28 Februar 2010

Nachahmung der Lehre

Im Winter verlangst du nach Pelzkleidung,
aber wenn der Sommer kommt,
wird sie dir zur Last
und du legst sie achtlos beiseite.

So ist es mit der Nachahmung der Lehre.
Sie hält die Leute warm bis zu dem Tag,
an dem die Sonne sie wärmt.

Dschelal ed-Din Rumi, auch Dschelaluddin Rumi (1207-1273)

27 Februar 2010

Weisheit und Liebe

Unser Leben ist ein dynamischer Prozess, in dem wir jeden Augenblick die Richtung des Energiestroms mitbestimmen. Je bewusster und wacher wir leben, desto mehr sind unsere Entscheidungen von Weisheit und Liebe getragen.

Willigis Jäger (* 1925)

26 Februar 2010

Niemals

F: Was suchst Du?
A: Das Licht der Erleuchtung.

F: Wird es aus dem Osten kommen?
A: Nein.

F: So wird es aus dem Westen kommen?
A: Nein.

F: Wo wirst Du es also suchen?
A: In mir.

F: Wirst Du es finden?
A: Niemals.


Eintrag in einem Buch über Zen

25 Februar 2010

Tor der Ewigkeit

Trauet
euren Träumen,
denn das
Tor der Ewigkeit
ist
darin
verborgen.

Khalil Gibran (1883-1931)

24 Februar 2010

Die Wahrheit wollen

Wahrheit zu hören oder zu lesen oder im Zusammensein mit einem erwachten Wesen zu erleben ist hilfreich, aber nicht ausreichend. Es bleibt Stückwerk, allein schon deshalb, weil Wahrheit in Wirklichkeit nicht sprechbar, nicht denkbar, nicht ausdrückbar, nicht vermittelbar ist. Niemand kann sie dir schenken oder geben. Alles kann nur auf sie hinweisen, hindeuten. Du musst sie wollen, mehr als alles andere, mehr als Glück.

Pyar Rauch (*1960)

23 Februar 2010

Die Bilder sind die Welt

Alles beginnt, eine Projektion vor dir zu sein. Und da du zu entdecken anfängst, dass du Reines Bewusstsein bist, fängt die Welt gleichfalls an, Reines Bewusstsein zu werden. Es ist wie ins Kino gehen, die Leinwand ist Reines Bewusstsein, die Bilder sind die Welt. Vor deinem Erwachen hast du dich mit den Bildern identifiziert und hattest keine Ahnung, das da eine Leinwand ist. Natürlich weißt du es irgendwo in deinem Verstand. Du hast ein vages Bild von der Leinwand, aber du erinnerst dich nicht daran, weil die Bilder so unterhaltsam sind. Du siehst einen Liebesfilm oder einen Kriegsfilm oder diese oder jene Art von Film und du lässt dich total in die Objekte verwickeln. Allerdings, wenn du versuchst, die Objekte auf der Leinwand anzufassen, wirst du nur die Leinwand in der Hand haben. Das ist es, was passiert, wenn du aufwachst. Du erkennst, dass du die Leinwand bist, du bist Bewusstsein. Und du erkennst, dass alles in der Welt, alles, das gesamte Universum mitsamt Gott, eine Erscheinung in dir ist. Es ist nicht die Realität. Es ist eine Überlagerung. Aber du identifizierst dich mit der Leinwand, die eigentlich Bewusstsein ist, und tolerierst die Überlagerung. Doch du weißt, das bist nicht du. Du hast nichts damit zu tun und du identifizierst dich nicht damit.

Robert Adams (1928-1997)

22 Februar 2010

Erkenntnis der Wahrheit

Tausche nicht die Wahrheit für eine irgendgeartete Erfahrung ein und lehne sie nicht wegen einer irgendgearteten Erfahrung ab! Gib dich nicht zufrieden mit einer Vorstellung von Wahrheit und Freiheit, gib dich nicht mit dem Land der Glückseligen zufrieden. Und gib dich auch nicht mit mentalem Verstehen zufrieden, denn was man intellektuell verstehen kann, kann zwar sehr weit gehen - es kann genau bis an die Grenze der Transzendenz führen, kann uns sogar an diese Grenze treiben, kann uns bis an den Rand des Erkennens von Unendlichkeit leiten, aber dann muss sich das mentale Denken selbst ad absurdum führen, es muss erkennen, dass die eigentliche Realisation über Logik hinausgeht. Nun muss der Verstand seine Unfähigkeit weiterzugeben einsehen und sich der Erkenntnis der Wahrheit, die weit hinausgeht über alles Denkbare, beugen, er muss demütig werden und kann dann wissend, dass er nichts weiß, wissend, dass er nicht verstehen kann, im Dienst der Wahrheit stehen.

Pyar Rauch (*1960)

21 Februar 2010

Das Gebet...

