31 März 2010

Hilf jedem

Störe niemand in seinem Glauben, auch nicht jene, die aus Unwissenheit primitiven Anbetungsformen huldigen." Störe niemand, sondern hilf jedem höher und höher zu klimmen.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

30 März 2010

Was du (nicht) bist

Um zu wissen, wer du bist, musst du zunächst untersuchen und kennen, was du nicht bist. Entdecke alles, was du nicht bist: Körper, Gefühle, Gedanken, Zeit, Raum, dies und das. Nichts, was du konkret oder abstrakt wahrnimmst, kannst du sein. Eben dieser Vorgang der Wahrnehmung zeigt, dass du nicht bist, was du wahrnimmst.

Sri Maharaj Nisargadatta (1897-1981)

29 März 2010

Herz und Verstand

In einer Epoche der Menschheitsgeschichte, die eine Höhe intellektueller Entwicklung erklommen hat, wie man sie vor hundert Jahren nicht erträumen konnte, und die einen wissenschaftlichen Fortschritt gebracht hat, der vor fünfzig Jahren für unmöglich gehalten wurde, kann man die Herzen der Welt nicht in enge Schranken bannen. Wenn man versucht, die Menschen in enge Grenzen zu verweisen, erniedrigt man sie zu Tieren und gedankenlosen Massen und tötet ihr sittliches Leben. Was wir heute brauchen, ist das edelste Herz in Verbindung mit dem höchsten Verstand, die grenzenlose Liebe in Verbindung mit unendlicher Weisheit. Sein ohne Wissen und Liebe gibt es nicht; Wissen ohne Liebe, und Liebe ohne Wissen gibt es nicht. Unser Ziel ist die Harmonie von ewigem Sein, unendlichem Wissen und ewiger Glückseligkeit. Wir wollen Harmonie und nicht einseitige Entwicklung, den Verstand eines Shankara mit dem Herzen eines Buddha. Wollen wir uns alle bestreben, diese begnadete Verbindung zu verwirklichen.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

28 März 2010

Menschlich

Unser Hauptziel ist der universelle Frieden. Wie können wir ihn erreichen? Wir können ihn erreichen, indem wir alle Unmenschlichkeit zwischen uns ausrotten. Es darf nur eine Rasse und nur eine Gesellschaft geben. Werdet menschlich!

Babaji (1970?-1984)

27 März 2010

Formen

Formen erscheinen dann,
wenn Bedingungen zur Formgebung entstehen,
etwa so, wie der Mond sich spiegelt,
wenn Wasser da ist, das ihn reflektiert.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

26 März 2010

Abwesenheit

Ein buddhistisches Koan sagt: "Der Meister hält den Kopf des Schülers unter Wasser, lange, sehr lange; allmählich werden die aufsteigenden Wasserblasen seltener; im letzten Augenblick zieht der Meister den Schüler heraus und läßt ihn wieder zu Atem kommen: wenn du so sehr nach der Wahrheit verlangt hast wie nach der Luft, wirst du wissen, was sie ist."
Die Abwesenheit des Anderen drückt mir den Kopf unter Wasser; allmählich ersticke ich, meine Atemluft wird knapper: durch eben diese Asphyxie rekonstituiere ich meine Wahrheit, bereite ich in mir den "Unheilbar"-Liebenden vor.

Roland Barthes (1915 - 1980)

25 März 2010

Weite der See

Ein Tropfen, der aus einer Regenwolke fiel,
Erschrak vor der Weite der See:
Wer bin ich in der Unermesslichkeit des Ozeans?
Wenn ER ist, dann bin ich in Wahrheit nicht!
Während er sich mit den Augen der Verachtung betrachtete,
Nährte ihn eine Muschel in ihrem Schoß.

Der Himmel lenkte die Geschicke so,
Dass eine berühmte, eine königliche Perle heranwuchs:
Aus der Tiefe stieg er zur Höhe empor
Und klopfte an die Tür des Nichts:
Bis das Sein heraustrat.

