04 Oktober 2010


 1.576 Gedanken, Splitter, Texte, Anregungen etc. sind im "sinndeuter" erschienen. Sie gehörten zu meiner morgendlichen Meditation und ich wollte sie nicht für mich allein behalten. Manche positiven Stimmen haben mir gezeigt, dass die Texte des "sinndeuter" auch bei Mit-Menschen auf Resonanz stießen.

Mit dem heutigen Datum beende ich den "sinndeuter". Für diese Art spiritueller Kommunikation scheint es mir genug zu sein. Der "sinndeuter" wird im Netz bleiben, ich werde hier und da sehen, ob die Links noch funktionieren. Ansonsten gilt meine Aufmerksamkeit jetzt meinem neuen Projekt "Mystik aktuell". Mehr dazu hier:

mystikaktuell.wordpress.com

Wenn ich Sie/Dich/Euch dort wieder treffe, freut es mich.

Achtsamkeit

1. Achtsamkeit besteht darin, unsere authentische Präsenz hervorzubringen, uns im Hier und Jetzt lebendig werden zu lassen und mit den Dingen in Berührung zu kommen.

2. Achtsamkeit lässt uns erkennen, dass das Leben bereits da ist. Wir können wirklich mit ihm in Kontakt sein und ihm Sinn und Tiefe geben.

3. Achtsamkeit schenkt dem Objekt unserer Betrachtung Lebenskraft, berührt und umarmt es. Das macht uns selbst lebendig und das Leben wird realer. Dies gibt uns Nahrung und Heilung.

4. Achtsamkeit vermittelt Sammlung und Konzentration. Wenn wir in unserem Alltag konzentriert sind, werden wir alles tiefer betrachten und besser verstehen können.

5. Achtsamkeit ermöglicht tiefes Schauen und lässt uns das Objekt unserer Betrachtung außerhalb und in uns selbst besser erkennen.

6. Achtsamkeit führt zu Verstehen, das tief aus unserem Inneren kommt. Wir erlangen Klarheit und so wird die Bereitschaft zur Akzeptanz gefördert.

7. Achtsamkeit führt zur Befreiung durch die so gewonnenen Einsichten. Wo immer wir Achtsamkeit praktizieren, ist Leben, Verständnis und Mitgefühl.

Thich Nhat Hanh (*1926)

http://www.intersein-zentrum.de/thich.html

03 Oktober 2010

Die Einheit, die wir meinen

"Die deutsche Einheit, wir dulden nicht, dass nur das schwarze Pack davon spricht! Wir wollen die Einheit, die wir meinen, so soll es sein, so wird es sein."

Wolf Biermann am 13. November 1976 in Köln. Das dortige Konzert führte zu seiner Ausbürgerung aus der DDR

02 Oktober 2010

Weisheit

Weisheit besteht in nichts als diesem:
Wahr reden, wahr handeln, der Natur der Dinge folgen.

Heraklit (544 bis 483 v.Chr.)

01 Oktober 2010

Mit dem Herzen Buddhas

Was wir heute brauchen, ist die helle Sonne dieser Intelligenz, verbunden mit dem Herzen Buddhas, dem wundervollen Herzen, erfüllt von unendlicher Liebe und Barmherzigkeit. Eine solche Verbindung würde die erhabenste Philosophie hervorbringen, in der sich Wissenschaft und Religion begegnen und die Hände reichen, und Dichtung und Philosophie zu Freunden werden. Dies wird die Religion der Zukunft sein, und wenn wir sie errichten können, wird sie dauern für alle Zeiten und für alle Völker. Kein anderer Weg ist für die moderne Wissenschaft gangbar, und sie hat ihn schon beinahe betreten.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

30 September 2010

Zum Urspung

Entleertes, bilderloses Denken, ein klares Schauen im göttlichen Lichte und eine reine Entrückung des Geistes vor das Antlitz Gottes:
diese drei zusammen bilden und erzielen das wahrhaft schauende Erleben, darin niemand sich irren kann. Der reine Geist nämlich neigt sich beständig zu dem verklärten Verstand und folgt ihm mit nackter Sehnsucht zu seinem Ursprung.

Jan van Ruusbroec (1293 - 1381)

29 September 2010

Intuition

Die höchste Fähigkeit des Menschen ist nicht sein Verstand, sondern seine Intuition; sie bezieht ihr Wissen unmittelbar und spontan von der Seele und nicht durch die unzuverlässige Vermittlung der Sinne oder des Verstandes.

Paramanahansa Yogananda (1893 - 1952)

28 September 2010

Rechte Erkenntnis

Rechte Erkenntnis ist verwirklicht, wenn es weder Subjekt noch Objekt des Erkennens gibt. In der Übung im Strom der Erleuchtung lassen sich weder Stufen noch Unterscheidungen erkennen. Dort, wo es weder den Meditierenden noch die Übungsobjekte gibt, ist das Nicht-Abweichen von der Übung verwirklicht. Wenn im klaren Licht der Erkenntnis das "Bedingte Entstehen" wie auch Subjekt und Objekt als leer erkannt werden und weder Handeln noch Handelnder wahrnehmbar sind, hat das Handeln seine Vollendung erreicht.

Milarepa (1052-1135)

27 September 2010

Selbst, das selber Gott ist

Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschweinden, - das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

26 September 2010

Reines Innesein

Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschwinden, - das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

25 September 2010

Letztlich kein Entrinnen

Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit.
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich noch andere erkennen - er wird allein sein.

Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten?

Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der - Teil eines Ganzen - zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet.
In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein - wie im Tod - sondern lebendig als Mensch unter Menschen.

Richard Beauvais (1964)

24 September 2010

In Meditation...

Ich werfe mich nieder vor Marpa, dem Übersetzer,
der möge mich segnen und vor Streit bewahren.

In Meditation über meinen Lama
vergaß ich die Einflußreichen und Mächtigen.

In Meditation über geheime Weisheitslehren
vergaß ich Bücher, die nur den Verstand nähren.

In Meditation über Leben und zukünftiges Sein
vergaß ich die Furcht vor Geburt und Tod.

In Meditation über die Buddha-Natur aller Wesen
vergaß ich die spaltenden Begriffe.

In Demut des Körpers und Geistes
vergaß ich den Stolz und Selbstruhm der Wichtigtuer.

In meinem Körper als wahrer Einsiedelei
vergaß ich die Klöster.

In der Umarmung des Geistes und nicht des Buchstabens
vergaß ich das Spiel mit leeren Worten.

Da du ein Meister genannt wirst, mögest du
die Bedeutung all dessen in Büchern finden!

Milarepa (1052-1136)

23 September 2010

Betrachte ihre Einheit

Lama, Schutzgottheit und Geister, drei vereint in einem -
rufe sie an!

Meditation, Erleuchtung und Liebe zu allen Wesen, drei
vereint in einem -
meistere sie!

Dieses Leben, das nächste und das Stadium zwischen Tod
und neuem Leben, drei vereint in einem -
betrachte ihre Einheit!

Milarepa (1052-1136)

Im Kino startet heute der Film: Milarepa - der Weg zum Glück. Mehr hier:
http://www.jupiter-films.com/film-milarepa-der-weg-zum-gluck,27.php

22 September 2010

Eigene Tiefe

In meine eigene Tiefe hinabsteigen, in das göttliche Selbst, den Grund meines Ich und alle Lebewesen in der Nicht-Dualität umarmen. Alle Wesen als mir zugehörige fühlen, und mich selbst als das Selbst aller Wesen erfahren, bedeutet nicht, sie als der Person zugehörig zu empfinden, die am 30. August 1910 in der Bretagne geboren wurde und jetzt in einer Höhle in Arunachala sitzt. Das oberflächliche Ich, das illusorisch ist, hat keine Bedeutung auf das Ganze gesehen.

Henri Le Saux (1910 - 1952)

21 September 2010

Kreis - Schema der Wiederkehr

Durchgängig und überall ist das echte Symbol der Natur der Kreis, weil er das Schema der Wiederkehr ist:

diese ist in der Tat die allgemeinste Form der Natur, welche sie in Allem durchführt, vom Laufe der Gestirne an, bis zum Tod und der Entstehung organischer Wesen, und wodurch allein in dem rastlosen Strom der Zeit und ihres Inhalts doch ein bestehendes Dasein, d. i. eine Natur, möglich wird.

Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) in: Die Welt als Wille und Vorstellung II, 4. Bd., Kap.41. Schopenhauer verstarb heute vor 150 Jahren.
Mehr hier:
http://www.schopenhauer-buddhismus.de/Schopenhauer_Buddha/Enso_Zen/enso_zen.html

Das Foto zeigt eine Lampe im Händel-Museum Halle/Saale.

20 September 2010

Herausforderung

Herausforderung ist das Wesen des Lebens. Manchmal ist es süß und manchmal bitter. Manchmal verspannt sich unser Körper, und manchmal ist er entspannt und offen. Manchmal haben wir Kopfschmerzen, ein andermal fühlen wir uns ganz und gar gesund. Alle losen Enden zu verknüpfen und schließlich alles im Griff zu haben, ist vom Blickpunkt des Erwachens tödlich, denn es erfordert das Leugnen vieler Grunderfahrungen. Eine derartige Einstellung, der Versuch, alle scharfen Kanten und Unvollkommenheiten zu glätten und das Leben zu einem netten angenehmen Ausflug zu machen, hat etwas Aggressives.

Pema Chödrön (*1936)

19 September 2010

Eins und einzig

Weisheit ist eins und einzig.
Unwillig und doch willig
Lässt sie sich beim Namen des Zeus nennen.

Heraklit (544 bis 483 v.u.Z.)

11 September 2010

Nach innen

Der Weg, den wir gehen müssen, um zur Gemeinschaft mit der Welt zu kommen, führt nicht nach außen, sondern nach innen. Es muss uns endlich wieder einfallen, dass wir ja nicht bloß Stücke der Welt wahrnehmen, sondern dass wir selbst ein Stück Welt sind. Wer die Blume ganz erfassen könnte, hätte die Welt erfasst. Nun denn: kehren wir ganz in uns selbst zurück, dann haben wir das Weltall leibhaftig gefunden.

Gustav Landauer (1870 - 1919) in "Skepsis und Mystik"

10 September 2010

sinndeuter aktuell: Raimon Panikkar +

"Ich bin als Christ gegangen,
ich habe mich als Hindu gefunden,
und ich kehrte als Buddhist zurück,
ohne doch aufgehört zu haben, ein Christ zu sein."

So charakterisierte sich einmal Raimon Panikkar selbst. Der Theologe war ein ebenso gescheiter wie vor-denklicher Mann, der in den Disziplinen Chemie, Philosophie und Theologie promoviert hat.

"In ihm vereinten sich indisches Yoga, spanisch-mystische Spiritualität, buddhistische Kontemplation und interkultureller philosophoscher Diskurs auf höchstem Niveau und beeindruckender spiritueller Tiefe. Angesichts einer von Säkularisierung geprägten Welt weist er auf eine Gotteserfahrung über alle konfessionellen und kukturellen Schranken hinaus auf eine kosmotheandrische Vision, in der das Göttliche, das Menschliche und der Kosmos miteinanander verbunden sind." So würdigte das Portal "rpi virtuell" den Theologen.

Der 1918 geborene Panikkar verstarb am 26. August 2010.

Mehr hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Raimon_Panikkar

Und hier:
http://raimon-panikkar.org/english/biography-2.html

Der Jesuitenschüler weist hier u.a. auch auf seine zeitweise Mitgliedschaft im "Opus Dei" hin.

Menschsein transzendieren

Praktizieren bedeutet, dass wir eines Tages die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind. Unseren Verfall, unsere Sterblichkeit, unser Altern erkennen und sie in uns aufnehmen. Und in dem Moment, wo wir das tun, kommt die Dringlichkeit hoch. Die Dringlichkeit, das Gute zu tun, die Dringlichkeit, sich selbst so zu entwickeln, dass die Problematik des Menschseins transzendiert wird.

Ayya Khema (1923 - 1997)

09 September 2010

Heinrich Heine aktuell

Dort, wo man Bücher verbrennt,
verbrennt man am Ende auch Menschen.

