuwachen. Jede Geschichte ist die richtige! Jede Geschichte jedes Wesens mündet schließlich in Erwachen, auch deine!

Pyar Troll (* 1960)

02 November 2005

Bodhichitta an Allerseelen

Bodhichitta benennt die erleuchtete Essenz (bodhi ) und das Herz (chitta). Bodhichtta könnte also als "Herz unseres erleuchteten Geistes" übersetzt werden. Denn es geht darum, das Herz des erleuchteten Geistes zu wecken und entwickeln.

Zu Bodhichitta, dem Ursprung, der Quelle und Wurzel des spirituellen Pfades, schreibt Shantideva:

Es ist das erhabene Elixier,
das die Herrschaft des Todes überwindet.
Es ist der unerschöpfliche Schatz,
der die Armut in der Welt beeitigt.
Es ist die überragende Medizin,
die alle Krankheiten der Welt kuriert.
Es ist der Baum, der allen Wesen Schutz gewährt,
die müde sind vom Wandern auf dem Pfad bedingter Existenz.
Es ist die große Brücke,
die zur Freiheit von Geburt in niederen Bereichen führt.
Es ist der aufgehende Mond des Geistes,
der die Qualen ständiger Konzepte auflöst.
Es ist die mächtige Sonne, die schließlich
die Nebel der Verblendung in der Welt vertreibt.

01 November 2005

Leben - Tod

MEDIA VITA IN MORTE SUMUS

Mitten im Leben
sind wir vom Tod umfangen.

(Notker von St. Gallen * 840)

31 Oktober 2005

Unendliche Weite und Fülle

Die Vorstellung von der unendlichen Weite und Fülle des Kosmos ist das Ergebnis der zum Äußersten getriebenen Mischung von mühevoller Schöpfung und freier Selbstbesinnung.

Franz Kafka (1883 - 1924)

30 Oktober 2005

Zweifel schwinden

Wenn die wirkliche Seligkeit des Selbst erfahren wird, wenn also der Geist wirklich im Selbst aufgegangen ist, wird sich Zweifel nicht einstellen. ...
Alle Zweifel verschwinden, wenn der Zweifelnde und seine Quelle gefunden sind. Es nützt nichts, einen Zweifel nach dem anderen zu beseiten. Haben wir einen beseitigt, taucht schon der nächste auf, und die Zweifel nehmen kein Ende. Wenn man aber die Quelle des Zweifelnden sucht, findet man, dass er gar nicht existiert, und dann sind alle Zweifel verschwunden.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

29 Oktober 2005

Kein Mittel zum Zweck

Meditation ist kein Mittel zu einem Zweck; es gibt keinen Zweck, kein Ziel; sie ist eine Bewegung innerhalb und außerhalb der Zeit. ...
Wenn Denken und Fühlen blühen und vergehen, ist Meditation die Bewegung über die Zeit hinaus. In dieser Bewegung ist Ekstase; in vollkommener Leere ist Liebe, und in der Liebe liegen Zerstörung und Schöpfung.

Jiddu Krishnamurti (1897 - 1986)

28 Oktober 2005

Free your mind...

Free your mind
and your ass will follow;
the kingdom of heaven
is within.

George Clinton (Funkadelic)

Zitiert in Mel Ash, Mit Zen zur geistigen Freiheit

27 Oktober 2005

Alles ist Jetzt

Manche schreiben, wie unendlich das All, wie weit der Himmel sei. Nun: das geringste Vermögen in meiner Seele ist weiter als der weite Himmel. Mit dem Fünklein in meinem Seelengrund bin ich einer Stelle tausend Meilen jenseits des Meeres genauso nah wie der Stelle, auf der ich hier stehe. Da ist nicht Zeit noch Raum, kein Vor und Nach. Alles ist gegenwärtig umschlossen in einem Jetzt, in dem tausend Jahre so kurz wie ein Augenblick sind.

Meister Eckhart (1260-1327)

26 Oktober 2005

Jeder Mensch ist göttlich

Je länger ich lebe, um so überzeugter bin ich, dass jeder Mensch göttlich ist. In niemandem, so gemein er auch sein mag, stirbt diese Göttlichkeit. Nur weiß der Betreffende nicht, wie er sie erreichen kann, und wartet auf die Wahrheit. ...

Ich wanderte einmal im Himalaya und eine lange Straße breitete sich vor uns aus. Wir armen Mönche haben niemanden, der uns trägt, wir müssen zu Fuß gehen. Ein alter Mann war bei uns. Der Weg erstreckte sich über Hunderte von Kilometern auf und ab, und als der alte Mönch sah, was vor ihm lag, sagte er: "Oh, wie soll ich das schaffen, ich kann nicht mehr, meine Brust zerspringt!" Ich sagte zu ihm: "Blicke auf deine Füße." Er tat es, und ich sagte: "Der Weg unter deinen Füßen ist der Weg, den du gegangen bist und der vor dir liegt. Bald wird er hinter dir liegen."
Die höchsten Dinge liegen unter euren Füßen, weil ihr göttliche Sterne seid. Alle Dinge liegen unter euren Füßen, und ihr könnt die Sterne zu Haufen verschlingen, wenn ihr wollt - das ist euer wahres Wesen. Seid stark, überwindet jeden Aberglauben, und seid frei!