Das Gebet hat große Kraft,
das ein Mensch vollbringt mit aller seiner Macht:
Es machet ein bitteres Herz süß,
ein trauriges Herz froh,
ein armes Herz reich,
ein törichtes Herz weise,
ein zaghaftes Herz kühn,
ein kraftloses Herz stark,
ein blindes Herz sehend,
eine kalte Seele brennend

Mechthild von Magdeburg (ca. 1210-1299)

20 Februar 2010

Über alles hinaus

Goltt ist namenlos. Von ihm kann niemand etwas sprechen noch verstehen. Wir können von Gott nur sprechen nach unserer Verständnisweise, und es ist ein Unterschied zwischen Gottes Sein und unserem Verstehen.
Von Gott kann man nicht einmal eigentlich sagen, dass er ist. Das kommt vom Überschwang seines lauteren Wesens. Und sage ich: Gott ist gut, so ist das nichts eigentlich; ich bin gut, Gott ist es nicht. Sage ich: Gut, besser, bestes - er ist über alles hinaus.

Meister Eckhart (1260-1327)

19 Februar 2010

Unsterblich

Brahman ist wirklich dieses unsterbliche Sein. Vorn ist Brahman, hinten ist Brahman, links und rechts. Es erstreckt sich nach oben und nach unten. Wahrhaftig, Brahman ist dieses Universum.

Upanishaden (800-600 v. u.Z.)

18 Februar 2010

Selig sind...

Selig sind, die da geistlich arm sind;
denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen;
denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen;
denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;
denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen;
denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind;
denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen;
denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden;
denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen
um meinetwillen schmähen und verfolgen
und reden allerlei Übles gegen euch,
wenn sie damit lügen.

Jesus Christus (ca. 4 v.-29 n.u.Z.)

17 Februar 2010

Asche ist Asche...

Sobald Brennholz zu Asche verwandelt ist,
kann es nicht wieder Feuerholz werden;
aber wir sollten die Asche nicht
als den potentiellen Zustand
von Feuerholz ansehen
oder umgekehrt.
Asche ist ganz Asche,
und Feuerholz ist Feuerholz.
Sie haben ihre eigene
Vergangenheit, Zukunft und freies Dasein.

Dogen (1199-1253)

16 Februar 2010

Einheit ist, wenn...

Einheit ist, wenn sich der Mensch mit all seinen Kräften von innen gesammelt fühlt in der Einheit seines Herzens. Einheit bringt inneren Frieden und Ruhe des Herzens. Einheit des Herzens ist ein Band, das Leib und Seele, Herz und Sinn und alle äußeren und inneren Kräfte in der Einigung der Minne zusammenzieht und umschließt. Aus dieser Einheit des Herzens kommt die Innerlichkeit. Denn niemand kann innerlich sein, er sei denn einig gesammelt in sich.

Jan van Ruysbroek (1293 - 1381)

14 Februar 2010

Hoffnung





Das Gelächter
ist der Hoffnung
letzte Waffe.

Harvey Cox (*1929)










(Spitzweg, Harlekin)

Alle Menschen

Alle Menschen sind im Grunde Buddhas, gleich wie Wasser und Eis: Es gibt kein Eis getrennt vom Wasser, gesondert von den Geschöpfen keine Buddhas. Nicht wissend wie nahe ihnen die Wahrheit, suchen die Geschöpfe sie in der Ferne - welch Jammer! Sie gleichen denen, die im Wasser nach Wasser schrei'n vor Durst.

Hakuin Zenji, auch Hakuin Ekaku (1686-1769)

13 Februar 2010

Alles in dir

Die gesamte Schöpfung existiert in dir, und alles, was in dir ist, existiert auch in der Schöpfung. Es gibt keine Grenze zwischen dir und einem Gegenstand, der dir ganz nahe ist, genauso wie es keine Entfernung zwischen dir und sehr weit entfernten Gegenständen gibt. Alle Dinge, die kleinsten und größten, die niedrigsten und höchsten sind in dir vorhanden als ebenbürtig. Ein einziges Atom enthält alle Elemente der Erde. Eine einzige Bewegung des Geistes beinhaltet alle Gesetze des Lebens. In einem einzigen Tropfen Wasser findet man das Geheimnis des endlosen Ozeans. Eine einzige Erscheinungsform deiner selbst enthält alle Erscheinungsformen des Lebens überhaupt.

Khalil Gibran (1883-1931)

12 Februar 2010

In uns selber

Wenn wir einen Menschen hassen,
so hassen wir in seinem Bild etwas,
was in uns selber sitzt.
Was nicht in uns selber ist,
das regt uns nicht auf.

Hermann Hesse (1877-1962)

11 Februar 2010

Die Furcht deiner Seele

Was du für hässlich hältst, ist es nicht das, was du niemals versucht hast zu erreichen und dessen Sinn zu verstehen du niemals wünschtest? Wenn es Hässliches gibt, so sind es die Schuppen auf unseren Augen und das Wachs, das unsere Ohren verstopft. Mein Freund, nenne nichts hässlich außer der Furcht deiner Seele angesichts ihrer eigenen Erinnerungen.

