31 Oktober 2007

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes

Nein, man wird sie nicht finden im neuen Buch der Joanne K. Rowling: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Denn es ist anders angelegt. Um an die "Heiligtümer des Todes" zu kommen, wird man zu anderen Büchern greifen müssen. Mir ist sofort das "Bardo Thödol" eingefallen, das Tibetische Totenbuch, das eigentlich "Befreiung durch Hören im Bardo" heißt, in jenem Zwischenbereich zwischen Leben und Tod. Es geht zurück auf einen Text von Padmasambhava aus dem 8. Jahrhundert.

Darin findet sich unter anderem das folgende Gebet:

Wehe, getrennt von lieben Freunden muss ich allein umherirren. Leere Gestalten steigen mir als meine eigenen Gedanken auf. Mögen die Buddhas die Kraft ihres Mitleids aussenden, so dass die Schrecken des Zwischenzustands, Furcht und Angst nicht entstehen! Wenn ich durch meine üblen Taten Leid erdulden muss, möge mein göttlicher Yi-dam dies Leid von mir nehmen! Wenn der tausendfache Donnerschall des Wahren Seins ertönt, möge es zum Ton des sechssilbigen Mantras werden! Jetzt, da ich ohne Zuflucht nur meinen früheren Taten nachfolgen muß, flehe ich den großen Mitleidsvollen Herrn um Hilfe an.
Jetzt, da ich die üblen Neigungen, die meinen früheren Taten innewohnten, als Leid erdulde, möge mir doch die glückselige Versenkung des Urlichts aufgehen!

Mehr dazu hier:

http://tod-im-buddhismus.bodhibaum.net/bardo/bardo.htm

30 Oktober 2007

Erleuchtung

Die Erleuchtung ist da,
jederzeit und überall,
ohne dass wir daran denken.

Dogen (1199-1253)

29 Oktober 2007

Im Wasser oder im Himmel

Hätte sich aber ein Fisch vorgenommen, zuerst über die Grenzen des Wassers hinaus zu gelangen und dann ins Wasser zu gehen, und ein Vogel erst dann in den Himmel zu fliegen, wenn er über die Grenzen des Himmels hinausgelangt wäre, dann könnten der Fisch und der Vogel niemals ihren Weg und ihren Ort im Wasser oder im Himmel finden.

Dogen (1199-1253)

28 Oktober 2007

Zeit

Berge sind Zeit, Ozeane sind Zeit. Ohne die Zeit könnten Berge und Ozeane nicht existieren: ihr sollt niemals bestreiten, dass die Zeit hier und jetzt in den Bergen und in den Ozeanen existiert. Wenn die Zeit zerstört wird, werden Berge und Ozeane zerstört. Wenn die Zeit nicht zerstört wird, werden Berge und Ozeane nicht zerstört. Im Einklang mit dieser Wahrheit zeigt sich der helle Morgenstern, erscheint der Tathagata, erscheint das Auge, und es geschieht, dass die Blume hochgehalten wird, und dies ist Zeit.

Dogen (1199-1253)

27 Oktober 2007

Alles ist euer Leben

Alles ist euer Leben. Tag und Nacht, was immer euch begegnet, ist euer Leben; daher sollt ihr euer Leben der Situation anpassen, die euch im Augenblick begegnet. Verwendet eure Lebenskraft dazu, aus den Umständen, die auf euch zukommen, eine Einheit mit eurem Leben zu gestalten und die Dinge an ihren richtigen Platz zu setzen.

Dogen (1199-1253)

26 Oktober 2007

Leerheit

Du musst leer werden dessen,
womit du gefüllt bist,
auf dass du gefüllt werden kannst
mit dem,
dessen du leer bist.

Aurelius Augustinus (354 - 430)

25 Oktober 2007

Sie haben ihr Ziel erreicht

Die weibliche Stimme aus dem Navigationssystem in der Radiowerbung flüstert es recht bestimmt: "Sie haben ihr Ziel erreicht". Nein, sie selbst kennt das Ziel nicht. Sie ist nur der verbale Hinweisgeber des Systems. Und das System selbst kennt es auch nicht. Es ist angewiesen auf Karten und Koordinaten, die ihm per GPS zukommen. Eingeben muss der Fahrer das Ziel sowieso allein.
Aber wenn er dann "da" ist, das Ziel erreicht hat. Wohin dann?
Eine trügerische Aussage.