Swami Vivekananda(1863 - 1902)

25 Oktober 2005

Einzigartig und unmittelbar

Auf allen Gebieten ist nun unser Leben beherrscht von dem beständig als gegenwärtig und bedeutsam empfundenen All. Für die menschliche Energie ist nichts von grösserer Wichtigkeit als das spontane Auftreten und allenfalls die systematische Kultivierung eines solchen "kosmischen Sinnes". Er bewirkt, dass die Menschen sich nicht mehr als Individuen abschliessen, sondern Gruppen bilden.
Von nun an ist die elementare geistige Energie der Menschen endgültig reif, sich mit der Totalenergie der Noosphäre zu vereinen. Aber vergessen wir nicht auf einen wichtigen Punkt hinzuweisen: die Vollkommenheit und Nützlichkeit jedes menschlichen Energiezentrums für die Gesamtheit hängen schliesslich von dem Grad der Vollendung ab, den jedes einzelne Zentrum an Einzigartigem und Unmittelbarem erreicht hat.
Darauf muss der Techniker des Geistes in der Behandlung der Menscheneinheiten Rücksicht nehmen. Im Lauf der von ihm vorgesehenen Umwandlungen wird er ihnen die Möglichkeiten geben müssen, sich selbst zu finden und die Freiheit, sich immer mehr und mehr zu differenzieren.

Pierre Teilhard de Chardin (1881 - 1955)

Mehr Informationen über Teilhard gibt es hier:

http://home.tiscali.nl/~sttdc/indexdui.htm

24 Oktober 2005

Gott lebt in dir

Alles entfaltet sich wie es soll.
Sei ehrlich mit dir selbst
und die richtigen Dinge
werden in deinem Leben geschehen.

Erinnere dich daran,
Dich selbst zu lieben,
Dich selbst zu verehren,
Zu dir selbst zu beten,
Dich vor dir selbst zu verneigen.
Denn Gott lebt in dir als DU.

Robert Adams (1928-1997)

23 Oktober 2005

so weit - so nah

Nicht wissend, wie nah die Wahrheit ist,
suchen die Menschen sie weit weg - wie schade!
Sie gleichen dem, der inmitten des Wassers
so flehend seinen Durst hinausschreit.

Hakuin (1686-1769)

22 Oktober 2005

Außen-Welt

Wir träumen von Reisen durch das Weltall - Ist denn das Weltall nicht in uns? Die Tiefen unseres Geistes kennen wir nicht - Nach Innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten - die Vergangenheit und Zukunft. Die Außenwelt ist die Schattenwelt - Sie wirft ihren Schatten in das Lichtreich. Jetzt scheint's uns freilich innerlich so dunkel, einsam, gestaltlos - Aber wie ganz anders wird es uns dünken - wenn diese Verfinsterung vorbei, und der Schattenkörper hinweggerückt ist - Wir werden mehr genießen denn je, denn unser Geist hat entbehrt.

Novalis (1772-1801)

21 Oktober 2005

Zu uns selbst gut sein

Es ist sehr wichtig, dass wir lernen, gut zu uns zu sein und uns selbst zu respektieren. Es ist aus einem ganz bestimmten Grund wichtig:
Wenn wir in unser Herz blicken und entdecken, was dort verwirrt und was klar ist, was bitter ist und was süß, dann finden wir nicht nur uns selbst. Wir begegnen dem Universum.
Wenn wir den Buddha entdecken, der wir eigentlich sind, erkennen wir, dass alles im Universum ebenfalls Buddha ist. Wir kommen zu der Erkenntnis, dass alles und jedes erwacht ist. Alles ist gleichermaßen kostbar, heil und gut, und ebenso ist jedes einzelne Lebewesen kostbar, heil und gut.
Wenn wir humorvoll und offen mit unseren eigenen Gedanken und Emotionen umgehen, dann ist das auch die Art und Weise, wie wir das Universum wahrnehmen.
Dann geht es uns nicht mehr nur um unsere eigene Befreiung, sondern auch darum, wie wir die Gemeinschaft unterstützen können, in der wir leben, was wir für unsere Familie, unser Land und den ganzen Kontinent tun können, nicht zu reden von der ganzen Welt, der Galaxis, dem Universum - so weit, wie wir gehen wollen.

Pema Chödrön (*1936)

20 Oktober 2005

Du bist alles

Hole dir deine Kraft zurück:
Entblöße dich, das wirkliche Ich, und vergiss all den Unsinn über den Verstand und den Körper und die Gedanken und die Welt und Gott und alles andere, was real zu sein scheint.
Vergleiche dich mit niemandem.
Sei ehrlich mit dir selbst.
Es ist egal, wie weit fortgeschritten jemand anders sein mag. Vergiss alle Heiligen und Weisen und andere Leute.
Du bist der Einzige, der je existiert hat, und es gibt niemanden außer dir. Du bist alle Heiligen und alle Weisen und alle Seher. Du bist alles. Alles ist das Selbst und du bist Das.
Warum nicht dazu aufwachen? Warum willst du so lange Spiele mit dir selbst spielen? Indem du an Reinkarnation glaubst, kommst du immer und immer wieder, immer in der Hoffnung auf ein besseres nächstes Leben. Es gibt kein besseres Leben.