Idries Shah (*1924-1996)

24 März 2010

Von Moment zu Moment

Es gibt niemanden auf der Welt, weder unter denjenigen, die wir als die Unterdrückten sehen, noch unter denjenigen, die wir für die Unterdrücker halten, der nicht alles hätte, was zum Erwachen nötig ist. Wir alle brauchen Unterstützung und Ermutigung, um uns bewusst zu werden, was wir denken, was wir sagen und was wir tun. Werden Sie sich Ihrer Meinungen bewusst. Wenn Sie feststellen, dass Sie Ihren Meinungen gegenüber aggressiv reagieren, bemerken Sie es einfach. Wenn Sie Ihren Meinungen gegenüber nicht aggressiv sind, bemerken Sie auch das. Indem Sie ein Bewusstsein entwickeln, das sich nicht an richtig oder falsch klammert, finden sie einen neuen Seinszustand. Daraus entwickelt sich schließlich das endgültige Aufhören des Leidens. Zu guter Letzt, wenn Sie nicht mehr an sich verzweifeln. Tun Sie von ganzem Herzen alles, um Ihre klarsichtige Intelligenz zu wecken, aber tun Sie es immer nur von Tag zu Tag, von Moment zu Moment.

Pema Chödrön (*1936)

23 März 2010

Das Selbst finden

Stellt euch vor, ihr spielt in einem Theaterstück und ihr spielt eine Rolle und seid euch die ganze Zeit bewusst, dass ihr eine Rolle spielt. Ihr seid nicht wirklich diese Person. Es ist nur eine Rolle, die ihr spielt. Genauso spielt ihr jetzt eine Rolle, nur habt ihr vergessen, dass ihr eine Rolle spielt. Ihr denkt, euer Körper, so wie er jetzt aussieht, wie er erscheint, was er macht, sei real, und ihr steckt all eure Energie in das Spiel, diese Rolle zu spielen. Das ist tatsächlich vergeudete Energie. Wenn ihr nur eure Energie daran setzen würdet, das Selbst zu finden, das ihr in Wirklichkeit nie verloren habt.

Robert Adams (1928-1997)

22 März 2010

Geduld

Eigne dir
die Gangart
der Natur an.
Ihr Geheimnis ist Geduld.

Ralph Waldo Emerson (1803-1882)

21 März 2010

An der Stille teilhaben

Selbst die Buddhas und Patriarchen sind nur wie Wegweiser auf dem Weg der Erkenntnis.
Da gibt es welche unter euch, die sich einen Satz aus den Lehrreden herauspicken, der euch halb verständlich und halb unverständlich ist. Damit schafft ihr Verwirrung und versetzt Himmel und Erde in Unruhe. Ihr rennt umher, befragt Gott und die Welt und verharrt so in geschäftiger Verblendung. Der echte Mensch des Weges, der echte Zen-Mensch blickt nicht nach rechts und links, verbringt seine Zeit nicht damit, um über Rechtschaffene und Gauner, dies und das, richtig und falsch, Form und Nicht-Form oder andere abstrakte Begriffe vergeblich zu diskutieren.

Kommt jemand mit einer Frage zu mir, dann durchschaue ich ihn gründlich, ganz gleich, ob er Mönch oder Laie ist. Welche Begriffe er mir auch immer anträgt, er lernt sie alle als leere Worte und Namen, als Vorstellungen und Gehirnfurze zu entlarven.
Die Absicht des tiefgründigen Lehrens aller Buddhas besteht darin, den in uns sichtbar werden zu lassen, der in der Lage ist, alle Lebensumstände zu beherrschen. Die Buddhanatur kann von sich selbst nicht sagen: ich bin die Buddhanatur. Es ist vielmehr der unabhängige Mensch des Weges, der in allen Lebensfragen von seiner Buddhanatur Gebrauch macht, indem er sie einfach walten lässt.