Heinrich Heine (1797 - 1856)

08 September 2010

Große Ausgewogenheit

Handeln bedeutet, gegenüber deinen eigenen Gedanken - den guten wie den schlechten - wahrhaft aufmerksam zu sein, in die wahre Natur aller Gedanken zu schauen, weder die Vergangenheit zu verfolgen noch die Zukunft einzuladen, weder ein Anhaften an freudige Erfahrungen zuzulassen noch sich von traurigen Ereignissen überwältigen zu lassen. Wenn man so vorgeht, versucht man, den Zustand der großen Ausgewogenheit zu erreichen und in ihm zu verweilen; ein Zustand, in dem alles - gut und schlecht, Friede und Verzweiflung - leer ist von wahrer Identität.

Dudjom Rinpoche (1904-1987)

07 September 2010

Gott ist Eins

Ein Meister sagt: Eins ist ein untersagendes Aussagen. Sage ich: Gott ist gut, da wird etwas beigelegt. Eins ist ein untersagendes Aussagen und ein wehrendes Begehren. Was meint Eins? Etwas, dem nichts beigelegt wird. Die Seele nimmt die Gottheit, wie sie in ihr geläutert ist, wo nichts beigelegt wird, wo nichts gedacht wird. Eins ist Untersagen des Aussagens. Alle Kreaturen haben irgend ein Untersagen in sich; die eine sagt aus, dass es die andre nicht sei; ein Engel sagt aus, dass er nicht eine andere Kreatur sei. Aber Gott hat ein Untersagen alles Aussagens, er ist Eins und untersagt alles andere; denn nichts ist ausser Gott. Alle Kreaturen sind in Gott und sind die Gottheit seiner selbst und wollen ihn ausfüllen. Er ist ein Vater aller Gottheit. Darum eine Gottheit, weil nichts ausfliesst, und nirgends etwas daran rührt, und kein Wort gedacht wird. Damit, dass ich von Gott etwas aussage (sage ich von Gott Güte aus, so kann ich Gott nicht aussagen), damit dass ich von Gott etwas aussage, verstehe ich etwas unter ihm, was er nicht ist; eben das muss hinab. Gott ist Eins, er ist ein Untersagen des Aussagens.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

06 September 2010

... was die Seele sei

Ein Meister, der aufs allerbeste von der Seele gesprochen hat, sagt, dass alle menschliche Wissenschaft niemals dahinter kommt, was die Seele sei. Da gehört übernatürliche Wissenschaft dazu. Es gehen die Kräfte von der Seele in die Werke hinaus. Davon wissen wir nichts, wir wissen wohl ein wenig davon, aber was die Seele im Grunde sei, davon weiss niemand etwas.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

05 September 2010

Gegenseitiges Geben von Herzen

Was ich in meinem Leben will ist Einfühlsamkeit, ein Fluss zwischen mir und anderen, der auf gegenseitigem Geben von Herzen beruht.

Marshall B. Rosenberg (*1934)

04 September 2010

Vibrationen

Alles, was wir im Inneren sind, manifestieren wir. Es sind sozusagen die Vibrationen, die von einem Menschen ausgehen und die ganz deutlich sind. Es sind nicht die Worte, es ist das, was hinter den Worten steckt.

Ayya Khema (1923 - 1997)

03 September 2010

5 Jahre "sinndeuter"














 "Sinn: eigentlich soll es heißen, dass jemand eine Fährte sucht.
Mit allen Sinnen: Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Tasten.

Das gilt es immer wieder neu zu deuten, zu fragen: was heißt das JETZT?

Dazu will dieser Blog einen Beitrag leisten."



Damit begann das Editorial des "Sinndeuters" heute vor fünf Jahren. Und noch immer gilt, was in der Kopfzeile steht:

Der Weg
ist jenseits von Sprache,
denn auf ihm gibt es
kein Gestern,
kein Morgen,
kein Heute.

Sosan (um 600)

Und auch die Frage bleibt: Was heißt das JETZT?

Janus

02 September 2010

In Schwingung

Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die
Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält.
Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale,
Wahre, Wirkliche (denn die Materie bestünde ohne diesen Geist überhaupt nicht!), sondern der
unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.

Max Planck (1858-1947)

01 September 2010

Ich bin Leben...

Ich bin Leben,
das leben will
inmitten von Leben,
das leben will.


Albert Schweitzer (1875 – 1965)

31 August 2010

Raum im Herzen

Der kleine Raum im Herzen
ist so groß
wie das riesige Weltall.

Aus den Upanishanden

30 August 2010

Weg der Seele nach innen

Es lässt sich auf mancherlei Weise erklären, was Meditation ist, was sie bewirkt, wie sie funktioniert. Mit Meditation, sagen manche, lässt sich der Entspannungsreflex auslösen. Meditation, sagen andere, schult das bewusste Gewahrsein; sie ist eine Methode der Ausrichtung und Zentrierung des Ich; sie hält das endlose verbale Denken an und entspannt Körper und Geist; sie beruhigt das Zentralnervensystem; sie mindert Stress, verleiht Selbstwertgefühl, verringert Angst und lindert Depressionen.

All das trifft zu und wurde klinisch bestätigt. Ich möchte aber hervorheben, dass Meditation an sich eine spirituelle Praxis ist und immer war. Sie mag christlich, buddhistisch, hinduistisch, taoistisch oder muslimisch sein - immer ist sie der Weg der Seele nach innen, wo sie schliesslich ihr Einssein mit dem Göttlichen findet. "Das Reich Gottes ist in euch" - und Meditation ist von ihren Ursprüngen an stets der Königsweg zu diesem Reich gewesen.  Was auch immer die Meditation also zu leisten vermag, sie ist zuerst und vor allem die Suche nach dem inneren Gott.

Ich würde sagen, dass Meditation spirituell, aber nicht unbedingt religiös ist. Spiritualität hat mit tatsächlicher Erfahrung zu tun, nicht mit blossen Glaubensinhalten; mit Gott als dem Grund des Seins, nicht mit einer kosmischen Vaterfigur; mit dem Erwachen zum wahren Selbst, nicht mit Gebeten für das kleine ich; mit Bewusstseinsschulung, nicht mit weihevollem Moralisieren über Unzucht und Völlerei; mit dem Geist, der in jedem Herzen zu finden ist, nicht mit irgend etwas, das in dieser oder jener Kirche getan wird. Kurzum, Meditation ist spirituell, Gebet - jedenfalls das Bittgebet, in dem ich um ein neues Auto oder eine Beförderung ersuche - ist religiös: Es dient nur dem kleinen Ego mit seinen endlosen Wünschen. Meditation dagegen möchte das Ego vollkommen überwinden; sie erbittet nichts von Gott, sondern bietet das Ego dar als Opfer für ein Bewusstsein höherer Art.

Das heisst auch, dass Meditation nicht dieser oder jener Religion zuzurechnen ist, sondern Bestandteil einer universalen spirituellen Kultur der Menschheit ist - ein Bemühen, Gewahrsein in alle Aspekte des Lebens zu bringen. Sie ist, anders gesagt, Teil dessen, was man philosophia perennis nennt, die "immerwährende Philosophie".

Ken Wilber (*1949)

29 August 2010

28 August 2010

Fünf Gewissheiten

I.
Es ist der natürliche Verlauf, daß ich alt werde.
Es gibt keinen Weg, dem Altern zu entgehen.

II.
Es ist der natürliche Verlauf, daß ich Krankheiten bekommen werde.
Es gibt keinen Weg, dem Krankwerden zu entgehen.

III.
Es ist der natürliche Verlauf, daß ich sterben werde.
Es gibt keinen Weg, dem Tod zu entgehen.

IV.
Es ist der natürliche Verlauf, daß alles woran ich hänge,
und alle, die mir lieb sind, sich verändern.
Es gibt keinen Weg, dem Getrenntwerden von ihnen zu entgehen.

V.
Meine Taten sind mein einzig wirkliches Erbe.
Den Folgen meiner Taten kann ich nicht entgehen.
Meine Taten sind der Boden, auf dem ich stehe.

Thich Nhat Hanh (*1926) in: Der Klang des Bodhibaums, Theseus-Verlag, 2005

27 August 2010

Du bist bereits DAS

Es gibt kein Erreichen des Selbst. Wenn das Selbst erreichbar wäre, würde das bedeuten, dass das Selbst nicht hier und jetzt ist, dass man es erst erreichen muss. Was man neu bekommt, wird man auch verlieren. Es wird also nicht von Dauer sein. Was nicht von Dauer ist, ist nicht wert, dass man danach eifert. Ich sage also: Das Selbst kann nicht erreicht werden. Du bist das Selbst, du bist bereits DAS.

Ramana Maharshi (1879-1950)

26 August 2010

Nicht dies nicht das

Der Urgrund des Alls, über alles hinaus, was Schöpfung heißt, kann nicht Stoff sein, nicht Geist, nicht Wesen, nicht Leben, nicht Bewusstsein;
nicht Körper, Figur, Form, Bild, Idee, Qualität oder Quantität oder Masse;
Er kann nicht an einem Orte mehr sein als an einem anderen, kann also nicht konturenhaft gesehen oder überhaupt durch abgrenzende Sinne oder Gedanken erfasst werden;
also kann Er auch weder Sinne erregen noch durch Sinne erregt werden, kann überhaupt nicht gestört werden, entzieht sich jeder Ordnung oder Unordnung und schon gar jedem Verstricktsein in materielle Unterscheidungen.
Kein Zufall und keine Beziehung und kein Misslingen kann Ihn je betreffen oder gar Seine Allmacht beschränken, ebenso wenig wie ein Mangel an Licht – und keine Veränderung oder Wandlung oder Entwertung, keine Vernichtung, keine Teilung, keine Entbehrung, kein Abströmen oder was sonst noch dem geschaffenen Bereich der Sinne angehört, hat je bei Ihm Statt.

Dionysius Areopagita (um 500)

Dionysius Areopagita war einer jener Vor-Denker, auf die Meister Eckhart sich berufen hat. Mehr zu ihm hier:

http://meistereckhart750.wordpress.com/

25 August 2010

Selbst erkennen

Denn, wer kommen will in Gottes Grund, in dessen Innerstes, der muss zuvor in seinen eigenen
Grund, in sein Innerstes kommen; denn niemand kann Gott erkennen, der nicht zuvor sich selbst
erkennen müsste.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

24 August 2010

Völlige Klarheit

Auf der Suche nach der Wahrheit ist es nicht nötig, die Wahrnehmungen aufzugeben oder diesen Geist jenseits des Sehens und Hörens, des Fühlens und Erkennens zu suchen.

Hängt euch an nichts und verliert euch an nichts, so dass ihr jenseits von Festhalten und Verwerfen seid.

Überall ist diese völlige Klarheit, denn es gibt nichts, das von dieser Vollkommenheit ausgeschlossen ist.

Huang Po (um 850)

23 August 2010

Ein Fest

Wir können nichts mit Sicherheit über das Jenseits aussagen. Und das ist auch gar nicht notwendig. Ja, du hast recht, die Angst vor dem Tod lässt den Menschen sich unfrei fühlen und hindert am Leben. Doch was sind die Wurzeln dieser Angst? Es ist nicht der Tod oder das, was danach kommen mag, was die Angst verursacht. Es ist der Wunsch nach Sicherheit, der Wunsch zu wissen, dass einem nichts Schlimmes passieren kann. Aber Sicherheit gibt es nicht - nicht im Leben und nicht im Tod. Die Angst vor dem Tod und die Angst zu leben - wirklich und voll zu leben - sind Geschwister. Denn du kannst nur dann voll leben, wenn du in jedem Moment stirbst, wenn du in jedem Moment die Vergangenheit loslässt, genau wie die Zukunft. Dann erkennst du die Ewigkeit des Jetzt. Sind wir bereit, den Anspruch auf Sicherheit, die Illusion von Sicherheit aufzugeben und jedem Moment des Lebens neu und rückhaltlos zu begegnen, ihn voll zu leben - sei er angenehm oder unangenehm, und zwar mit wachem und stillem Bewusstsein, dann werden wir auch in der Lage sein, dem Tod und was auch immer danach kommen mag mit derselben Wachheit, Bewusstheit und Gelassenheit zu begegnen. Dann wird der Tod ein Fest sein, so wie das Leben ein Fest ist. Dann wird im Tod derselbe Friede herrschen wie im Leben.