24 Oktober 2007

23 Oktober 2007

Wer - Wo - Wann

Wer, wenn nicht wir?
Wo, wenn nicht hier?
Wann, wenn nicht jetzt?

Aus dem alten China

22 Oktober 2007

Erleuchtung

Die Erleuchtung fühlte sich für Buddha an, als sei ein Gefängnis, das ihn Tausende von Lebzeiten umschlossen hatte, nun aufgebrochen. Unwissenheit war der Wärter dieses Gefängnisses gewesen.

Thich Nhat Hanh (*1926)

21 Oktober 2007

Kümmert euch nicht...

Kümmert euch nicht um Lehren, Dogmen, Sekten, Kirchen oder Tempel; sie zählen wenig, wenn wir sie mit der Essenz der Existenz in jedem Menschen - der Spiritualität - vergleichen; und je mehr diese im Menschen entwickelt ist, desto stärker wird er. Eignet euch dies an und kritisiert niemanden, denn alle Lehren und Glaubensüberzeugungen haben auch etwas Gutes...

Shri Ramakrishna (1836 - 1886)

20 Oktober 2007

Lehrer öffnen

Lehrer öffnen dir das Tor.
Doch über die Schwelle treten musst du selber.

Hakuin Zenji, auch Hakuin Ekaku (1686-1769)

19 Oktober 2007

Das Meine geben

Meine Aufgabe ist es nicht,
anderen das objektiv Beste zu geben,
sondern das Meine
so rein und aufrichtig wie möglich.

Hermann Hesse (1877-1962)

18 Oktober 2007

Einheit hinter der Vielheit

Ich glaube an nichts in der Welt so tief, keine andere Vorstellung ist mir so heilig wie die Einheit, die Vorstellung, dass das Ganze der Welt eine göttliche Einheit ist und dass alles Leiden, alles Böse nur darin besteht, dass wir einzelne uns nicht mehr als unlösbare Teile des Ganzen empfinden, dass das Ich sich zu wichtig nimmt.

Die Einheit, die ich hinter der Vielheit verehre, ist keine langweilige, keine graue, gedankliche, theoretische Einheit. Sie ist ja das Leben selbst, voll Spiel, voll Schmerz, voll Gelächter. Sie ist dargestellt worden im Tanz des Gottes Shiva, der die Welt in Scherben tanzt, und in vielen anderen Bildern, sie weigert sich keiner Darstellung, keinem Gleichnis. Du kannst jederzeit in sie eintreten, sie gehört dir in jedem Augenblick, wo du keine Zeit, keinen Raum, kein Wissen, kein Nichtwissen kennst, wo du aus der Konvention heraustrittst, wo du in Liebe und Hingabe allen Göttern, allen Menschen, allen Welten, allen Zeitaltern angehörst.

Hermann Hesse (1877-1962)

17 Oktober 2007

Ekstatische Konfessionen

Es ist erstaunlich, wie hier hinter den so überaus verschieden gewobenen und gefärbten Schleiern der Zeiten, Völker und Anschauungen überall das eine, stets gleiche, im Grunde bildlose und unsagbare und ekstatische Erlebnis geheimnisvoll sichtbar wird.

Das schrieb Hermann Hesse 1909 zu Martin Bubers Sammlung "Ekstatische Konfessionen", der jetzt von Peter Sloterdijk neu herausgegeben wurde und in "Diederichs Gelbe Reihe" erschien.

16 Oktober 2007

Den Mut nicht sinken lassen

Den Mut darf man also nicht sinken lassen: "Wie könnte mir je die Erleuchtung zuteil werden?", denn der Buddha, der die Wahrheit sagt, hat diese Wahrheit gesprochen: "Auch sie, die kraft ihrer Mühe die kaum erlangbare höchste Erleuchtung erlangt haben, sind einmal Bremsen, Mücken, Fliegen und Würmer gewesen."

Shantideva (8. Jh. u.Z.)

15 Oktober 2007

Heilsame Werke erkennen

Wie der Blitz in der Nacht,
wenn Wolkenmassen sie verfinstern,
für einen Augenblick erleuchtet,
so könnte die Welt
durch die Hilfe der Buddhas
einmal für einen Augenblick
die heilsamen Werke erkennen.