Fragt mich jemand, wo er wohl nach der Buddhanatur suchen solle, so begegne ich ihm mit meiner Buddha-Natur. Fragt mich jemand nach Bodhisattvas, so zeige ich ihm echtes Mitgefühl, die Eigenschaft jedes Bodhisattvas. Fragt mich jemand nach der Erleuchtung, dann antworte ich ihm durch Nicht-Antworten und zeige ihm somit Unaussprechlichkeit. Fragt mich schließlich jemand nach Nirvana, dann lasse ich ihn teilhaben an der Stille, der Funktion des Nirvana.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

20 März 2010

Sich selbst lieben

Wenn du unfähig bist, dich selbst zu lieben, wirst du nie in der Lage sein, irgendwen zu lieben. Das ist eine absolute Wahrheit, die keine Ausnahmen hat. Du kannst andere nur lieben, wenn du dich selbst lieben kannst.
Aber die Gesellschaft verurteilt Eigenliebe. Sie sagt, das sei egoistisch, sie sagt, das sei narzisstisch. Ja, Eigenliebe kann narzisstisch werden, aber sie ist es nicht notwendigerweise. Sie kann narzisstisch werden, wenn sie nie über sich selbst hinausgeht, sie kann eine Art Egoismus werden, wenn sie auf dich selbst beschränkt bleibt. Im übrigen aber ist Eigenliebe der Beginn jeder anderen Liebe.

Ein Mensch, der sich selbst liebt, beginnt früher oder später, vor Liebe überzufließen.

Osho (1931-1990)

19 März 2010

Einsamkeit vs. All-Einheit

Eines Tages muss man sich mit seiner Einsamkeit anfreunden. Wenn du ihr einmal in die Augen geschaut hast, verändert die Einsamkeit ihre Farbe, ihre Qualität; sie schmeckt dann völlig anders. Sie wird zur All-Einheit. Dann ist sie nicht mehr Isolation; sie ist All-eins-sein mit dir selbst.
Isolation birgt Unglück; All-Einheit weitet sich zu Glückseligkeit aus.

Osho (1931-1990)

18 März 2010

Immer nur das Ganze

"Gott" oder das "reine Bewusstsein" verliert sich, "vergisst sich" vorübergehend und steigt in immer tiefere Ebenen des Bewusstseins - also vom Überbewusstsein zum Bewusstsein hin zum Unbewusstsein. Dabei "vergisst" jede Ebene, wo sie vorher war. Jede Ebene ist Stufe einer "Entfremdung" von der Gottheit, vom Ganzen. Und natürlich ist dieser stufenweise Abfall vom Ganzen eine Illusion, ein "Spiel der Täuschung", weil jeder Schritt nichts als eben ein "Spiel des Ganzen" ist, welches keine Zeit kennt.

Die Wirklichkeit aller Erscheinungsformen ist immer nur das Ganze. Das Ganze, das Göttliche ist nie wirklich "verloren", sondern nur "vergessen".... Das "Spiel" geht in eine neue Runde, wenn die Involution abgeschlossen, das "Nichts" wiederhergestellt ist. Dann beginnt wieder neue Evolution.

Henning von der Osten ( 1926 - 2008)

17 März 2010

Nacht der Mystik: 19. März

Seit es Menschen gibt, die sich und ihr Dasein reflektieren können, suchen sie nach einer Wirklichkeit hinter der sichtbaren Realität. Auch heute fragen sich viele: „Was trägt die Welt im Innersten?“ und „Wie kann ich – jenseits unseres zweckrational organisierten Alltags – zu tieferer Erkenntnis kommen?“

Um Antworten auf diese Fragen nach dem Grund des Lebens zu finden, gehen Menschen in unterschiedlichen Kulturen und Religionen ganz verschiedene Wege: Meditation, Kontemplation und Askese gehören zum festen Bestand bei der Sinnsuche. Innenschau und die Reduzierung auf das Wesentliche sollen dabei helfen, zum Eigentlichen zu kommen.