Pyar Rauch (*1960)

21 August 2010

Gedanken

Mit den Gedanken
entstehen alle Dinge.
Mit den Gedanken
verschwinden alle Dinge.

Huang Po (um 850)

20 August 2010

Das Atmen des Universums

Die Liebe
ist der Endzweck der Weltgeschichte
und das Atmen des Universums.

Novalis (1772-1801)

19 August 2010

Wahrheit

Und wenn die Welt
nur noch aus Lügen besteht,
dann wird die Wahrheit
das Einzige sein,
was niemand mehr glaubt.

www.Schwarzwiemilch.de

18 August 2010

Nichts als der Eine Geist

Alle Wesen und alle Erleuchteten sind an sich nichts als der Eine Geist, und alles andere ist nichts. Dieser Geist ist ohne Anfang, ungeboren und unzerstörbar, ohne Form, ohne Erscheinung. Er gehört nicht zu den Dingen, die existieren oder nicht existieren. Er ist weder lang noch kurz, weder groß noch klein, denn er ist jenseits aller Beschränkungen, aller Maßeinheiten, Namen, Spuren und Vergleiche. Es ist das, was immer gegenwärtig ist - aber sobald du Begriffe davon bildest, bist du sofort im Irrtum. Dieser Geist ist unermesslich und unergründlich wie die grenzenlose Leere.

Huang Po (um 850)

17 August 2010

Ans Meer gelangt

Einmal ans Meer gelangt,
sprichst du nicht mehr
von Nebenflüssen.

Hakim Sanai (1072 - 1131) In: Der ummauerte Garten der Wahrheit

16 August 2010

Die Seele...

Die Seele
ist nicht in der Welt,
aber die Welt
in der Seele.

Plotinos (205 - 270)

15 August 2010

Wahrheit

Was nach eigener Erfahrung und Untersuchung mit deiner Vernunft übereinstimmt und zu deinem eigenen Wohle und Heile wie zu dem aller anderen Wesen dient, das nimm als Wahrheit an und lebe danach.

Buddha (ca. 563-483 v. u.Z.)

14 August 2010

Göttliche Liebe

Göttliche Liebe
ist von ganz anderer Qualität
als menschliche Liebe.
Menschliche Liebe
gilt den Vielen im Einen.
Göttliche Liebe
gilt dem Einen in den Vielen.

Meher Baba* (1894 - 1969)

*Einer seiner berühmtesten Jünger ist Pete Townshend, Gitarrist und Songwriter von The Who, der ihm (und dem Komponisten Terry Riley) mit dem Lied Baba O'Riley ein musikalisches Denkmal setzte. Als die Zeitschrift Rolling Stone  einen Text von Pete Townshend (In Love with Meher Baba) über Meher Baba veröffentlichen wollte, machte Townshend die Veröffentlichung davon abhängig, dass die Ausgabe des Rolling Stone mit einem Coverfoto von Meher Baba erschien. Ein weiteres Lied, das seine Philosophie in Noten setzt, ist der Nummer-Eins-Hit Don't Worry, Be Happy von Bobby McFerrin aus dem Jahr 1988. Darin verarbeitete McFerrin die letzten Worte Babas. Sie waren auf Anfang der 1970er Jahre weit verbreiteten Postkarten und Postern in Kalifornien zu finden. (Quelle: Wikipedia)

13 August 2010

Tage des Gutseins

Nun setze ich den Fall, ein Mensch habe hundert Mark; davon verliert er vierzig und behält sechzig. Will der Mensch nun immerfort an die vierzig denken, die er verloren hat, so bleibt er ungetröstet und bekümmert. Wie könnte auch der getröstet sein und ohne Leid, der sich dem Schaden zukehrt und dem Leid und das in sich und sich in es einprägt und es anblickt, und es schaut wiederum ihn an, und er plaudert mit ihm und spricht mit dem Schaden, und der Schaden hinwiederum plaudert mit ihm, und beide schauen sich an von Angesicht zu Angesicht? Wäre es aber so, daß er sich den sechzig Mark zukehrte, die er noch hat, und den vierzig, die verloren sind, den Rücken kehrte und sich in die sechzig versenkte und die von Antlitz zu Antlitz anschaute und mit ihnen plauderte, so würde er sicherlich getröstet. Was etwas ist und gut ist, das vermag zu trösten; was aber weder ist noch gut ist, was nicht mein und mir verloren ist, das muß notwendig Untrost ergeben und Leid und Betrübnis. Darum spricht Salomon: »In den Tagen des Leids vergiß nicht der Tage des Gutseins« (Eccles. 11,27). Das will sagen: Wenn du im Leid und Ungemach bist, so gedenke des Guten und des Gemaches, das du noch hast und behältst. Auch wird das hinwiederum den Menschen trösten, wenn er bedenken will, wie manches Tausend derer lebt, die, wenn sie die sechzig Mark besäßen, die du noch hast, sich für große Männer und Frauen hielten und sich sehr reich dünkten und von Herzen froh wären.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

12 August 2010

Aufgeben

Der Weise soll die Schriften erforschen
auf der Suche nach Erkenntnis.
Aber dann soll er sie alle aufgeben
wie die Hülle,
die man vom Reis ablöst.

Amrita Bindu-Upanishad

10 August 2010

Angst vor dem Tod

Wer die Angst vor dem Tode besiegt, der überwindet damit nicht unbedingt die anderen Ängste - im Gegensatz zu dem, was man zu glauben geneigt ist. Einige unter uns haben keine Angst vor dem Tod, fliehen jedoch die geringsten Unannehmlichkeiten des Lebens.

Mahatma Gandhi (1869 - 1948)

09 August 2010

Zeitlose Wahrheit

Oh, Freunde,
rühmt euch nicht
Eures Reichtums,
Eurer Freunde,
Eurer Jugend.
Dies alles wird zerstört
in einem Augenblick.

Suchet die Befreiung
von der Welt der Maya
und verwirklicht
die zeitlose Wahrheit.

Shankaracharya (ca. 788–820)

08 August 2010

Zeit als Hindernis

Die Zeit ist das, was das Licht hindert, zu uns zu dringen. Es gibt kein größeres Hindernis für Gott als die Zeit, und nicht nur die Zeit, sondern Zeitliches, nicht nur zeitliche Bestrebungen, sondern gerade der Makel und der Geruch der Zeit. Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes wie Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Stücke, Gott aber ist eins.

Meister Eckhart (1260-1327)

07 August 2010

Miteinander verbunden

Alle Dinge nah und fern
sind durch eine
unvergängliche Kraft
heimlich miteinander verbunden,
so dass du keine Blume
berühren kannst,
ohne dass dadurch
ein Stern bewegt wird.

Francis Thompson (1859 - 1907)

06 August 2010

Aus Meer des Todes retten

Die aber, denen ich das höchste Ziel bin, die alle Arbeit in Selbstentsagung für mich tun und ihre Meditation mit aufrichtiger Hingabe mir widmen, die will ich schnell aus dem Meer des Todes retten, denn ihr Bewusstsein ist in mich eingegangen.

Baghavad-Gita

05 August 2010

Das Schwierigste

Das Schwierigste ist,
mit sich selbst
im Gespräch zu bleiben.

Elwyn Brooks White (1899 -1985)

04 August 2010

Süße Speise oder sau'rer Brei

Die Zunge
gleicht dem Deckel
auf dem Topf -
Wenn sie bewegt wird,
weißt du,
was da kocht.
Denn aus dem Dampf
spürt der Gescheite gleich,
ob's süße Speise ist,
ob sau'rer Brei.

Rumi (1207-1273)

03 August 2010

Komm, wer immer Du bist

Komm nur, ja komm nur, wer immer Du bist;
Sucher, Verehrer, Freund des Verlassens.

Es ist kein Problem, was es auch ist,
mit  Zweifeln müssen wir uns nicht befassen.

Du hast Eide gebrochen?
Und das tausendmal?
Auch dann komme wieder, beginne noch einmal.

Rumi (1207-1273)

02 August 2010

Seins-Modus

Die Voraussetzungen für den Seinsmodus sind Unabhängigkeit, Freiheit und das Vorhandensein kritischer Vernunft. Sein wesentlichstes Merkmal ist die Aktivität, nicht im Sinne von Geschäftigkeit, sondern im Sinne innerer Aktivität, dem produktiven Gebrauch menschlicher Fähigkeiten, Sein heißt, seinen Anlagen, seinen Talenten, dem Reichtum menschlicher Gaben Ausdruck zu verleihen, mit denen jeder - wenn auch in verschiedenem Maß - ausgestattet ist.
Es bedeutet, sich selbst zu erneuern, zu wachsen, sich zu verströmen, zu lieben, das Gefängnis des eigenen isolierten Ichs zu transzendieren, sich zu interessieren, zu geben.
Keines dieser Erlebnisse ist jedoch vollständig in Worten wiederzugeben. Worte sind Gefäße, die wir mit Erlebnissen füllen, doch diese quellen über das Gefäß hinaus. Worte weisen auf Erleben hin, sie sind nicht mit diesem identisch.

Erich Fromm (1900 - 1930)

01 August 2010

Essenz der Meditation

Die meisten Menschen kennen immer noch nicht die Essenz der Meditationspraxis. Sie halten Geh-Meditation, Meditation im Sitzen und das Anhören von Dhamma-Vorträgen für die Praxis. Das stimmt auch, aber diese sind nur die äußeren Formen der Praxis.
Die wirkliche Praxis findet statt, wenn der Geist einem Sinnesobjekt begegnet. Das ist genau die Stelle, an der man praktiziert, nämlich dort, wo Sinneskontakt auftritt. Wenn die Leute Dinge sagen, die wir nicht mögen, dann ärgern wir uns; Sagen sie hingegen Dinge, die wir mögen, dann finden wir das angenehm. Genau dort ist unser Ort der Praxis.
Auf welche Weise praktizieren wir nun mit diesen Dingen? Das ist der entscheidende Punkt. Wenn wir nur herumrennen, um das Glück zu jagen und uns ständig vom Leiden abzuwenden, dann können wir bis an unser Lebensende praktizieren, und wir werden niemals Dhamma sehen.

Ajahn Chah (1918 - 1992)

31 Juli 2010

Mensch vergöttlicht

Der göttliche Logos
ist Mensch geworden,
damit wir von einem Menschen
lernen können,
wie ein Mensch
vergöttlicht werden kann.

Klemens von Alexandrien (um 150 in - 215)

30 Juli 2010

Das Eine

Wir suchen
auf verborgene Weise
das Eine,
das weit
über Vernunft und Erkenntnis
steht.

Proklus (410-485)

29 Juli 2010

Nicht neue Dinge

Nicht neue Dinge begreifen wollen, sondern durch immer größere Geduld, Anstrengung und Methode dahin gelangen, die offenkundigen Wahrheiten mit seinem ganzen Selbst zu begreifen.

Simone Weil (1909 - 1943)

28 Juli 2010

Gnade, Mut und Zartheit

Nur die Gnade kann einem Mut geben und dabei die Zartheit intakt lassen; oder Zartheit geben und dabei den Mut intakt lassen.

Simone Weil (1909 - 1943)

27 Juli 2010

Achtsamkeit

So intensiv und befriedigend es auch sein mag, sich in der Konzentration zu üben, bleibt das Ergebnis doch unvollständig, wenn sie nicht durch die Übung der Achtsamkeit ergänzt und vertieft wird. Für sich allein ähnelt sie einem Sich-Zurückziehen aus der Welt. Ihre charakteristische Energie ist eher verschlossen als offen, eher versunken als zugänglich, eher tranceartig als hellwach. Was diesem Zustand fehlt, ist die Energie der Neugier, des Wissensdrangs, der Offenheit, der Aufgeschlossenheit, des Engagements für das gesamte Spektrum menschlicher Erfahrung. Dies ist die Domäne der Achtsamkeitspraxis.

Jan Kabat-Zinn (*1944)

26 Juli 2010

Menschliche Wesen

Würden wir uns darauf beschränken, logisch zu denken, sähe die Zukunft tatsächlich öde aus. Aber zum Glück sind wir mehr als logisch: Wir sind menschliche Wesen, wir haben Glauben, wir haben Hoffnung, und wir können arbeiten.