Robert Adams (1928-1997)

18 Oktober 2005

Tonglen: 24-7

Um Tonglen geht es in der nachfolgenden Passage. Tonglen ist eine alte Technik, die von ungeheurer Aktualität und Dichte ist. Ausführlich berichtet beispielsweise Pema Chödrön von ihr. Dabei ist nicht daran gedacht, sich irgendwann hinzusetzen und sich darüber Gedanken zu machen, Tonglen in der dann eingeplanten Zeit zu praktizieren. Tonglen zu praktizieren - nimmt man es ernst - heißt: vierundzwanzig Stunden, jeden Tag der Woche.

>>Tonglen dreht manche modernen esoterischen Wunschmärchen einfach um. Es ist eine Methode, die vor ungefähr 900 Jahren - vielleicht schon früher - entwickelt und durch Atisha, einen tibetischen Meister, bekannt wurde. Das Wort bedeutet einfach "austauschen". In manchen New-Age- oder Esoterik-Kursen oder auch Psychologie-Seminaren lernt man: Wie schütze ich mich vor schlechter Energie oder schlechten Gefühlen oder wie lasse ich Licht in mich rein und blase das Dunkle raus und solche Dinge. Tonglen ist das glatte Gegenteil. Ich nehme, was auch immer mir begegnet an unangenehmem Gefühl oder Erfahrung in mich rein, und was in mir ist an Freude und Stille und schönen Dingen, atme ich aus. Wobei ganz wichtig ist: "Beginne die Übung mit dir selbst!" Das heisst, dass ich zunächst einmal, wenn in mir irgendein unangenehmes, dunkles Gefühl ist, nicht versuche, dieses loszuwerden, sondern es reinzulassen und zu mir selber hin Freude und Friedlichkeit auszuatmen. Wenn's mit mir geht in einer Situation, dann kann ich als Nächstes die Leute um mich rum mitnehmen, und dann mehr und mehr und mehr … Das ist Tonglen, ein schönes Werkzeug.<<

Pyar Troll in einem Interview mit Charlotte van Stuijvenberg (Lichtwelle, Hinterkappelen CH). Das vollständige Interview ist hier nachzulesen:

http://www.lichtwelle.ch/archiv/texte/aug05-interview-pyar-troll.html

Klarheit des Herzens

Ein jeder sieht vom Unsichtbaren soviel,
wie sein Herz Klarheit hat,
und Klarheit hat er soviel,
wie es poliert wurde.

Wer sein Herz mehr poliert hat,
der sieht auch mehr -
mehr unsichtbare Formen
zeigen sich ihm.

Dschelaluddin Rumi (1207-1273)

17 Oktober 2005

Vollkommenes Buddha-Wesen

Unser ursprüngliches Buddha-Wesen ist, vom Standpunkt der höchsten Wahrheit, ohne das geringste Teilchen von Gegenständlichkeit.
Es ist leer, allgegenwärtig, still und rein. Es ist herrliche und geheimnisvolle Freude – nichts anderes.
Dringe tief in es ein, indem du selbst erwachst.
Das, was du in jedem Augenblick vor dir hast, ist dieses Buddha-Wesen in all seiner Vollkommenheit – es gibt nichts außer ihm.
Auch wenn du alle Stufen der Bodhisattva-Entwicklung, eine nach der anderen, zur Buddhaschaft hin durchschreitest – wenn du endlich in einem einzigen Augenblick die vollkommene Verwirklichung erreichst, wirst du nur das Buddha-Wesen erfahren, das alle Zeit bei dir war.

Huang Po (um 850)

07 Oktober 2005

Aus-Zeit

Ich bin weg -
ein paar Tage.

Gepostet wird wieder ab
17.10.

Eine gute Zeit!

06 Oktober 2005

Einheit durchdringt die Welt

Wenn ein Kessel mit Wasser zu kochen beginnt, steigen zuerst einzelne Blasen auf, dann immer mehr, bis sich alle vereinigen und eine gewaltige Bewegung entsteht. Diese Welt ist ähnlich. Jedes Individuum gleicht einer Blase, und die Nationen gleichen vielen Blasen. Langsam vereinigen sich diese Nationen, und ich bin sicher, dass eines Tages alle Trennungen verschwinden und sich die Einheit manifestiert, auf die wir alle zusteuern.

Es muss eine Zeit kommen, wo jeder Mensch wissenschaftlich und spirituell gleich praktisch sein wird, und dann wird diese Einheit, die Harmonier der Einheit, die ganze Welt durchdringen.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

05 Oktober 2005

Verlangen nach Selbstverwirklichung

Niemand kann dem Kreislauf von Geburt und Tod entkommen, ehe er nicht seine Identität mit Brahman erkennt. Wenn ein Mensch diese drei erlangt (eine menschliche Geburt, ein starkes Verlangen nach Befreiung und die Hilfe einer erleuchteten Seele), dann wird sein Verlangen nach Selbstverwirklichung intensiviert.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

04 Oktober 2005

Mit der Welt eins

Indem wir dieses Ding Himmel, diese Qualität des Lichts blau oder jene Person böse nennen, leugnen wir den Reichtum unseres und fremden Potentials. Wenn wir diese Ideen oder zumindest unsere Neigung zu ihnen ablegen, treten wir in einen Zustand der Gnade ein, in dem wir und die Welt buchstäblich eins sind, ohne dass Vorstellungen dazwischenträten. Der Himmel und ich selbst sind nicht länger zwei Phänomene, sondern eines. Die Erfahrung, die ich mache, macht ihrerseits mich. So ist es immer gewesen. Nur unsere ständige Meinungsbildung und Bestandsaufnahme hat dazu geführt, dass es anders zu sein schien.