Khalil Gibran (1883-1931)

10 Februar 2010

Unveränderbar

Verhaltensweisen sind Festlegungen,
Differenzierungen in zehntausendfacher Weise.
Aber da gibt es jemand,
der immer gleich bleibt,
der unveränderbar ist.
Findet ihn.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

09 Februar 2010

Derselbe Fluss

Man kann
nicht zweimal
in
denselben Fluss
steigen.

Heraklit (544 bis 483 v.Chr.)

08 Februar 2010

Er existiert

Du solltest gar nichts verändern. Du solltest still sein und schauen. Wenn du still wirst und schaust, dann wird, was du anschaust, dich anschauen. Wenn du die Welt anschaust, ohne sie zu interpretieren, ohne festzuhalten, wird die Welt sich dir offenbaren als das, was sie ist. Die Welt wird sich dir als nichts offenbaren, als ein Bild auf der Leinwand des Bewusstseins. Du wirst ohne irgendeinen Grund strahlend glücklich werden. Du wirst einen Frieden finden, von dem du dir nie hättest träumen lassen, dass er existiert.

Robert Adams (1928-1997)

07 Februar 2010

Stille und Lärm

Die Stille ist nicht
auf den Gipfeln der Berge,

der Lärm nicht
auf den Märkten der Städte,

beides ist in den Herzen der Menschen.

Aus Indien

06 Februar 2010

Geistes-Haltung

Die größte Entscheidung Deines Lebens
liegt darin,
dass Du Dein Leben ändern kannst,
indem Du Deine Geisteshaltung änderst.

Albert Schweitzer (1875 – 1965)

05 Februar 2010

Gedanken loswerden

Du brauchst keinen neuen Zustand anzustreben oder zu erreichen. Sie zu, dass du deine jetzigen Gedanken los wirst. Das ist alles.

Ramana Maharshi (1879-1950)

04 Februar 2010

Klarsichtige Intelligenz

Es gibt niemanden auf der Welt, weder unter denjenigen, die wir als die Unterdrückten sehen, noch unter denjenigen, die wir für die Unterdrücker halten, der nicht alles hätte, was zum Erwachen nötig ist. Wir alle brauchen Unterstützung und Ermutigung, um uns bewusst zu werden, was wir denken, was wir sagen und was wir tun. Werden Sie sich Ihrer Meinungen bewusst. Wenn Sie feststellen, dass Sie Ihren Meinungen gegenüber aggressiv reagieren, bemerken Sie es einfach. Wenn Sie Ihren Meinungen gegenüber nicht aggressiv sind, bemerken Sie auch das. Indem Sie ein Bewusstsein entwickeln, das sich nicht an richtig oder falsch klammert, finden sie einen neuen Seinszustand. Daraus entwickelt sich schließlich das endgültige Aufhören des Leidens. Zu guter Letzt, wenn Sie nicht mehr an sich verzweifeln. Tun Sie von ganzem Herzen alles, um Ihre klarsichtige Intelligenz zu wecken, aber tun Sie es immer nur von Tag zu Tag, von Moment zu Moment.

Pema Chödrön (*1936)

03 Februar 2010

Hindernisse waren mein Leben

Lange hat es für mich so ausgesehen, als ob mein Leben gleich anfangen würde - mein wirkliches Leben. Aber immer war noch irgend etwas im Wege. Etwas, was ich erst noch kriegen müsste, eine Sache, die erst zuende gehen müsste, Zeit, die erst noch vergehen müsste, eine Schuld, die erst noch abgetragen werden müsste. Aber dann würde mein Leben beginnen. Schließlich dämmerte mir, dass diese Hindernisse mein Leben waren.

Thomas Merton (1915–1968)

02 Februar 2010

Unwirklich

Ich lache, wenn ich höre,
der Fisch dürstet im Wasser.

Du siehst nicht, dass Zuhause die Wirklichkeit ist,
und du wanderst von Wald zu Wald lustlos!

Hier ist die Wahrheit!
Gehe hin, wo immer du willst, nach Benares oder Mathura -
wenn du die eigene Seele nicht findest,
bleibt dir die Welt unwirklich.

Kabir (1440-1518)

01 Februar 2010

Der Lehren berauben

Ich will dich nichts lehren, im Gegenteil, ich will dich der Lehren berauben. Ich sage dir keine Methode, sondern möchte dir alle Methoden nehmen. Ich entwerfe kein System, ich will dir auch alle Systeme wegnehmen. Bitte, bitte glaube mir nichts, denn auch Glauben will ich dir entreißen. Denn du musst am Ende selbst sehen, du musst selbst entdecken! Also, schau, schau selbst was übrig bleibt. Schau, was da ohne Lehre, ohne System, ohne Methode, ohne Zukunft, ohne Vergangenheit ist - schau, schau genau hin, genau jetzt!

Pyar Rauch (*1960)