Jacques Cousteau (1910 - 1997)

25 Juli 2010

Gefühl des Schönen

In allem, was das reine und echte Gefühl des Schönen in uns weckt, ist Gott wirklich gegenwärtig. Es ist gleichsam eine Art Inkarnation Gottes in der Welt, deren Merkmal die Schönheit ist.
Das Schöne ist der Experimentalbeweis, dass die Inkarnation möglich ist.
Deshalb ist jede Kunst höchsten Ranges ihrem Wesen nach religiöse Kunst, - was man heut nicht mehr weiß.

Simone Weil (1909 - 1943)

24 Juli 2010

Erfahrungen

Es geht nicht darum, nach irgendeiner Erfahrung von Erleuchtung Ausschau zu halten. Es gibt da viele schöne und viele schreckliche Erfahrungen. Es ist die Bereitschaft, alles zu akzeptieren. Das bedeutet es, ein erleuchtetes Leben zu führen. Das ist alles.

Samarpan alias Sam Golden (*1941)

23 Juli 2010

Gott's Konterfei

Ich weiss Gott's Konterfei;
er hat sich abgebild't
In seinen Kreaturn,
wo du's erkennen willst.

Angelus Silesius (1624 - 1677)

22 Juli 2010

Seelengrund

Die Instrumente des Menschen sind Verstand, Wille, Vorstellungskraft und Sinneswahrnehmung. Sie befähigen ihn, die Eindrücke der Wirklichkeit zu verarbeiten.
Die allen zugrunde liegende Fähigkeit ist das Urgedächtnis, das Gemüt, der Seelengrund. Er nimmt die Eindrücke auf, die der Mensch mittels der vier genannten Fähigkeiten erworben hat, ordnet sie und speichert sie. Die Tätigkeit des Gemüts unterscheidet sich von denen der anderen Fähigkeiten. Seine Leistung ist nicht eingreifend, sonder empfangend.


"Die Wolke des Nichtwissens", 14. Jahrhundert

21 Juli 2010

Vollkommen

Manche Menschen
halten sich für vollkommen,
aber nur,
weil sie sich selbst
wenig abverlangen.

Hermann Hesse (1877 - 1962)

20 Juli 2010

Fünklein im Seelengrund

Manche schreiben, wie unendlich das All, wie weit der Himmel sei. Nun: das geringste Vermögen in meiner Seele ist weiter als der weite Himmel. Mit dem Fünklein in meinem Seelengrund bin ich einer Stelle tausend Meilen jenseits des Meeres genauso nah wie der Stelle, auf der ich hier stehe. Da ist nicht Zeit noch Raum, kein Vor und Nach. Alles ist gegenwärtig umschlossen in einem Jetzt, in dem tausend Jahre so kurz wie ein Augenblick sind.

Meister Eckhart (1260-1327)

19 Juli 2010

Eigene Wirklichkeit

Jeder Mensch
erschafft sich
seine
eigene Wirklichkeit.

Humberto Romesín Maturana (*1928)

18 Juli 2010

Einfach

Alles
sollte so einfach
wie möglich
gemacht werden;
aber nicht
einfacher.

Albert Einstein (1879 – 1955)

17 Juli 2010

Was ist Geist eigentlich?

Ein Mönch fragt: "Was ist Geist eigentlich?"
"Geist", lautet die Antwort des Meisters.
"Ich verstehe nicht", forscht der Mensch weiter.
"Ich auch nicht", erwidert ohne zu zögern der Meister.

Daisetz Teitaro Suzuki (1870 - 1966)

16 Juli 2010

Welt im Werden

Jeder lebendige Gedanke
ist eine Welt im Werden;
jede wirkliche Tat
ein sichtbar werdender Gedanke.

Sri Aurobindo (1872 – 1950)

15 Juli 2010

Gegenwart

Das ursprünglich Reine
ist eine Ruhe,
die in der Gegenwart wohnt.

Daisetz Teitaro Suzuki (1870 - 1966)

14 Juli 2010

Nur eine Welt

Unsere Erfahrung steht im Widerspruch zur dualistischen Interpretation der Trennung von Geist und Materie. Denn die Welt des Geistes ist keine andere als die Welt der Sinne und die Welt der Sinne keine andere als die Welt des Geistes. Es gibt nur eine völlig ganze Welt.

Daisetz Teitaro Suzuki (1870 - 1966)

13 Juli 2010

Alle Dinge und ich

Alle Dinge und ich sind Eins.
Nur jene, die verstehen,
dass Durchdringung Einswerdung ist,
können Nichthandeln üben
und unwissend bleiben.

Chuang-tzu (ca. 365 - 290 v. u.Z.)

12 Juli 2010

Einssein

Das Geheimnis liegt darin,
sich nicht im Einssein zu verlieren,
sondern im Einssein zu gewinnen.

 Sri Aurobindo (1872 – 1950)

11 Juli 2010

Durchbruch

Wenn nicht angespornt,
kein Erwachen.
Wenn nicht in die Enge getrieben,
kein Durchbruch.

Aus Japan

25 Juni 2010

Mahamudra

Mahamudra ist jenseits aller Worte und Bilder; doch dir, Naropa, dem ernst und eifrig Übenden, sei dies gesagt:

Die Leere bedarf keiner Stütze,
Mahamudra stützt sich auf nichts.
Ohne sich anzustrengen,
gelöst und natürlich bleibend,
kann man das Joch zerbrechen
und Befreiung erlangen.
Wenn man, in den Raum hinausstarrend
nichts sieht, und zugleich
der Geist den Geist erschaut,
vergehen alle Unterscheidungen
und Buddhaschaft ist erreicht.
Die Wolken wandern über den Himmel,
wurzeln nirgends, haben keine Bleibe;
ebenso die unterscheidenden Gedanken,
die über den Geist hinwegziehen.
Sobald der Selbst-Geist erschaut ist,
endet alles Unterscheiden.
Im Weltraum entstehen Formen und Farben,
aber der Raum ist nicht schwarz, nicht weiß.
Aus dem Selbst-Geist entspringt jedes Ding,
doch er selbst bleibt von Tugend und Laster frei.
Die Finsternis der Jahrtausende vermag nicht
die strahlende Sonne zu verdunkeln;
Kalpas von Samsara vermögen nicht
das Licht des Selbst-Geistes zu mindern.
Werden auch Worte gewählt, Leere zu erklären,
Leere selbst kann niemals ausgedrückt werden.
Sagen wir: "Der Geist ist Strahlendes Licht" -
er bleibt doch jenseits der Worte und Bilder.
Ist auch der Geist seinem Wesen nach leer,
er umschließt und erhält alle Dinge.
Tu  nicht mit deinem Körper - entspanne dich;
halte den Mund und verharre in Schweigen;
Leere deinen Geist und hafte an nichts.
Gleich einem hohlen Bambus ruhe dein Leib,
nicht gebend, nicht nehmend, ruhe dein Geist.
Der an nichts haftende Geist ist Mahamudra.
So übend, wirst du allmählich zu Buddha.
Mantra- und Paramita-Übungen,
Unterweisungen in Sutren und Geboten,
die Lehren der Schulen und heiligen Schriften
bringen dir keine Verwirklichung
der Ungeborenen Wahrheit.
Denn wenn der Geist voll Begehren
nach Licht sucht, verdunkelt er es nur.
Wer sich an den Buchstaben der Gebote hält
und nicht abläßt zu unterscheiden,
der verrät den Geist der Gebote.
Laß ab vom Tun, gib auf das Begehren,
Laß die Gedanken kommen und gehen
gleich den Wellen des Meeres.
Wer das Gesetz des Nicht-Verweilens
und das Prinzip des Nicht-Unterscheidens
nicht verletzt, lebt nach dem Geist des Gebots.
Wer das Begehren aufgibt,
sich an nichts mehr klammert,
der hat den wahren Geist erlangt,
von dem die Schriften sagen.
Mahamudra brennt alle Übel aus
Mahamudra befreit vom Kerker der Welt.
Mahamudra ist die Fackel der Lehre.
Die daran zweifeln, sind Narren,
ewig sich suhlend in Unglück und Sorge.
Wer Befreiung sucht,
der braucht den Meister.
Empfängt dein Geist seinen Segen,
ist die Befreiung nahe.
Ach, die Dinge der Welt sind wertlos,
sie säen nur Sorgen.
Geringe Lehre leitet zum Tun;
du sollst der Großen Lehre des Nicht-Tuns folgen.
Über die Zweiheit hinaus zu sehen,
ist die königliche Schau;
das Trennende zu besiegen,
ist die königliche Übung;
Die Übung der Nicht-Übung
ist die Tat der Buddhas;
wer diesen Weg beschreitet,
erlangt die Buddhaschaft.
Vergänglich ist diese Welt;
unwirklich wie Trug und Träume.
Verzichte und verlasse das Deine,
zerschneide die Fesseln von Gier und Haß,
Meditiere in Wäldern und Bergen.
Wenn du mühelos gelöst verbleibst
im 'natürlichen Seinsstand',
wirst du Mahamudra erlangen
und das Nicht-Erreichbare erreichen.
Durchschneide die Wurzel des Baumes,
und die Blätter werden welken;
Durchschneide die Wurzel des Verstandes,
und Samsara-Kreislauf findet ein Ende.
Das Licht einer Lampe verjagt im Nu
das Dunkel von Äonen ohne Ende;
Das Licht des Geistes verbrennt wie ein Blitz
die Schleier der Verblendung.
Wer an den Verstand sich klammert,
sieht nicht die Wahrheit jenseits davon.
Wer die Lehre zu üben gewillt ist,
findet die Wahrheit jenseits der Übung nicht.
Um Verstand und Übung zu übersteigen,
solltest du die Wurzel des Verstandes durchtrennen
und in reinem und leerem Gewahrsein verharren,
Unterscheidungen lassen und in Frieden bleiben.
Ohne zu geben und zu nehmen
sollst du unbemüht bleiben,   
denn Mahamudra ist jenseits
von Annehmen und Ablehnen.
Das Allbewußtsein ist ungeboren;                       
niemand kann es beschmutzen, beflecken.
Im Ungeborenen löst Erscheinung sich auf
in die wahre Natur der Dinge:
Ich-Wille und Stolz vergehen in nichts.
Höchstes Verstehen übersteigt das Verstehen,
höchstes Tun fließt aus ewiger Quelle,
ohne anzuhaften.
Höchste Vollendung - Innesein zu verwirklichen,       
ohne Hoffnung daran zu knüpfen.
Am Anfang fühlt der Übende seinen Geist
wie einen Wasserfall vorüberstürzen;
In der Mitte des Weges fließt er
wie der Ganges ruhig und langsam dahin;
zuletzt ist er ein gewaltiges Meer,
in dem die Lichter von Tun           
und Sein in eins verschmelzen.

Tilopa (988 -1069)


P.S. Nächstes Posting am 11. Juli...

24 Juni 2010

Dem Wesen nach Eins

Tag und Nacht sind ihrem Wesen nach Eins.
Der Weg nach oben und der Weg nach unten
ist ein und derselbe.

Selbst Schlafende arbeiten und helfen mit
bei dem, was im Universum vor sich geht.
In einem Kreis
sind Anfang und Ende eins.

Heraklit (544 bis 483 v.Chr.)

23 Juni 2010

Lassen

Du musst wissen, dass sich noch nie ein Mensch in diesem Leben so weitgehend gelassen hat, dass er nicht gefunden hätte, er müsse sich noch mehr lassen. Der Menschen gibt es wenige, die das recht beachten und darin beständig sind. Es ist ein gleichwertiger Austausch und ein gerechter Handel: So weit du ausgehst aus allen Dingen, so weit, nicht weniger und nicht mehr, geht Gott ein mit all dem Seinen, dafern du in allen Dingen dich des Deinen völlig entäußerst. Damit heb an, und lass dich dies alles kosten, was du aufzubringen vermagst. Da findest du wahren Frieden und nirgends sonst.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

22 Juni 2010

21 Juni 2010

Erkennen des Ewigen

Im Leben des Indianers gibt es nur eine unumgängliche Pflicht: die Pflicht des Gebets - des täglichen Erkennen des Unsichtbaren und des Ewigen.