Mel Ash

03 Oktober 2005

Eins und doppelt?

Gingo biloba

Dieses Baum's Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.

Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwey, die sich erlesen,
Dasz man sie als Eines kennt?

Solche Frage zu erwiedern,
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dasz ich Eins und doppelt bin?

Im "West-oestlichen Divan" veröffentlichte Johann Wolfgang von Goethe dieses Gedicht, das er 1815 schrieb .

02 Oktober 2005

Unmittelbar Erwachen

Solange du dir Vorstellungen nicht bewusst machst, wirst du Erleuchtung nicht verwirklichen, selbst wenn du dich ein ganzes Weltzeitalter mit der Lehre beschäftigst und alle Lehrreden und Meditationsanweisungen kennst.

Bist du dir aber deiner Gedanken und Vorstellungen bewusst, dann kann es sein, dass dich ein einziger Ausspruch, vielleicht sogar nur ein einziges Wort, unmittelbar zum Erwachen bringt.

Aus dem Bardo Thödol, der buddhistischen Textsammlung, die im Westen unter dem Namen "Tibetisches Totenbuch” bekannt wurde.

01 Oktober 2005

Alle Menschen sind Buddhas

Alle Menschen sind im Grunde Buddhas,
gleich wie Wasser und Eis:
Es gibt kein Eis getrennt vom Wasser,
gesondert von den Geschöpfen keine Buddhas.
Nicht wissend wie nahe ihnen die Wahrheit,
suchen die Geschöpfe sie in der Ferne
- welch Jammer!
Sie gleichen denen,
die im Wasser nach Wasser schrei'n vor Durst.

Hakuin Zenji (1686-1769)

30 September 2005

Unsere tiefste Angst

Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind.
Unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind.

Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: "Wer bin ich denn eigentlich,
dass ich leuchtend, hinreißend,
begnadet und phantastisch sein darf?"

Wer bist du denn es nicht zu sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Wenn du dich klein machst, dient das der Welt nicht.
Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn du dich klein machst,
damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen.

Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen, die in uns ist. Sie ist nicht nur in einigen von uns; sie ist in jedem Menschen.
Wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun.
Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, wird unsere Gegenwart automatisch auch andere befreien.

Marianne Williamson (*1952)

Übrigens: fälschlicherweise wird dieser Text häufig Nelson Mandela zugeschrieben, weil er ihn 1994 in seiner Antrittsrede zum Amt des südafrikanischen Staatspräsidenten verwendet haben soll.

29 September 2005

Das lautere Herz erwecken

Die Praxis des Sitzens in Meditation ... ist das Mittel, mit dem wir das Gutsein wiederentdecken und überdies das lautere Herz in uns erwecken können. In dieser Haltung bist du dieser nackte Mensch, der zwischen Himmel und Erde sitzt. Wenn dein Rücken einsinkt, versucht du dein Herz zu schützen oder gar zu verbergen. Aber wenn du aufrecht und trotzdem entspannt sitzt, dann ist dein Herz nackt. Dein ganzes Sein ist bloßgelegt, vor allem vor dir selbst, aber auch vor anderen. Beim stillen Sitzen, in dem du dem Atem folgst, wie er ausströmt und verfliegt, stellst du die Verbindung zu deinem Herzen her.

Chögyam Trungpa (1939-1987)

28 September 2005

Im Niemandsland

Ganz und gar lebendig zu sein, ganz und gar Mensch und wirklich wach zu sein, bedeutet, unaufhörlich aus dem Nest geworfen zu werden. Voll und ganz zu leben bedeutet, sich ständig im Niemandsland zu befinden, jeden Augenblick völlig neu und frisch zu erleben. Wahres Leben ist die Bereitschaft, immer wieder aufs neue zu sterben. Das ist Leben vom Standpunkt des Erwachens. Tod hingegen ist der Wunsch, an dem, was man hat, festzuhalten und sich von jeder Erfahrung bestätigen und auf die Schulter klopfen zu lassen, weil man alles so schön im Griff hat.

Pema Chödrön (*1936)

27 September 2005

Unendliches "Ich Bin"

Wenn ich zu den Tiefen meiner eigenen Existenz
und meiner eigenen derzeitigen Realität vordringe,
dem undefinierbaren "Bin", das mein Selbst
in seinen tiefsten Verwurzelungen darstellt
und dann durch diese tiefe Mitte dringe,
dann befinde ich mich im unendlichen "Ich Bin",
welches der Name Gottes ist.