So unterschiedlich die Wege sind, so sehr ähneln sich die Aussagen von Menschen, die „Gott geschaut“ oder „Erleuchtung“ erlangt haben. Ob es Heilige waren, die die unmittelbare Begegnung mit Gott suchten, oder Weise und Meister, die das „Große Eine“ erfuhren, so beschreiben sie doch alle, dass ihre mystische Erfahrung etwas „Unsagbares“ hatte. Und so legen sie in oft poetischer Sprache und anhand von Bildern, in denen sich Gegensätze zu einem Einssein auflösen, Zeugnis davon ab, dass sie einem Geheimnis begegneten, das sich mit Worten letztlich nicht beschreiben lässt.

Die Annäherung an dieses Geheimnis steht im Mittelpunkt der „Nacht der Mystik“. Über Musik aus unterschiedlichen Jahrhunderten und Tanz, über bildende Kunst und Film, über Texte und in Stille werden die Besucherinnen und Besucher in eine meditative Atmosphäre eintauchen. Texte und heilige Schriften aus unterschiedlichen Religionen wie Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Zen-Buddhismus leiten als roter Faden durch das vierstündige Programm. Immer geht es um Erfahrung – im Sinne des berühmten Satzes von Karl Rahner „Der Fromme von Morgen wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“

Die „Nacht der Mystik“ ist eine ökumenische Veranstaltung der katholischen Kirchengemeine Johannes XXIII. und der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Neue Stadt. Sie will – auch im Sinne einer interreligiösen Begegnung – Christen wie Nicht-Christen ansprechen.

Text der Einladung für die "Nacht der Mystik". Mehr Informationen hier:

http://www.nachtdermystik.de/index.html

Findet ihn

Verhaltensweisen sind Festlegungen,
Differenzierungen in zehntausendfacher Weise.

Aber da gibt es jemand,
der immer gleich bleibt, der unveränderbar ist.

Findet ihn.


Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

16 März 2010

Sein und Denken

Wir sind, was wir denken.
Alles, was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken machen wir die Welt.

Gautama Buddha (ca. 563-483 v. u.Z.)

15 März 2010

Erkannter und Erkenntnis

Der Schöpfer im Menschen ist das eigene Selbst, dessen letzte, von seinem eigenen Mittelpunkt entfernteste Manifestation das kleine "Ich", das persönliche "Ichbewusstsein" ist. Das persönliche "Ich" in ihm ist das durch die Materie - im Körper - widergespiegelte Bild Gottes. Wenn der Mensch also aus dem Fernsein in die Identität mit Gott zurückgelangen will, muss er mit seinem Bewusstsein denselben Weg einschlagen: er muss sein Bewusstsein, von seinem persönlichen "Ich" ausgehend, immer tiefer und tiefer in sich zurückziehen, und sich zu seinem wahren Selbst, zu seinem Schöpfer, hinwenden, bis er sich in Ihm bewusst erkennt. Das bedeutet aber, dass in diesem Zustand nicht das Geschöpf - die Person - sich selbst erkennt, da es keine wahre Existenz hat und als Scheinwesen kein rückwirkendes Bewusstsein, keine Selbsterkenntnis haben kann, sondern der Schöpfer erkennt sich selbst im Geschöpf, in der Person. Dies ist die einzige Möglichkeit, in welcher das Getrenntsein aufhört, in welcher das Bewusstsein sich im Einheitszustand befindet, wenn das "Sich-selbst-Denken" aufhört und zum "Sich-selbst-Sein" - zur "Selbsterkenntnis" - wird. In diesem Zustand sind der Erkenner, das Erkannte und die Erkenntnis ein und dasselbe Subjekt: das Selbst - der Schöpfer - erkennt sich selbst in sich!