Charles A. Eastman (1858 - 1939)

20 Juni 2010

Verstand und Vernunft und Vernehmen

Verstand ist vom Verstehn, Vernunft ist vom Vernehmen;
Die beiden brauchen sich nicht ihres Stamms zu schämen.
Verstanden haben zwar ist mehr als bloß vernommen,
Ein unverstandenes Vernommnes kann nicht frommen.
Doch kann der Mensch verstehn nur, was er recht vernahm,
Was ihm von außen her, was ihm von oben kam.

Friedrich Rückert (1788 - 1866) in: Die Weisheit des Brahmanen. Werke, Band 2, Leipzig und Wien 1897, S. 58

19 Juni 2010

Im Leben des Mystikers

Im Leben des Mystikers
wechseln die Zustände
der Liebe und Begeisterung für Gott
mit denen der seelischen Verlassenheit und geistigen Dürre ab.

Ibn Arabi (1165 - 1240)

18 Juni 2010

Wer Geld hat...

Wer Geld hat,
dessen Rede glänzt.
Den Armen meidet man,
selbst wenn er wahr redet.

Sakya Pandita (1182 -1251) in: Der Ozean treffender Aussprüche

17 Juni 2010

Wirklichkeit

Wirklichkeit
ist nicht erfassbar
durch Verstand.

Shantideva (7./8. Jahrhundert)

16 Juni 2010

Achte nicht...

Achte nicht
auf die Grobheiten anderer,
nicht auf das, was sie getan
oder zu tun unterlassen haben,
sondern auf das,
was du getan
und zu tun unterlassen hast.


Aus dem Dhammapada (ca. 500 J. v. u.Z.)

15 Juni 2010

Sei eins

Sei Eins, auf dass du Gott finden könntest. Und wahrlich. Wärest du recht Eins, so bliebest du auch Eins im Unterschiedlichen, und das Unterschiedliche würde dir Eins und vermöchte dich nun ganz und gar nicht zu hindern.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

14 Juni 2010

Überwinden

Mit Sanftmut überwinde Wut,
mit Großzügigkeit überwinde Gemeinheit,
mit Wahrheit überwinde Täuschung.

Aus dem Dhammapada (ca. 500 J. v. u.Z.)

13 Juni 2010

Wo alle Dinge eins sind

Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott. In Gott ist keine Kreatur von anderm Rang als die andre. Die Meister sagen:
Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe. Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott. In Gott ist keine Kreatur von anderm Rang als die andre. Die Meister sagen: Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe.

Meister Eckhart (1260 - 1328)


Übrigens: Dies ist Post 1.500.

12 Juni 2010

Was wir Wahrheit nennen

Letzten Endes ist das,
was wir Wahrheit nennen,
doch nur die Hypothese,
die sich am besten bewährt hat.

James George Frazer (1854 - 1941) in: Der goldene Zweig

11 Juni 2010

Grundloser Grund

All unsere Vollkommenheit und all unsere Seeligkeit liegt darin, dass der Mensch alle Geschaffenheit und alle Zeitlichkeit durchschreitet und überschreitet und in den Grund eingeht, der grundlos ist.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

10 Juni 2010

Höre auf dein Inneres

Höre nur
auf dein Inneres,
richte die Augen
deines Geistes darauf,
und du wirst selbst erleben,
wie es geht,
und dadurch lernen.

Bernhard von Clairvaux (1090 - 1153)

09 Juni 2010

Hindernisse

Wir
sind die Ursache
aller unserer Hindernisse.


Meister Eckhart (1260 - 1328)

08 Juni 2010

Wer kein einziges Wesen hasst

Wer kein einziges Wesen hasst,
freundlich ist und voller heilender Hinwendung,
frei von "Ich" und "mein",
Gleichmut wahrend in Lust und Leid, voller Geduld,
zufrieden, immer in geeintem Bewusstsein,
voller Selbstzucht, mit festem Entschluss,
wessen Denken und Vernunft in mir festgemacht sind,
der mir in Liebe hingegeben ist, der ist mir lieb.

Krishna im "Yoga der liebenden Hingabe"

07 Juni 2010

Hase in der Schlinge

Ein Mensch,
der stets nach Angenehmen verlangt,
wird in das Netz von
Geburt, Alter, Krankheit und Tod geraten.
Von Daseinsformen in schlechten Existenzen begleitet,
gleicht er einem Hasen,
der in der Schlinge herumzappelt.

Aus den Aranyakas

05 Juni 2010

Vom Geiste aus

Was es auch
an schlechten Dingen gibt,
die dem Schlechten verbunden sind,
dem Schlechten angehören,
- sie alle gehen vom Geiste aus.

Was es auch
an guten Dingen gibt,
die dem Guten verbunden sind,
dem Guten angehören,
- sie alle gehen vom Geiste aus.

Aus dem Anguttara-Nikaya

04 Juni 2010

Der Schatten des Mönches























Sitzender Mönch.
Japan, Kamakura-Periode, zwischen 1324 und 1439.
Bemaltes Holz und Glas

Mehr Exponate asiatischer Kunst hier:
http://www.situation-kunst.de/asien.htm

03 Juni 2010

Juliana, Beginen und "Beginen"

Von der Begine Juliana von Lüttich oder Juliana von Cornillon, wird folgendes berichtet: "Eine ganz besondere Andacht hatte sie zum hochheiligen Altarssacramente. Wenn sie sich in die Unendlichkeit desselben vertiefte, konnte sie nicht begreifen, daß noch kein besonderes Fest zur Feier desselben in der Kirche angeordnet worden. Als sie 16 Jahre alt war, erschien ihr im Gebete einmal ein großes und wunderbares Zeichen. Sie sah nämlich den Mond im schönsten Glanze, in seiner Rundung aber hatte er einen Bruch. Sie konnte sich dieses sich sehr peinlich, daß, so oft sie von nun an dem Gebete oblag, immer und immer wieder dieses Zeichen vor ihren Blick trat, obwohl sie es mit aller Gewalt von sich zu entfernen suchte. Sie hielt es am Ende für eine Versuchung, und bat daher und ließ Andere beten, daß sie davon befreit werden möchte. Da aber dieses nicht gelang, bat sie den göttlichen Heiland inständig, Er möchte ihr, wenn dieses Gesicht etwas bedeute, die Erklärung desselben geben. Endlich auf ihr demüthiges Flehen offenbarte ihr Christus selbst: der Mond bedeute die gegenwärtige Kirche, der Bruch aber den Abgang eines Festes zu Ehren des Altarssacramentes, welches Er von den Gläubigen feiern lassen möchte etc. Zugleich gab Er ihr den Auftrag, daß sie diesen Seinen Willen der Welt verkündigen solle etc. ... Endlich nach 20 Jahren, da sie anstatt der im Jahre 1230 gestorbenen sel. Priorin Sapientia zur Priorin des Hauses von Mont-Cornillon erwählt worden, entdeckte sie die Offenbarung zuerst dem Johannes de Lausenna, Canonicus von St. Martin in Lüttich, hierauf dem dortigen Archidiakon Jakob von Troyes, dann auch dem Dominikaner-Provinzial Hugo de St. Caro, dem Bischof Guiardus von Cambrai und andern gelehrten Männern, welche das Unternehmen billigten. Doch gab es auch Andere, welche demselben entgegen waren und die sel. Juliana eine »Träumerin« nannten. Aber diese ließ sich in ihren Bemühungen nicht irre machen, und so kam endlich die Sache auch vor den Bischof Robert von Lüttich, der dann im Jahre 1246 die Abhaltung des Festes in seinem ganzen Bisthume anordnete, aber leider nicht lange mehr lebte. Bald darauf wurde Hugo zum Cardinalpriester und päpstlichen Legaten erhoben, und verschaffte durch seinen Eifer und sein Ansehen dem Feste noch in mehreren Bisthümern Eingang. Er war es auch, welcher dieses Fest zum Erstenmale in der Kirche von St. Martin in Lüttich mit großer Feierlichkeit beging, unter dem von ihm celebrirten Hochamte eine feurige Predigt über diesen Gegenstand vor einer großen Volksmenge hielt und dadurch auch die Domherren von Lüttich bewog, dieses Fest in ihrer Kathedralkirche zu feiern. Auch bestimmte er den Donnerstag nach der Octav von Pfingsten als den Tag der jährlichen Feier. Seine Predigt hat unter Anderem auch bewirkt, daß zwei Kanoniker von St. Martin dieser Kirche ihr Vermögen zu dem Zweck vermachten, daß von den Renten desselben die jährlichen Ausgaben für die Feier des Festes und dessen Octav bestritten werden konnten. Besonders günstig wurde aber dafür die Fügung Gottes, daß Jakob von Troyes im Jahre 1261 als Urban IV. den päpstlichen Stuhl bestieg, der dann mittelst Bulle vom Jahre 1264 das in seiner Heimath übliche Fest zu einem allgemeinen in der ganzen Kirche erhob." Soweit die Angaben in: Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 514-516.

Die vorreformatorische Bewegung der Beginen, die als Frauenbewegung und Sozialbewegung nicht ohne ihre Beginenmystik zu denken ist, hat bis zu ihrer endgültigen Zerschlagung Mitte des 19. Jahrhunderts stark von diesen eucharistischen Impulsen gelebt.  Mit ihrer Wiederbegründung ab 1985 sind diese Wurzeln partiell wieder aufgegriffen worden. "Dann haben wir ja wieder Diakoninnen" hat begeistert ein Domkapitular ausgerufen, als man ihm von der Neubegründung berichtete. Das wäre die eine Schiene der neuen Beginen. Wenn sie diesen Ansatz aufgreifen würde. Und dann gibt es die andere Schiene, deren kleinster gemeinsamer Nenner es ist, zusammen zu wohnen. Beide aber drohen zu verkürzen, was die Tradition insgesamt an reformatorischen Akzenten zu bieten hat.

02 Juni 2010

Der Nächste

Verurteile
deinen Nächsten
nicht,
bevor du
in der gleichen
Lage bist.

B.T.Awot 2,5

01 Juni 2010

Marguerite Porete: Befreite Seele

„Die befreite Seele trachtet nicht nach Gott, weder durch Busse noch durch irgend ein Sakrament der Heiligen Kirchen, noch durch Gedanken, Worte und Werke, noch durch ein Geschöpf von hier unten noch durch ein Geschöpf von oben.“

So die Begine Marguerite Porete, die am 1. Juni 1310 als „rückfällige Ketzerin“ in Paris verbrannt wurde, in ihrem „Spiegel der einfachen Seelen“.  Ein ausführlicher und äußerst lesenswerter Beitrag von Irmgard Kampmann findet sich hier:

http://www.bzw-weiterdenken.de/index.php?m=artikel&rub=11&tid=268

31 Mai 2010

Geheimnisse des Universums

Wenn Du
die Geheimnisse des Universums
finden willst,
dann denke in Formen von
Energie, Frequenzen und Schwingung.

Nikola Tesla (1856 - 1943)

30 Mai 2010

Gebetstabletten

Mit dem Gebet können wir nicht so umgehen, wie mit den meisten anderen Dingen in unserer "Knopfdruckgesellschaft". Es gibt weder "Gebetstabletten" noch "Erleuchtungszäpfchen".

Janie Gustafson

29 Mai 2010

Göttliches Selbst im Seelengrund

Den äußeren Menschen gilt es, soweit man es vermag, mit Gelassenheit zu bezwingen und ihn einwärts zu ziehen in den inneren Menschen, so dass der äußere nach den Weisungen des inneren wirke und nicht nach den Wünschen und Begierden des Ich. Wenn dann der innere Mensch in rechter freier Gelassenheit und Nicht-Anmaßung steht, halte er sich in seinem lauteren Nicht-Ich, über sich im Nicht-Tun, indem er sich Gott läßt und Gott wirken läßt. Dann erhebt sich der innerste Mensch, der Geist, Christus, das göttliche Selbst im Seelengrund, und kann sich in seinen Ursprung zurückwenden, in seine Ungeschaffenheit im Gottesgrund, wo er ewig gewesen ist: da steht er bildlos und formlos in seiner Ungewordenheit, und da erfüllt ihn Gott mit der Kraft und dem Reichtum seiner Herrlichkeit. So groß ist die göttliche Fülle, daß von diesem Reichtum der innere Mensch ganz erfüllt, durchlichtet und durchkraftet wird und selbst der äußere Mensch noch daran teilhat.

Johannes Tauler (1300 - 1361)

28 Mai 2010

Entweder - Oder

Ich umgehe das
Entweder - Oder
der Logik
und wähle
beides.