Thomas Merton (1915–1968)

26 September 2005

Ganz Hier und Jetzt

Ein indischer Mönch hatte sich zwanzig Jahre lang völlig zurückgezogen. Während der ganzen Zeit hatte er auf einem Berg meditiert. Als er nach dieser langen Zeitspanne zurückkehrte, wurde er freudig begrüßt. Wissbegierig fragten ihn alle möglichen Menschen, was er denn in der Meditation erfahren habe. Er antwortete ihnen kurz und knapp:

„Wunderbares,
und manchmal gelingt es mir jetzt schon,
mit meinem Geist da zu sein,
wo mein Hintern sitzt.“

25 September 2005

Was Gott ist

Wo sieht man Gott? Wo nicht Gestern noch Morgen ist, wo ein Heute ist und Jetzt, da sieht man Gott.
Was ist Gott? Ein Meister spricht: Wenn das notwendig sein muss, dass ich von Gott rede, so sage ich, dass Gott etwas ist, was kein Sinn begreifen oder erlangen kann: sonst weiß ich nichts von ihm.
Ein anderer Meister sagt: Wer das von Gott erkennt, dass er unbekannt ist, der erkennt Gott.

Wenn ich in Paris predige, so sage ich und darf es wohl sagen: Alle hier in Paris können mit all ihrer Wissenschaft nicht begreifen, was Gott in der geringsten Kreatur, auch nur in einer Mücke, ist. Aber ich sage jetzt: Die ganze Welt kann es nicht begreifen. Alles was man von Gott denken kann, das ist Gott ganz und gar nicht. Was Gott an sich selbst ist, dazu kann niemand kommen, der nicht in ein Licht entrückt wird, das Gott selbst ist. Was Gott den Engeln ist, das ist gar fern, und niemand weiß es. Was Gott in einer Gott liebenden Seele ist, das weiß niemand als die Seele, in der er ist. Was Gott in diesen niederen Dingen ist, das weiß ich ein wenig, aber sehr schwach.

Meister Eckhart (1260-1327)

24 September 2005

Wesen und Erkenntnis

Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott.
In Gott ist keine Kreatur von anderem Rang als die andere. Die Meister sagen: Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe.

Meister Eckhart (1260-1327)

23 September 2005

Welt ist geistiges Ding

In seinem Tao Te King schreibt Laotse (4. - 3. Jh. v.u.Z.):

Die Welt erobern und behandeln wollen,
ich habe erlebt, daß das mißlingt.

Die Welt ist ein geistiges Ding,
das man nicht behandeln darf.

Wer sie behandelt, verdirbt sie,
wer sie festhalten will, verliert sie.

Die Dinge gehen bald voran, bald folgen sie,
bald hauchen sie warm, bald blasen sie kalt,
bald sind sie stark, bald sind sie dünn,
bald schwimmen sie oben, bald stürzen sie.

Darum meidet der Berufene
das Zusehr, das Zuviel, das Zugroß.

22 September 2005

Wir sind, was wir denken

Buddha, der etwa 560 v. u. Z. geboren wurde, schrieb im "Dhammapada":

Wir sind, was wir denken.
Alles, was wir sind, entsteht mit unserem Denken.
Mit unseren Gedanken erschaffen wir die Welt.
Sprich und handle mit unreinem Geist,
Und Ungemach wird dir folgen
Wie das Rad dem Ochsen folgt,
der den Karren zieht.

Wir sind, was wir denken.
Alles, was wir sind,
entsteht mit unserem Denken.
Mit unseren Gedanken erschaffen wir die Welt.
Sprich oder handle mit reinem Geist,
Und Beglücktheit wird dir folgen,
Wie dein Schatten, unerschütterlich.

20 September 2005

Stille

Wenn wir bereit sind, auf die Stille selbst zu hören
und nicht nur auf das, was in ihr erscheint,
wenn wir uns des unendlichen Raums bewusst bleiben
und nicht nur die Phänomene des Innen und Außenwahrnehmen,
die allesamt vergänglich,
allesamt leer an eigener Substanz sind,
dann stehen wir in Staunen und Ehrfurcht da
und erkennen uns als das,
was immer ungetrennt war von der Unendlichkeit,
von der Liebe,
vom reinen Bewusst-Sein,
von der wahren Natur des Geistes.

Pyar (*1960)

Gelassenheit, Mut, Weisheit

Als "Gelassenheitsspruch" ist jenes "Serenity Prayer" bekannt, das der deutsch-amerikanische protestantische Theologe Reinhold Niebuhr 1926 schrieb. Er hat sich dabei an einem Vers aus dem Buch Hiob (11,6) orientiert.
Oft wird es zitiert mit dem Namen des protestantischen schwäbischen Theologen Friedrich Christoph Oetinger. Das jedoch nur deshalb weil der Text von Niebuhr 1951 in einem Buch des Kieler Religionspädagogen Theodor Wilhelm erschien, der es unter dem Pseudonym Friedrich Oetinger publizierte.

Gott gebe mir
die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

19 September 2005

Vom Wissen der Seele

Meister Eckhart (1260-1327) hat vom Schweigen gesprochen und davon, was dafür notwendig ist.

"Es sagt ein Meister, die Seele könne von sich kein Bild schöpfen oder abziehen. Darum kann sie sich selbst ganz und gar nicht kennen lernen.
Denn Bilder kommen alle durch die Sinne herein: daher kann sie kein Bild von sich selbst haben. Daher kennt sie alle andern Dinge, nur sich selber nicht. Von keinem Ding weiss sie so wenig, wie von sich selbst, um des Mittels willen.
Und das müsset ich auch wissen, dass sie innen frei ist, und ohne alle Mittel und Bilder auskommt, und das ist auch die Ursache, dass sich Gott frei mit ihr vereinigen kann ohne Bilder oder Gleichnisse."