Elisabeth Haich (1897-1994)

14 März 2010

Mitgefühl für andere

Wenn wir Mitgefühl haben für andere, dann vergessen wir uns selbst. Wenn wir uns selbst vergessen, können wir unmöglich ein Problem haben.
An andere zu denken ist der direkteste und einfachste Weg, die eigenen Probleme loszuwerden.
In dem Moment, wo man an sich selbst denkt, gibt es unzählige Möglichkeiten, alte Probleme wieder hervorzuholen und neue zu schaffen.

Ayya Khema (1923 - 1997)

13 März 2010

Einziges Wort

Solange du dir Vorstellungen nicht bewusst machst, wirst du Erleuchtung nicht verwirklichen, selbst wenn du dich ein ganzes Weltzeitalter mit der Lehre beschäftigst und alle Lehrreden und Meditationsanweisungen kennst.
Bist du dir aber deiner Gedanken und Vorstellungen bewusst, dann kann es sein, dass dich ein einziger Ausspruch, vielleicht sogar nur ein einziges Wort, unmittelbar zum Erwachen bringt.

Bardo Thödol

12 März 2010

Erscheinungsformen

Die gesamte Schöpfung existiert in dir, und alles, was in dir ist, existiert auch in der Schöpfung. Es gibt keine Grenze zwischen dir und einem Gegenstand, der dir ganz nahe ist, genauso wie es keine Entfernung zwischen dir und sehr weit entfernten Gegenständen gibt. Alle Dinge, die kleinsten und größten, die niedrigsten und höchsten sind in dir vorhanden als ebenbürtig. Ein einziges Atom enthält alle Elemente der Erde. Eine einzige Bewegung des Geistes beinhaltet alle Gesetze des Lebens. In einem einzigen Tropfen Wasser findet man das Geheimnis des endlosen Ozeans. Eine einzige Erscheinungsform deiner selbst enthält alle Erscheinungsformen des Lebens überhaupt.

Khalil Gibran (1883-1931)

11 März 2010

Sich selbst Licht werden

Alles, was gebraucht wird, ist schon im menschlichen Bewusstsein verborgen. Der Mensch muss nicht in den Himmel schauen, sondern in sich selber. Er braucht nicht von irgendwoher um Gnade bitten, sondern er muss sich selbst ein Licht werden.

Gautama Buddha (ca. 563-483 v.u.Z.)

10 März 2010

Wer, wo, wann

Wer, wenn nicht wir?
Wo, wenn nicht hier?
Wann, wenn nicht jetzt?

Aus China

09 März 2010

Träumen trauen

Trauet euren Träumen,
denn das Tor der Ewigkeit ist darin verborgen.

Khalil Gibran (1883-1931)

08 März 2010

In früheren Zeiten...

In früheren Zeiten vermochten die Menschen das ganze Leben mit geistlichen Übungen und der genauen Befolgung aller in den Heiligen Schriften verordneten Riten zu verbringen ...
Wer in unserer Zeit die vom Irrtum geschmiedeten Fesseln abstreifen will, soll unaufhörlich den heiligen Namen Gottes wiederholen und gleichzeitig seine Gedanken auf Gott richten. Wer den inbrünstigen Glauben an die Macht des heiligen Gottesnamens in seinem Herzen trägt, und diesen Namen Tag und Nacht wiederholt, bedarf keiner geistlichen Übungen mehr.

Ramakrishna (1836-1886)

06 März 2010

Das Ganze

Gott lässt sich nicht von der Evolution trennen. Gott ist Kommen und Gehen. Gott ist Geborenwerden und Sterben. Er ist der Tänzer, der die Evolution tanzt. Ein Tänzer ohne Tanz macht keinen Sinn - und einen Tanz ohne Tänzer kann man ebenso wenig denken. Auf diese Weise gehören Gott und Evolution zusammen. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. Oder nehmen wir das Beispiel einer Symphonie: Der Kosmos ist die Symphonie, und das, was wir "Gott" nennen, erklingt als diese Symphonie. Jeder Ort, jeder Augenblick, jedes Wesen ist eine ganz bestimmte Note, die je für sich unverzichtbar für das Ganze ist, auch wenn sie im nächsten Augenblick durch eine andere Note abgelöst wird. Alle Noten machen das Ganze aus, alle Noten sind das Ganze - und das, was die Ganzheit des Ganzen ausmacht, ist Gott, der als dieses Ganze erklingt.