Ken Feit

27 Mai 2010

Einzige Erben der ganzen Welt

Niemals wirst du dich der Welt recht erfreuen, ehe nicht die See selbst in Deinen Adern fließt, dich der Himmel umhüllt und die Sterne dich krönen. Und betrachte dich als den einzigen Erben der ganzen Welt - und mehr als das, denn Menschen sind in ihr, von denen jeder einzelne einziger Erbe ist, genau wie du.

Thomas Trahernes (1636 - 1674)

26 Mai 2010

Sonne sein

Ich selbst muss Sonne sein
Ich muss mit meinen Strahlen
Das farbenlose Meer
der ganzen Gottheit malen.

Angelus Silesius (1624 - 1677)

25 Mai 2010

Ich bin in dir, du bist in Mir

Ich bin in dir, du bist in Mir,
Wir können einander nicht näher sin,
Denn wir sind beide in eins geflossen
Und sind in eine Form gegossen
Und bleiben so ewig unverdrossen.

Mechthild von Magdeburg (1207 - 1282)

24 Mai 2010

Gott finden

Wäre nicht Gott in allen Dingen, die Natur wirkte oder begehrte in keinem Dinge etwas; denn es sei dir lieb oder leid, magst du es wissen oder nicht: die Natur in ihrem Innigsten sucht und meinet Gott. Nie würde ein Mensch, der Durst hat, so sehr nach etwas zu trinken begehren, wenn nicht etwas von Gott darin wäre. Die Natur meinte weder Essen noch Trinken, noch Kleider, noch Bequemlichkeit, noch sonst etwas, wenn nicht Gott darin wäre, und sie jagt und bohrt immer mehr danach, Gott darin zu finden.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

23 Mai 2010

Dem Heiligen Geist eine Stätte einräumen

So viele Wohnungen und Kammern im Haus des Menschen sind, ebenso viele Kräfte und Sinne und Wirksamkeiten sind in dem Menschen. In all diese kommt der Heilige Geist auf je besondere Art. Sobald er kommt, drückt, reisst und richtet er den Menschen aus und bearbeitet und erleuchtet ihn.
Aber diese Einkehr, diese Wirksamkeit, werden nicht alle Menschen in gleicher Weise gewahr; und wirklich wohnt er ja auch in allen guten Menschen. Doch wer sein Wirken empfinden soll, sein Dasein schmecken mag oder will, der muss sich in sich selber sammeln, sich von allen äußeren Dingen abschließen und dem Heiligen Geist eine Stätte einräumen, damit dieser in Ruhe und Stille sein Werk in ihm tun könne.

Johannes Tauler (1300 - 1361)

22 Mai 2010

Ins lautere Nichts sinken

Soll Göttliches in den Menschen, so muss das Geschöpfliche erst den Menschen verlassen. Alles Geschöpfliche muss heraus, es sei von welcher Art auch immer; es muss alles weg, was in dir ist und was du empfangen hast. Die tierische, unvernünftige Seele muss da fort, damit im Menschen die vernünftige Seele erscheine. So muss der Mensch sich fassen lassen, sich leeren und vorbereiten lassen. Er muss alles lassen, dieses Lassens selbst noch ledig werden und es lassen, es für nichts halten und in sein lauteres Nichts sinken.

Johannes Tauler (1300 - 1361)

21 Mai 2010

Geist

Ein Geist,
der still ist,
ist krank.

Ein Geist,
der langsam ist,
ist gesund.

Ein Geist,
der still ist,
ist göttlich.



Meher Baba (1894 – 1969)

20 Mai 2010

Wunschlos

Ein Übender hat nur einen Wunsch und er ist: die absolute Wahrheit zu erkennen. Oder man kann es auch anders ausdrücken: Ein wirklich Übender hat nur einen Wunsch - wunschlos zu werden. Das ist der Hauptwunsch, denn nur durch die Wunschlosigkeit geht alles Dukkha verloren.


Ayya Khema (1923 - 1997)

19 Mai 2010

Loslassen

Loslassen bedeutet
sich nicht anklammern,
nicht festhalten wollen.
Es bedeutet niemals etwas Negatives,
es ist immer etwas Positives.

Ayya Khema (1923 - 1997)

18 Mai 2010

Wer oder was ist liebenswert

Wenn wir erst einmal bedenken wollen, wen wir lieben oder was wir lieben oder wie wir lieben, dann geschieht es schon nicht mehr.
Wir haben ganz bestimmte Ideen, wer oder was liebenswert ist.

Ayya Khema (1923 - 1997)

17 Mai 2010

Der Weise zweifelt

Der Weise zweifelt sogar in seinen besten Zeiten. Die Wahrheit ist stets von Zweifel begleitet. Ohne Zweifel könnte ich nicht glauben.

Henry David Thoreau (1817 - 1862)

16 Mai 2010

Wunsch und Wahrheit

Da man sich das Angenehme oft vorstellt, so wird seine Vorstellung leicht und man glaubt, sie auch so leicht verwirklichen zu könne; deshalb hält man leicht das für wahr, was man wünscht.


Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716)

15 Mai 2010

Gutes Leben

Die ein gutes Leben beginnen wollen,
sollten tun wie einer,
der einen Kreis zieht:
Hat er den Mittelpunkt
gut angesetzt,
so wird die Kreislinie gut.


Meister Eckhart (1260 - 1328)

14 Mai 2010

Freiheit in jedem Moment

Ihr könnt Freiheit in jedem Moment eures täglichen Lebens praktizieren. Jeder Schritt, den ihr geht, kann euch helfen, eure Freiheit wiederzuerlangen. Jeder Atemzug kann euch helfen, eure Freiheit zu entwickeln und zu kultivieren. Wenn ihr esst, esst als ein freier Mensch. Wenn ihr geht, geht als ein freier Mensch, Wenn ihr atmet, atmet als ein freier Mensch. Dies ist überall möglich.

Thich Nhat Hanh zu Strafgefangenen

13 Mai 2010

Rumis Elefant

Im finstern Hause war der Elefant,
wo von den Indern ausgestellt er stand.
Und viele Leute kamen, ihn zu sehen -
sie alle mussten in das Dunkel gehen.

Da sie ihn in der Dunkelheit nicht sahen,
berührten sie ihn nur mit ihren Händen.
Der, dessen Hand an seinen Rüssel rührte,
sprach: «Wie 'ne Regenrinne ist der wohl!»

Der, dessen Hand an seine Ohren traf,
rief: «Wie ein Fächer sieht das Wesen aus!»
Der, dessen Hand berührte nur sein Bein,
sprach: «Wie ein Pfeiler wird das Tier wohl sein.»

Der, dessen Hand den Rücken rührte schon,
sprach: «Sicherlich, er ist gleichwie ein Thron.»
So kam ein jeder nur zu einem Teil
und er verstand nur dies, und nicht das Ganze,

denn je nach dem Gesichtspunkt war verschieden
wie A und Z, was sie zu sehen glaubten.
Doch hielte jeder einer Kerze Licht,
so gäbe es die Unterschiede nicht!

Rumi (1207-1273)

12 Mai 2010

Sein in vollkommener Harmonie

Wenn wir erfahren, wer wir sind, und wenn wir
leben, was wir sind, verkörpern wir ewiges Sein, und leben in der
Freiheit des Gottmenschen, des Erwachten, des Erleuchteten, des
Wiedergeborenen oder des Mystikers. In diesem Zustand gibt es keine
Grenzen zwischen den Menschen und den Geschöpfen, er ist Einheit
allen Seins in vollkommener Harmonie.

Ingeborg Wolf

Mehr hier:
Ingeborg Wolf

11 Mai 2010

Das werde ich sein

Eins ums andere Mal wuchs ich wie Gras:
Ich starb der mineralischen Welt und wurde zur Pflanze;
und der Pflanzenwelt starb ich und wurde zum Tier;
ich starb als Tier und wurde Mensch.
Warum sollte ich das Verschwinden durch den Tod fürchten?
Was Du Dir nicht vorstellen kannst, das werde ich sein!

Hakim Sanai (1072 - 1131)

10 Mai 2010

Der Bösen sich erbarmen...

Der Bösen sich erbarmen,
ist Ungerechtigkeit gegen die Guten,
und den Unterdrückern verzeihen,
ist Gewalttätigkeit gegen die Armen.

Saadi eigentlich Moscharraf od-Din Abdullah (um 1190 - 1283 oder 1291)

09 Mai 2010

Sisyphos

Der Kampf gegen Gipfel
vermag ein Menschenherz auszufüllen.
Wir müssen uns Sisyphos
als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Albert Camus (1913 - 1960)

08 Mai 2010

Grenzenlosigkeit

Auch wenn der Ort,
an dem wir die Versenkung üben,
sehr klein ist,
enthält er doch das ganze Universum.

Auch wenn unser Geist begrenzt ist,
enthält er doch
die Grenzenlosigkeit.

Sekito Kisen (700 - 790)

07 Mai 2010

Besondere Art Mystiker

Indem wir unsere mystischen Momente mit allem, was sie bieten
und verlangen, zulassen, werden wir die Mystiker, die wir sein sollen.
Schließlich ist der Mystiker keine besondere Art Mensch, sondern jeder
Mensch eine besondere Art Mystiker.

David Steindl-Rast (*1926)

06 Mai 2010

Echo der Leerheit

Buddhas, Lebewesen und Erscheinungen haben nur eine Form der Übung und eine unteilbare Erleuchtung. Sie begrenzt sich nicht nur auf die Übung des Zazen. Das Echo der Leerheit zu hören, gleicht dem wunderbaren Klang eines Hammers, bevor und nachdem er eine Glocke anschlägt. Ausserdem hat jedes menschliche Wesen seine eigene ursprüngliche Natur und Tätigkeit, die über jedem rationalen Denken steht. Auch wenn alle unzählbaren Buddhas des ganzen Alls ihre Weisheit verbinden würden, um den Verdienst des Zazen einer Person zu ermessen, könnten sie es nicht ergründen.

Dogen Zenji (um 1200) im Bendowa

05 Mai 2010

Wahres Zen

Wahres Zen übt man ohne Motivation, ohne Zweck, ja sogar ohne die Erweckung (satori) anzustreben; ich betone allein die Essenz des Zen: Zazen. Die Rezitation der Sutras und die Zeremonien sind wohl sehr schöne Dinge, doch nicht das Wesentliche.

Es ist keineswegs notwendig, nach Japan zu gehen, um die authentische Zenlehre zu finden. Das wahre Zen ist hier und jetzt, in unserem Körper und in unserem Geist. Bei richtiger Haltung und Atmung findet der Geist zu seinem normalen Zustand zurück.

Taisen Deshimaru  (1914 - 1982) in: ZA-ZEN - Die Praxis des Zen

04 Mai 2010

Hunderte von Fliegen

Hunderte von Fliegen versammeln sich auf einem Stück verrottendem Fleisch.
Sie genießen es und denken:
Was für ein wunderbares Fest!

Dieses Beispiel passt auf die Dummheit der menschlichen Wesen,
die andauerndes Glück suchen.
Sie versuchen dies in den unterschiedlichsten Arten und Weisen zu erreichen.
Aber noch nie habe ich jemanden befriedigt gesehen.

Der Dalai Lama in: „Songs of Spiritual Change“

03 Mai 2010

Drei Dinge haben keinen Bestand

Drei Dinge haben keinen Bestand:

Reichtum ohne Erwerb,
Wissenschaft ohne gelehrten Streit,
Regierung ohne Gerechtigkeitspflege.

Saadi eigentlich Moscharraf od-Din Abdullah (um 1190 - 1283 oder 1291)

02 Mai 2010

Was ist der Weg?

Jôshû fragte Nansen in allem Ernst: »Was ist der Weg?«
Nansen antwortete ihm darauf: »Der alltägliche Geist ist der Weg.«
Jôshû fragte: »Soll ich mich selbst darauf ausrichten oder nicht?«
Nansen sagte: »Wenn du versuchst, dich ihm zuzuwenden, wendest du dich von ihm ab.«
Jôshû fragte: »Wenn ich nicht versuche, mich ihm zuzuwenden, wie kann ich wissen, daß es der Weg ist?«
Nansen antwortete: »Der Weg hat nichts zu tun mit Wissen oder Nicht-Wissen. Wissen ist Illusion. Nicht-Wissen ist ohne Bewußtsein. Wenn du den zweifelsfreien, wahren Weg wirklich erlangen willst, dann werde so grenzenlos und weit wie der Weltraum. Wie kann man darüber sprechen auf der Ebene von Richtig oder Falsch?«
Bei diesen Worten war Jôshû plötzlich erleuchtet.