18 September 2005

Zuckererbsen für jedermann

In seinem Gedichtzyklus Deutschland - ein Wintermärchen schreibt Heinrich Heine (1797 - 1856) nicht nur von jenen, die heimlich Wein trinken und öffentlich Wasser predigen. Er formuliert ironisch seine konkrete Utopie:


Es wächst hienieden Brot genug

Für alle Menschenkinder,

Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,

Und Zuckererbsen nicht minder.


Ja, Zuckererbsen für jedermann,

Sobald die Schoten platzen!

Den Himmel überlassen wir

Den Engeln und den Spatzen.

17 September 2005

Georg Weerth: Das Hungerlied

Nein, vergleichen kann man die gegenwärtigen Zustände mit denen in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht, als der nachfolgende Text von Georg Weerth entstand. Sich daran zu erinnern, lohnt aber schon.
Weerth gehörte zur "Neuen Rheinischen Zeitung" in Köln, die Karl Marx 1848/49 leitete. Er war auch einer der Autoren des deutschen "Vormärz", die radikaler und theoretischer als das "Junge Deutschland" formulierte, zu dem beispielsweise Heinrich Heine gehörte.


Verehrter Herr und König,
Weißt du die schlimme Geschicht?
Am Montag aßen wir wenig,
Und am Dienstag aßen wir nicht.

Und am Mittwoch mußten wir darben,
Und am Donnerstag litten wir Not;
Und ach, am Freitag starben
Wir fast den Hungertod!


Drum laß am Samstag backen
Das Brot, fein säuberlich -
Sonst werden wir sonntags packen
Und fressen, o König, dich!

16 September 2005

Vier simple Tatsachen

Pyar (*1960) ist eine spirituelle Lehrerin unserer Tage. Von manchen wird sie als Mystikerin bezeichnet. Sie schreibt:

"Viel Blödsinn würde auf diesem Planeten nicht passieren, wenn wir uns dieser vier simplen Tatsachen bewusst wären:

Die Kostbarkeit der Existenz und der menschlichen Geburt,
die Vergänglichkeit,
das Gesetz von Ursache und Wirkung
und die Leidhaftigkeit des Lebens in Samsara."

15 September 2005

Urstand des Ich

Von Ramana Maharshi (1879-1950) stammt das nachfolgende Zitat:

"Wie ein Taucher, der finden will, was ins Wasser fiel,
musst du gesammelten Gemütes einwärts tauchen,
musst Atem, Rede und jede Regung hemmen,
um die Stätte zu finden,
aus der das Ich,
das aufsteigt,
seinen Urstand nimmt."

14 September 2005

Achtsamkeit und Bewußtheit

Von einem tibetischen Gebet, das die Präsenz des Meisters im Herzen anrufen soll, berichtet Sogyal Rinpoche in seinem "Tibetischen Totenbuch vom Leben und vom Sterben". In dem Gebet von Jikme Lingpa (1729-1798), heißt es:

"Aus dem blühenden Lotos der Hingabe inmitten meines Herzens, erhebe dich,
Meister voller Mitgefühl, meine einzige Zuflucht!
Vergangene Taten und stürmische Gefühle verfolgen und plagen mich:
Um mir in meinem Unglück beizustehen,
verweile als Juwelenschmuck auf dem Scheitel meines Kopfes, dem Mandala großer Glückseligkeit,
und erwecke meine ganze Achtsamkeit und Bewußtheit.

Darum bitte ich."

13 September 2005

Letzte Wahrheit ist schweigenden Leere

In seinem sehr klaren und ausdrucksstarken Buch "Alle Menschen sind Buddha - Der Weg des Zen" schreibt der Berliner Politologe und Yoga-Lehrer Hans-Peter Hempel:

"Unsere 'letzte Wahrheit' ist die(se) schweigende Leere, wir können auch sagen: das Urschweigen. Aus diesem Urschweigen erwachsen uns alle Klänge, Gedanken, Bilder und Träume; mit anderen Worten: aus dem völligen Ausgeleertsein; vorher nicht.
Was folgt daraus? Uns in jedem Augenblick leer zu machen (und uns auch nicht gleich wieder an dieses 'Leere' zu binden). Das heißt: sich völlig zu entspannen und sich dabei immer wieder der Tatsache bewusst zu werden, dass die stille Leere unsere Wirklichkeit ist, so dass im Blick etwa auf unseren Atemrhytmus sowohl dem Ein-atmen als auch dem Aus-atmen jeweils die schweigende Leere, die Pause, folgt."

12 September 2005

Den Schleier des Nichtwissens auflösen

Hier noch einmal ein Gedanke von Ramana Maharshi (1879-1950). Er zeigt, wie weit das Erkennen die Lebenswirklichkeit des Menschen verändern kann :

Kraft langanhaltender ständiger Übung der Meditation über das Selbst: "ich bin das Höchste Wesen" löst sich der Schleier des Nichtwissens im Herz auf und mit ihm alle Hemmnisse in seinem Gefolge, und vollkommene Weisheit stellt sich ein.
Erkennst du so, dass das Wirkliche dir in der Höhle des Herzens wohnt, im Altarschrein des Leibes, so erlebst du wahrhaftig die Wirklichkeit des Unbedingten, das allem innewohnt, denn Leib und Herz umschließen alles was ist.