Shantideva (8. Jh. u.Z.)

14 Oktober 2007

Mehr darüber sagen?

Was ist mehr darüber zu sagen:
Die kindischen arbeiten für das eigene Wohl,
Die Buddhas arbeiten für das Wohl anderer.
Sieh nur den Unterschied zwischen ihnen!

Shantideva (8. Jh. u.Z.)

13 Oktober 2007

Tausend Jahre so kurz wie ein Augenblick

Manche schreiben, wie unendlich das All, wie weit der Himmel sei. Nun: das geringste Vermögen in meiner Seele ist weiter als der weite Himmel. Mit dem Fünklein in meinem Seelengrund bin ich einer Stelle tausend Meilen jenseits des Meeres genauso nah wie der Stelle, auf der ich hier stehe. Da ist nicht Zeit noch Raum, kein Vor und Nach. Alles ist gegenwärtig umschlossen in einem Jetzt, in dem tausend Jahre so kurz wie ein Augenblick sind.

Meister Eckhart (1260-1327)

12 Oktober 2007

Leben - jetzt?

ICH LEBE JETZT!
verheißt die Reklame einer Bank in silberner Schrift auf violettem Grund. Fast sakral wirkt die Kombination. Doch die Wertigkeiten sind nicht klar.

Heißt es: "Ich LEBE jetzt"?
oder heißt es: "Ich lebe JETZT"?
oder heißt es "ICH lebe jetzt"?

Dem "Money to go" wird es gleich sein.
Mir nicht.

Ich lebe im JETZT; oder versuch es zumindest.

09 Oktober 2007

hier und jetzt

Laufe nicht der Vergangenheit nach,
Verliere dich nicht in der Zukunft.
Die Vergangenheit ist nicht mehr.
Die Zukunft ist noch nicht gekommen.
Das Leben ist hier und jetzt.

Gautama Buddha (ca. 563-483 v. u.Z.)

08 Oktober 2007

Alles kommt zu seiner Zeit

Lebendig oder tot sein,
schlafend oder wach,
jung oder alt - alles ist eins.
Das eine schlägt jeweils ins andere um,
und umgekehrt -
mit einer schnellen, unverhofften Wendung.
Erst werden die Dinge auseinandergesprengt,
dann werden sie wieder zusammengefügt.
Alles kommt zu seiner Zeit.

Heraklit (544 bis 483 v.u.Z.)

07 Oktober 2007

Vom Abgrund

Der Abgrund, der geschaffen ist, der leitet herbei, in sich hinein, den ungeschaffenen Abgrund, und die zwei Abgründe werden ein einiges Ein, ein einziges, reines göttliches Wesen, und da hat sich der Geist verloren in Gottes Geist.

Johannes Tauler (1301 - 1361)

06 Oktober 2007

Nie herausgefallen

Wir sind nie aus Gott herausgefallen.
Was wir Gott nennen,
entfaltet sich wie ein Fächer in der Evolution.

Willigis Jäger (* 1925)

03 Oktober 2007

Deutsche Einheit !?

Verwendet eure Lebenskraft dazu,
aus den Umständen,
die auf euch zukommen,
eine Einheit mit eurem Leben zu gestalten
und die Dinge
an ihren richtigen Platz zu setzen.

Dogen (1199-1253)

02 Oktober 2007

Hätte sich aber ein Fisch...

Hätte sich aber ein Fisch vorgenommen, zuerst über die Grenzen des Wassers hinauszugelangen und dann ins Wasser zu gehen, und ein Vogel erst dann in den Himmel zu fliegen, wenn er über die Grenzen des Himmels hinausgelangt wäre, dann könnten der Fisch und der Vogel niemals ihren Weg und ihren Ort im Wasser oder im Himmel finden.

Dogen (1199-1253)

01 Oktober 2007

Allgegenwärtig

Nachdem du erwacht bist, was passiert mit dir, wenn du stirbst? Wohin gehst du? Wenn du aufwachst, bleibst du einfach, wo du bist. Du gehst nirgendwohin und kommst von nirgendwo zurück. Du bist einfach. Du bist das Selbst, du bist allgegenwärtig.

Robert Adams (1928-1997)