Aus dem Mumonkan

01 Mai 2010

Heil.Spuren.2

Vielleicht erinnern Sie sich:

http://sinndeuter.blogspot.com/2009/12/heilspuren.html

Sundra macht mich darauf aufmerksam, dass es nun ein zweites Video mit Mandalas und Musik gibt. Hier der Link auf "youtube":

http://www.youtube.com/watch?v=pmluH8rIrHY&feature=related

Ihre Seite findet sich hier:
http://www.sundra.eu/

Eigen-Liebe

Alle Liebe dieser Welt ist auf Eigenliebe gebaut.
Hättest du die gelassen, so hättest du alle Welt gelassen.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

30 April 2010

Der Mensch auf dem Planeten Erde

Der Mensch auf dem Planeten Erde hat einen sehr niedrigen Entwicklungsstand. Jeden Tag liest man in der Zeitung Nachrichten über Militärbünde, Kriegsvorbereitungen und Massenvernichtungen.
Die Leute verstehen nicht, dass das Leben eines jeden Menschen sein eigener Privatbesitz ist.

Nicolas Camille Flammarion (1842 - 1925)

29 April 2010

Kräfte

In dieser Welt sind mächtige Kräfte am Werk. Niemand kann sie aufhalten. Wir erkennen ihre Zeichen in einem neuen Verständnis der Religion, einer neuen Achtung den Menschen gegenüber, einem neuen Gefühl der Geschwisterlichkeit.

William Ellery Channing (1780 - 1842)

28 April 2010

Wahrheit

Jede Wahrheit entspringt in Gott. Wenn sie sich dur einen Menschen äußert, liegt es nicht daran, dass sie von ihm kommt, sondern dass er so durchlässig ist, dass er sie offenbaren kann.

Blaise Pascal (1623 - 1662)

27 April 2010

Liebe...

Wir alle sind Natur als Körper,
sind Klarheit als Geist
und sind Liebe als Seele.
Davon bin ich zutiefst überzeugt.

Liebe bewegt das Universum.
Liebe durchdringt alle Dinge.
Liebe wohnt in unserem Herz.
Liebe nährt uns.
Liebe zeigt sich groß und zeigt sich klein.

Liebe strahlt in jeder ihrer Ausdrucksformen mit gleichem Wert.
Liebe zu unserem Partner, unseren Kindern, die Liebe zu Freunden und weit Entfernten, die Liebe zu den kleinen Dingen des Alltags und die Liebe zur Natur, die Liebe zu Gott und die Liebe der Erde zu uns - all das und noch viel mehr sind die Strahlen der großen Liebe.
Liebe ermöglicht unserem Herz sich zu weiten und alles was uns begegnet, sei es freudig oder schmerzlich mit unserem Herzen zu umschließen.

Doch im Schreiben merke ich, wie Recht Rumi hat, wenn er sagt:
„Sei still! Sei still! Denn bei der Liebe verhält es sich anders als bei anderen Dingen: hier versteckt sich die Bedeutung, wenn du zu viel redest.“

Pyar (*1960)

26 April 2010

Mensch und Menschtum

Wenn man Mensch sagt, so versteht man darunter eine Person; wenn man Menschtum sagt, so meint man die Natur aller Menschen. Die Meister fragen, was Natur ist. Sie ist ein Ding, das Wesen empfangen kann. Darum einigte Gott das Menschtum mit sich, nicht den Menschen. Ich sage: Christus war der erste Mensch. Wieso? Das erste in der Meinung ist das letzte am Werk, wie ein Dach das letzte am Hause ist.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

25 April 2010

Liebe

Liebe ist
das freie Gefühl
eines freien Herzens:
unbegrenzt,
nicht anhaftend,
sich nirgends festhaltend,
sondern immer nur gebend.

Das ist allerdings
nur ohne Ego möglich.

Ayya Khema (1923 - 1997)

24 April 2010

Großes Geheimnis

Soll ich dir ein großes Geheimnis verraten, mein Freund?
Warte nicht auf das letzte Gericht:
Esl findet jeden Tag statt

Albert Camus (1913 - 1960)

23 April 2010

Gesetz der Liebe

Leiden ist das uralte Gesetz der Liebe: kein Suchen ohne Schmerz, kein Liebender, der nicht auch ein Märtyrer wär.

Heinrich Seuse (1295 oder 1297- 1366)

22 April 2010

Wagenlenker

Wer aufsteigenden Zorn zurückhält,
wie man einen rollenden Wagen anhält,
den nenne ich einen Wagenlenker.
Andere halten lediglich die Zügel.

Buddha

21 April 2010

Wie Sehnsucht nach Luft

Ein Schüler fragte: "Herr, wie kann ich Gott erlangen ?" Da nahm ihn der Meister zum Meer und tauchte ihn unter Wasser. Nach kurzer Zeit ließ er ihn wieder los und fragte: "Wie hast du dich gefühlt?" Der Schüler antwortete: "Ich glaubte, mein letzter Augenblick sei gekommen. So verzweifelt war ich." Da antwortete der Meister: "Du wirst Gott schauen, wenn dein Verlangen nach ihm so groß ist, wie deine Sehnsucht nach Luft in diesem Augenblick."

Shri Ramakrishna (1836 - 1886)

20 April 2010

Ende des Leidens

Wenn du nicht bei dir selbst beginnst,
kannst du alles Mögliche versuchen,
du wirst niemals das Ende des Leidens finden.

Jiddu Krishnamurti (1895-1986)

19 April 2010

Zeit.Raum.Seele

Zeit und Raum sind nichts als physiologische Farben,
die das Auge wahrnimmt,
aber die Seele besteht aus Licht.

Ralph Waldo Emerson (1803-1882)

18 April 2010

Besser

Es ist besser,
das Gesicht
zu sehen,
als
den Namen
zu hören.

Aus dem Zen

17 April 2010

Was ist dies "Ich"?

Was ist dies "Ich"? Sie werden bei tiefer gehender innerer Betrachtung feststellen, dass das, was Sie wirklich mit "Ich" meinen, die Grundlage ist, auf welcher Erfahrungen und Erinnerungen gesammelt werden.

Erwin Schrödinger (1887-1961)

16 April 2010

Was man liebt...

Was man liebt,
findet man überall,
und sieht überall Ähnlichkeiten.

Novalis (1772-1801)

15 April 2010

Das Leben selbst

Ich glaube an nichts in der Welt so tief, keine andere Vorstellung ist mir so heilig wie die Einheit, die Vorstellung, dass das Ganze der Welt eine göttliche Einheit ist und dass alles Leiden, alles Böse nur darin besteht, dass wir einzelne uns nicht mehr als unlösbare Teile des Ganzen empfinden, dass das Ich sich zu wichtig nimmt.
Die Einheit, die ich hinter der Vielheit verehre, ist keine langweilige, keine graue, gedankliche, theoretische Einheit. Sie ist ja das Leben selbst, voll Spiel, voll Schmerz, voll Gelächter. Sie ist dargestellt worden im Tanz des Gottes Shiva, der die Welt in Scherben tanzt, und in vielen anderen Bildern, sie weigert sich keiner Darstellung, keinem Gleichnis. Du kannst jederzeit in sie eintreten, sie gehört dir in jedem Augenblick, wo du keine Zeit, keinen Raum, kein Wissen, kein Nichtwissen kennst, wo du aus der Konvention heraustrittst, wo du in Liebe und Hingabe allen Göttern, allen Menschen, allen Welten, allen Zeitaltern angehörst.

Hermann Hesse (1877-1962)

14 April 2010

Wirklich ändern

Bist Du bereit, dich auslöschen zu lassen,
völlig ausradiert zu werden?
Bist du bereit, ein Nichts zu sein,
zu verschwinden und vollkommen in Vergessenheit zu geraden?
Wenn nicht, wirst du dich nie wirklich ändern.

D.H. Lawrence (1885 -1930)

13 April 2010

Die Welt...

Die Welt
ist außerhalb der Irrenhäuser
nicht minder drollig
als drinnen!

Hermann Hesse in einem Brief vom 17. 1. 1926 an Hildegard Jung-Neugeboren

12 April 2010

Alle Dinge lassen

Wann hat man alle Dinge gelassen? So man alles das lässt, was der Sinn greifen kann, und alles, was man sprechen kann, und alles, was Farbe machen kann, und alles, was man hören kann, dann erst hat man alle Dinge gelassen. Wenn man so alle Dinge lässt, so wird man von der Gottheit durchklärt und überklärt.

Meister Eckhart (1260-1327)

11 April 2010

Schöpferisch sein

An dem Tag, da du das Gute in dir und in deinem Bruder als ein und dasselbe erkennst, wird alles, was dich von Gott trennt, von dir abfallen, und du wirst in all deiner Herrlichkeit neben mir stehen.
Dann wirst du jenseits aller Zweifel wissen, wie sehr Gott dich liebt. Dann wirst du wissen, dass Seine Liebe dich nie verlassen hat, nicht einmal auf dem Höhepunkt deines Wahnsinns, als du glaubtest, sie sei es, die dich bestraft und deine Welt zerstört hat. Dann wirst du um die Schöpferkraft deines Geistes wissen, und du wirst dich dafür entscheiden, gemeinsam mit Gott, nicht von ihr getrennt, schöpferisch zu sein.

Paul Ferrini

10 April 2010

Immer gewusst

Im tiefsten Zentrum Ihres eigenen reinen Bewusstseins haben Sie immer gewusst, dass Sie niemals wirklich sterben werden (weil das Selbst zeitlos ist), und Sie wissen bereits, dass Sie schon immer hier gewesen sind (weil das Selbst allgegenwärtig ist). Sie haben das alles in den Tiefen Ihres Geistes bereits gewusst. Sie sind sich vollständig bewusst, dass Sie Zeuge dieses Augenblicks sind. Sie wissen, dass Sie das Absolute sind; Sie wissen, dass Sie Gott sind; Sie wissen, dass Sie Göttin sind; Sie wissen, dass Sie GEIST sind, und Sie wissen, dass jedes empfindungsfähige Wesen im gesamten KOSMOS diese einfache Feststellung machen kann: Wann immer ich rein-es Selbst bin, bin Ich-Ich Gott. Ich habe das immer gewusst. Sie haben das immer gewusst. Und Sie haben es immer gewusst, weil das Selbst allgegenwärtig ist.

Ken Wilber (*1949)

09 April 2010

Religion der Zukunft

Die alten Upanishaden enthalten erhabene Dichtungen, ihre Verfasser waren Dichter. Plato sagt, die Eingebung komme zu den Menschen durch Dichtung. Es hat den Anschein, als ob diese ehrwürdigen Rishis, jene Seher der Wahrheit über die Menschheit emporgehoben wurden, um jene Wahrheiten in poetischer Form zu verkünden. Sie predigten nicht, sie philosophierten nicht, sie schrieben nicht. Aus ihrem Herzen kam Musik. Buddha verkörperte das grelle, allumfassende Herz und die grenzenlose Geduld, die Religion im täglichen Leben anwendbar machte und sie zu jedermanns Tür brachte. Shankara stellte jene gewaltige intellektuelle Macht dar, die alles mit dem sengenden Lichte der Vernunft beschien. Was wir heute brauchen, ist die helle Sonne dieser Intelligenz, verbunden mit dem Herzen Buddhas, dem wundervollen Herzen, erfüllt von unendlicher Liebe und Barmherzigkeit. Eine solche Verbindung würde die erhabenste Philosophie hervorbringen, in der sich Wissenschaft und Religion begegnen und die Hände reichen, und Dichtung und Philosophie zu Freunden werden. Dies wird die Religion der Zukunft sein, und wenn wir sie errichten können, wird sie dauern für alle Zeiten und für alle Völker. Kein anderer Weg ist für die moderne Wissenschaft gangbar, und sie hat ihn schon beinahe betreten.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

08 April 2010

Über Gott nachdenken

Du kannst nicht über Gott nachdenken,
weil Er es ist, der denkt.