11 September 2005

Vom Spiel der Energie

Zur Zeit ist Guruji Mohan (* 1954) in Deutschland. Er verkündet nach eigenen Aussagen keine Lehre, keine Religion. Er will die Menschen frei machen und unabhängigvon Beeinflussungen und Konditionierungen. Die mitunter undogmatische Denkweisen können es Menschen ermöglichen, verkrustete Strukturen zu erkennen und zu durchbrechen.

In einem Vortrag hat Guruji 1998 gesagt:

"Jeder, der sich über das Spiel der Energie bewußt ist, kann sich dieser Quelle bedienen. Ich bin nicht mit dieser Gabe geboren worden, ich habe diese Fähigkeit durch einen Lehrer erreicht und sie danach lange weiterentwickelt. Und ich habe mich selber erkannt und diese Arbeit für viele viele Menschen getan...
Aber ich möchte keine große Show daraus machen, ich möchte meine Arbeit nicht kommerzialisieren, nicht auf den 'esoterischen Markt' bringen.
Es ist Energie, die ich für das Wohlergehen der Menschheit nutzen kann, aber ich mache mich nicht zu jemand besonderem, der verkündet, er könne diese Dinge lehren usw.
Mein Weg ist es, den Menschen zu helfen - mehr nicht."

10 September 2005

Kraft der bloßen Gottheit

"Gott fließt in sich selbst zurück, so daß er aller Kreaturen so wenig achtet, als er tat, da sie nicht waren," schreibt Meister Eckhart (1260-1327). Seine "Mystischen Schriften" hat Gustav Landauer sprachlich in neue Worte gefasst, Martin Buber hat sie 1920 noch einmal bearbeitet.
Im Text "Die Seele auf der Suche nach Gott" heißt es weiter: "So soll auch die Seele tun. Sie soll mit dem Menschtum die Person des Sohns begreifen, und mit der Person des Sohns den Vater, und den heiligen Geist in ihnen beiden, und sie beide in dem heiligen Geist, und soll mit der Person des Vaters das einfache Wesen begreifen und mit dem Wesen den Abgrund und soll in den Abgrund versinken ohne Materie und Form.

Materie, Form, Verstand und Wesen hat sie in der Einheit verloren, denn sie ist an sich selbst zunichte geworden: Gott wirkt alle ihre Werke, er hält sie in seinem Wesen und führt sie in seiner Kraft in die bloße Gottheit. Da fließt sie mit der Gottheit in all das, worin Gott fließt. "

09 September 2005

Tauler: In die Einheit geführt

Der Theologe und Mystiker Johannes Tauler (1300 - 1361) war Schüler von Meister Eckhart. Er beeinflusste den Reformator Martin Luther ebenso wie seinen Gegenspieler Thomas Münzer, der im Bauernkrieg eine große Rolle spielte. In einer Predigt von Tauler zum Johannes-Evangelium (7,37) sagt er:

Da wird dann der Geist über alle Kräfte in eine wüste Wildnis gezogen, von der niemand sprechen kann, in die verborgene Finsternis des weiselosen Gutes.
Da wird der Geist nahe hineingeführt in die Einheit, in die einfache, weiselose Einheit, wo er allen Unterschied verliert und frei wird vom Gegenständlichen und Empfindlichen, denn in der Einheit verliert man alle Mannigfaltigkeit und die Einheit eint alle Mannigfaltigkeiten.

Wenn so die Menschen zu sich selber kommen, so haben sie schöne, wonnige Unterscheidung, wie sie nur jemand haben kann, von allen Dingen, eine Unterscheidung, die in der Einfaltigkeit und Einheit entstanden ist, eine klare wahre Unterscheidung...
Niemand versteht besser die wahre Unterscheidung als die, die in die Einheit geraten sind. Das ist und heißt eine unbegreiflich wilde Wüste, in der niemand Weg und Weise findet, denn es ist über alle Weise.

08 September 2005

Jeder ist Erbe der ganzen Welt

In seinem Buch "Der westliche und der östliche Weg" hat D.T. Suzuki 1957 Essays über christliche und buddhistische Mystik veröffentlicht. Und er zitiert darin Thomas Traherne (1636 - 1674), um deutlich zu machen, dass die Vorstellung der Zweiheit auf der Vorstellung von Einheit gründet. Suzuki: "Zweiheit kann ohne Einheit nicht begriffen werden." Deutlicher wird Traherne, der in seinen "Centuries of Meditations" schrieb:

"Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen.
Und betrachte dich als den einzigen Erben der ganzen Welt - und mehr als das, denn Menschen sind in ihr, von denen jeder einzelne einziger Erbe ist, genau wie du."