Willigis Jäger (* 1925)

05 März 2010

Buddha-Weg

Den Buddha-Weg erfahren bedeutet, sich selbst erfahren. Sich selbst erfahren heißt sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen heißt, sich selbst wahrnehmen - in allen Dingen. Dies erkennen bedeutet, dass das Unterscheiden aufhört: von Leib und Geist, von mir selbst und von den andern. So verschwinden die Spuren der Erleuchtung, und zugleich ist sie da, jederzeit und überall, ohne dass wir daran denken.

Dogen (1199-1253)

04 März 2010

Bist und hast alles

Dies zu sein oder das,
bedeutet nicht alles zu sein.
Denn solange ich dies und das bin
oder dies und das habe,
so bin ich nicht alles
noch habe ich alles.

Scheide ab,
dass du weder dies noch das bist,
oder dies und das hast,
so bist du alles
und hast alles.

Meister Eckhart (1260 - 1327)

03 März 2010

Gelassenheit

Gelassenheit fängt Gott:
Gott aber selbst zu lassen,
Ist ein Gelassenheit,
die wenig Menschen fassen.

Angelus Silesius (1624 - 1677)

02 März 2010

Gefängniswärter Unwissenheit

Die Erleuchtung fühlte sich für Gautama Buddha an, als sei ein Gefängnis, das ihn Tausende von Lebzeiten umschlossen hatte, nun aufgebrochen. Unwissenheit war der Wärter dieses Gefängnisses gewesen. Unwissenheit hatte seinen Geist verdunkelt, so wie die stürmischen Wolken den Mond und die Sterne verbargen. Von endlosen Wogen täuschender Gedanken getrübt, hatte der Geist die Wirklichkeit in Subjekt und Objekt geteilt, in Selbst und Andere, Sein und Nicht-Sein. Und aus diesen Unterscheidungen entstanden die falschen Sichtweisen - die Gefängnisse von Empfindung, Begierde, Ergreifen und Werden.
Das Erleiden von Geburt, Alter, Krankheit und Tod machte die Gefängnismauern nur noch dicker. Es gab nur eins zu tun: den Gefängniswärter zu ergreifen und sein wahres Gesicht zu schauen. Der Gefängniswärter war die Unwissenheit. Und das Mittel, die Unwissenheit zu überwinden, war der Edle Achtfache Pfad. War der Gefängniswärter erst fort, dann würde auch das Gefängnis verschwinden und niemals wieder aufgebaut werden.

Thich Nhat Hanh (* 1926)

01 März 2010

Nur für heute...

1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

2. Nur für heute werde ich große Sorgfalt in mein Auftreten legen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemand kritisieren, ja ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern – nur mich selbst.

3. Nur für heute werde ich in der Gewißheit glücklich sein, daß ich für das Glück geschaffen bin - nicht für die anderen, sondern auch für diese Welt.

4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, daß die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.

5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist eine gute Lektüre notwendig für das Leben der Seele.

6. Nur für heute werde ich eine gute Tat verbringen, und ich werde es niemandem erzählen.

7. Nur für heute werde ich etwas tun, für das ich keine Lust habe zu tun: sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, daß es niemand merkt.

8. Nur für heute werde ich fest glauben – selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten –, daß die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.

9. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist – und ich werde an die Güte glauben.

10. Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen – und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: der Hetze und der Unentschlossenheit.

Die so genannten "Zehn Gebote der Gelassenheit", die Papst Johannes XXIII. (Angelo Giuseppe Roncalli, 1881 - 1963) zugeschrieben werden.