07 September 2005

Das Herz ist immer offen

In einem Gespräch mit Schülern berichtete Ramana Maharshi (1879-1950) von seinem Rat: Erkenne dich selbst.
Und er erzählte ihnen von einer Schrift über die "Quintessenz der achtgliedrigen Wissenschaft", die er gefunden hat. Darin heißt es, dass die "Stätte der Lebenskraft" auf der rechten Seite der Brust liegt. Dort sei die "Stätte des Bewusstseins, des Sichselbergewahrseins".
Auf die Frage eines Schülers, ob es sicher sei, dass "die Alten diese Stätte als 'Herz' bezeichneten" antwortete Ramana:
"Ja, das taten sie. - Aber du solltest lieber versuchen, diese Erfahrung zu haben, als sie irgendwo mit deiner Vorstellung zu suchen. Niemand braucht zu suchen, wo seine Augen sitzen, wenn er sehen will. Das 'Herz' ist immer offen, wenn du wirklich hinein willst; es trägt alle Regungen und Bewegungen in dir, ohne dass du dessen gewahr wirst. Vielleicht sollte man lieber sagen: das Selbst ist das 'Herz' selber, als dass es 'im Herzen' sei. Fürwahr, das Selbst ist die Stätte und Mitte selber. Es ist immerdar seiner selbst inne als 'Herz', als Selbstgewahrsein."

06 September 2005

Dionysius: Wie IHN preisen?

In seiner Mystischen Theologie hat Dionysius Areopagitas (5./6. Jh. u.Z.) seine Überzeugung davon niedergeschrieben, "Wie man IHN preisen soll":

"Möchten wir doch - auch wir! - in jenes Dunkel eindringen können, das heller ist als alles Licht, möchte es auch uns gelingen, auf jedes Wissen und auf jedes Erkennen zu verzichten, möchten wir doch wenigstens erkennen, daß niemand Den kennen kann, der jenseits von aller Sicht und von aller Erkenntnis bleibt.
Denn dies allein ist eine wahrhafte Sicht und eine echte Erkenntnis:
nur durch die Tatsache selbst, dass man auf alles verzichtet, was ist oder nicht ist, und sich außerhalb des Geschaffenen stellt, feiert man würdig und wahr das Unerschaffene Licht, das erschaffend stets im Unerschaffenen bleibt."

Zur Illustration dieses Gedanken nimmt er den Bildhauer, ein Zitat, das später auch Leonardo da Vinci (1452 - 1519) aufgreift:

"So etwa wie ein Bidhauer, um zu einer Wesensgestaltung zu gelangen, mit Hammer und Händen den Marmor von aller Materie reinigen muss, die dem reinen Anschauen der in ihm noch gänzlich verborgenen Form im Wege stünde: unsere einzige ausführbare Tat ist das Wegräumen solcher materieller Hindernisse! Nur dies negative Aberkennen kann uns erlauben, die verhüllte Schönheit des unbekannten Bildes zu offenbaren."

05 September 2005

Eckhart: Vom Auge, in dem ich Gott sehe

Um noch einmal auf Meister Eckhart zurückzukommen, von dem ich bereits bei Vivekananda einen Satz zitiert hatte. Der nachfolgende Gedanke von ihm, den ich sehr eindringlich finde, kann Trennung aufheben:

Das Auge, in dem ich Gott sehe,
das ist dasselbe Auge,
darin mich Gott sieht.
Gottes Auge,
das ist ein Auge
und ein Sehen
und ein Erkennen
und ein Lieben.

Meister Eckhart (1260-1327)

04 September 2005

Wirkung und Wirklichkeit

"Religion ist eine Frage des Tuns, nicht des Redens", sagt Swami Vivekananda (1863 - 1902). "Wir müssen unsere eigene Seele analysieren und herausfinden, was sie ist. Das müssen wir verstehen und dann verwirklichen, was wir verstanden haben." Schon früher haben Mystiker dies so oder ähnlich gesagt, wie Meister Eckhart zum Beispiel. Er schrieb: "Nimm dich selber wahr und bleib bei dir".

03 September 2005

Exkurs zu Spams

In kürzester Zeit erschienen nach dem letzten Post einige automatisierte Spams als Kommentare, die ich gelöscht habe, da sowas auf dieser Seite nichts zu suchen hat. Ich danke für das Verständnis.

Für zukünftige Posts nutze ich die Möglichkeit, automatische Postings auszufiltern. Das heißt konkret:
Wer jetzt einen Kommentar (anonym oder nicht anonym) posten will, muss lediglich ein paar Zeichen manuell eingeben.

So werden Spammer hoffentlich draußen bleiben.

Vergessenes Denken

Franz von Assisi (1181 - 1226) wird ein Gebet zugeschrieben, das in seiner Radikalität von Liebe noch heute gilt.

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
dass ich verbinde, da wo Streit ist,
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum herrscht,
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel drückt,
dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
dass ich dein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.

O Herr, lass du mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich andere tröste,
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich andere verstehe,
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich andere liebe.

Denn wer da hingibt, der empfängt,
wer sich selbst vergisst, der findet,
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer da stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Editorial

Sinn: eigentlich soll es heißen, dass jemand eine Fährte sucht.
Mit allen Sinnen: Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Tasten.

Das gilt es immer wieder neu zu deuten, zu fragen: was heißt das JETZT?

Dazu will dieser Blog einen Beitrag leisten.

Darauf freut sich

Janus