Ken Wilber (*1949)

07 April 2010

Das Göttliche wächst

Wie man sich des niederen Selbstes entledigt: Die Blüte vergeht von selbst, wenn die Frucht wächst; so wird auch dein niederes Selbst vergehen, wenn das Göttliche in dir wächst.

Shri Ramakrishna (1836 - 1886)

06 April 2010

Jetzige Gedanken

Du brauchst
keine neuen Zustand
anzustreben
oder
zu erreichen.
Sieh zu,
dass du deine
jetzigen Gedanken
los wirst.
Das ist alles.

Ramana Maharshi (1879-1950)

05 April 2010

Gott Gott sein lassen

Gott erwartet
nur eines von euch,
nämlich,
dass ihr aus euch heraustretet,
insofern ihr geschaffenes Sein seid,
und Gott in euch Gott sein lasst.

Meister Eckhart (1260 - 1327)

04 April 2010

Ich bin da

Jesus sprach:
Ich bin das Licht,
das über allen ist.
Ich bin das All.
Das All ist aus mir hervorgegangen
und das All ist zu mir zurückgelangt.
Spaltet ein Stück Holz,
und ich bin da.
Hebt einen Stein,
und ihr findet mich dort.

Jesus Christus (ca. 4 v.-29 n. Chr.)

03 April 2010

Raum und Zeit

Die Seele weiß alles. Nichts Neues kann sie überraschen. Nichts ist größer als sie. Lass andere furchtsam sein, die Seele aber fürchtet nichts. Sie lebt ihren eigenen Gesetzen zufolge. Sie ist größer als der Raum und älter als die Zeit.

Ralph Waldo Emerson (1803-1882)

02 April 2010

Wahrheit

Ihr werdet die Wahrheit erkennen,
und die Wahrheit wird euch frei machen.

Jesus Christus (ca. 4 v.-29)

01 April 2010

Du bist unbegrenztes Sein

Je genauer du verstehst, dass du auf der Ebene des Verstandes nur in negativen Begriffen beschrieben werden kannst, um so rascher wirst du zum Ende deiner Suche kommen und erkennen, dass du das unbegrenzte Sein bist.

Sri Maharaj Nisargadatta (1897-1981)

31 März 2010

Hilf jedem

Störe niemand in seinem Glauben, auch nicht jene, die aus Unwissenheit primitiven Anbetungsformen huldigen." Störe niemand, sondern hilf jedem höher und höher zu klimmen.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

30 März 2010

Was du (nicht) bist

Um zu wissen, wer du bist, musst du zunächst untersuchen und kennen, was du nicht bist. Entdecke alles, was du nicht bist: Körper, Gefühle, Gedanken, Zeit, Raum, dies und das. Nichts, was du konkret oder abstrakt wahrnimmst, kannst du sein. Eben dieser Vorgang der Wahrnehmung zeigt, dass du nicht bist, was du wahrnimmst.

Sri Maharaj Nisargadatta (1897-1981)

29 März 2010

Herz und Verstand

In einer Epoche der Menschheitsgeschichte, die eine Höhe intellektueller Entwicklung erklommen hat, wie man sie vor hundert Jahren nicht erträumen konnte, und die einen wissenschaftlichen Fortschritt gebracht hat, der vor fünfzig Jahren für unmöglich gehalten wurde, kann man die Herzen der Welt nicht in enge Schranken bannen. Wenn man versucht, die Menschen in enge Grenzen zu verweisen, erniedrigt man sie zu Tieren und gedankenlosen Massen und tötet ihr sittliches Leben. Was wir heute brauchen, ist das edelste Herz in Verbindung mit dem höchsten Verstand, die grenzenlose Liebe in Verbindung mit unendlicher Weisheit. Sein ohne Wissen und Liebe gibt es nicht; Wissen ohne Liebe, und Liebe ohne Wissen gibt es nicht. Unser Ziel ist die Harmonie von ewigem Sein, unendlichem Wissen und ewiger Glückseligkeit. Wir wollen Harmonie und nicht einseitige Entwicklung, den Verstand eines Shankara mit dem Herzen eines Buddha. Wollen wir uns alle bestreben, diese begnadete Verbindung zu verwirklichen.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

28 März 2010

Menschlich

Unser Hauptziel ist der universelle Frieden. Wie können wir ihn erreichen? Wir können ihn erreichen, indem wir alle Unmenschlichkeit zwischen uns ausrotten. Es darf nur eine Rasse und nur eine Gesellschaft geben. Werdet menschlich!

Babaji (1970?-1984)

27 März 2010

Formen

Formen erscheinen dann,
wenn Bedingungen zur Formgebung entstehen,
etwa so, wie der Mond sich spiegelt,
wenn Wasser da ist, das ihn reflektiert.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

26 März 2010

Abwesenheit

Ein buddhistisches Koan sagt: "Der Meister hält den Kopf des Schülers unter Wasser, lange, sehr lange; allmählich werden die aufsteigenden Wasserblasen seltener; im letzten Augenblick zieht der Meister den Schüler heraus und läßt ihn wieder zu Atem kommen: wenn du so sehr nach der Wahrheit verlangt hast wie nach der Luft, wirst du wissen, was sie ist."
Die Abwesenheit des Anderen drückt mir den Kopf unter Wasser; allmählich ersticke ich, meine Atemluft wird knapper: durch eben diese Asphyxie rekonstituiere ich meine Wahrheit, bereite ich in mir den "Unheilbar"-Liebenden vor.

Roland Barthes (1915 - 1980)

25 März 2010

Weite der See

Ein Tropfen, der aus einer Regenwolke fiel,
Erschrak vor der Weite der See:
Wer bin ich in der Unermesslichkeit des Ozeans?
Wenn ER ist, dann bin ich in Wahrheit nicht!
Während er sich mit den Augen der Verachtung betrachtete,
Nährte ihn eine Muschel in ihrem Schoß.

Der Himmel lenkte die Geschicke so,
Dass eine berühmte, eine königliche Perle heranwuchs:
Aus der Tiefe stieg er zur Höhe empor
Und klopfte an die Tür des Nichts:
Bis das Sein heraustrat.

Idries Shah (*1924-1996)

24 März 2010

Von Moment zu Moment

Es gibt niemanden auf der Welt, weder unter denjenigen, die wir als die Unterdrückten sehen, noch unter denjenigen, die wir für die Unterdrücker halten, der nicht alles hätte, was zum Erwachen nötig ist. Wir alle brauchen Unterstützung und Ermutigung, um uns bewusst zu werden, was wir denken, was wir sagen und was wir tun. Werden Sie sich Ihrer Meinungen bewusst. Wenn Sie feststellen, dass Sie Ihren Meinungen gegenüber aggressiv reagieren, bemerken Sie es einfach. Wenn Sie Ihren Meinungen gegenüber nicht aggressiv sind, bemerken Sie auch das. Indem Sie ein Bewusstsein entwickeln, das sich nicht an richtig oder falsch klammert, finden sie einen neuen Seinszustand. Daraus entwickelt sich schließlich das endgültige Aufhören des Leidens. Zu guter Letzt, wenn Sie nicht mehr an sich verzweifeln. Tun Sie von ganzem Herzen alles, um Ihre klarsichtige Intelligenz zu wecken, aber tun Sie es immer nur von Tag zu Tag, von Moment zu Moment.

Pema Chödrön (*1936)

23 März 2010

Das Selbst finden

Stellt euch vor, ihr spielt in einem Theaterstück und ihr spielt eine Rolle und seid euch die ganze Zeit bewusst, dass ihr eine Rolle spielt. Ihr seid nicht wirklich diese Person. Es ist nur eine Rolle, die ihr spielt. Genauso spielt ihr jetzt eine Rolle, nur habt ihr vergessen, dass ihr eine Rolle spielt. Ihr denkt, euer Körper, so wie er jetzt aussieht, wie er erscheint, was er macht, sei real, und ihr steckt all eure Energie in das Spiel, diese Rolle zu spielen. Das ist tatsächlich vergeudete Energie. Wenn ihr nur eure Energie daran setzen würdet, das Selbst zu finden, das ihr in Wirklichkeit nie verloren habt.

Robert Adams (1928-1997)

22 März 2010

Geduld

Eigne dir
die Gangart
der Natur an.
Ihr Geheimnis ist Geduld.

Ralph Waldo Emerson (1803-1882)

21 März 2010

An der Stille teilhaben

Selbst die Buddhas und Patriarchen sind nur wie Wegweiser auf dem Weg der Erkenntnis.
Da gibt es welche unter euch, die sich einen Satz aus den Lehrreden herauspicken, der euch halb verständlich und halb unverständlich ist. Damit schafft ihr Verwirrung und versetzt Himmel und Erde in Unruhe. Ihr rennt umher, befragt Gott und die Welt und verharrt so in geschäftiger Verblendung. Der echte Mensch des Weges, der echte Zen-Mensch blickt nicht nach rechts und links, verbringt seine Zeit nicht damit, um über Rechtschaffene und Gauner, dies und das, richtig und falsch, Form und Nicht-Form oder andere abstrakte Begriffe vergeblich zu diskutieren.

Kommt jemand mit einer Frage zu mir, dann durchschaue ich ihn gründlich, ganz gleich, ob er Mönch oder Laie ist. Welche Begriffe er mir auch immer anträgt, er lernt sie alle als leere Worte und Namen, als Vorstellungen und Gehirnfurze zu entlarven.
Die Absicht des tiefgründigen Lehrens aller Buddhas besteht darin, den in uns sichtbar werden zu lassen, der in der Lage ist, alle Lebensumstände zu beherrschen. Die Buddhanatur kann von sich selbst nicht sagen: ich bin die Buddhanatur. Es ist vielmehr der unabhängige Mensch des Weges, der in allen Lebensfragen von seiner Buddhanatur Gebrauch macht, indem er sie einfach walten lässt.

Fragt mich jemand, wo er wohl nach der Buddhanatur suchen solle, so begegne ich ihm mit meiner Buddha-Natur. Fragt mich jemand nach Bodhisattvas, so zeige ich ihm echtes Mitgefühl, die Eigenschaft jedes Bodhisattvas. Fragt mich jemand nach der Erleuchtung, dann antworte ich ihm durch Nicht-Antworten und zeige ihm somit Unaussprechlichkeit. Fragt mich schließlich jemand nach Nirvana, dann lasse ich ihn teilhaben an der Stille, der Funktion des Nirvana.

Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

20 März 2010

Sich selbst lieben

Wenn du unfähig bist, dich selbst zu lieben, wirst du nie in der Lage sein, irgendwen zu lieben. Das ist eine absolute Wahrheit, die keine Ausnahmen hat. Du kannst andere nur lieben, wenn du dich selbst lieben kannst.
Aber die Gesellschaft verurteilt Eigenliebe. Sie sagt, das sei egoistisch, sie sagt, das sei narzisstisch. Ja, Eigenliebe kann narzisstisch werden, aber sie ist es nicht notwendigerweise. Sie kann narzisstisch werden, wenn sie nie über sich selbst hinausgeht, sie kann eine Art Egoismus werden, wenn sie auf dich selbst beschränkt bleibt. Im übrigen aber ist Eigenliebe der Beginn jeder anderen Liebe.

Ein Mensch, der sich selbst liebt, beginnt früher oder später, vor Liebe überzufließen.

Osho (1931-1990)

19 März 2010

Einsamkeit vs. All-Einheit

Eines Tages muss man sich mit seiner Einsamkeit anfreunden. Wenn du ihr einmal in die Augen geschaut hast, verändert die Einsamkeit ihre Farbe, ihre Qualität; sie schmeckt dann völlig anders. Sie wird zur All-Einheit. Dann ist sie nicht mehr Isolation; sie ist All-eins-sein mit dir selbst.
Isolation birgt Unglück; All-Einheit weitet sich zu Glückseligkeit aus.

Osho (1931-1990)

18 März 2010

Immer nur das Ganze

"Gott" oder das "reine Bewusstsein" verliert sich, "vergisst sich" vorübergehend und steigt in immer tiefere Ebenen des Bewusstseins - also vom Überbewusstsein zum Bewusstsein hin zum Unbewusstsein. Dabei "vergisst" jede Ebene, wo sie vorher war. Jede Ebene ist Stufe einer "Entfremdung" von der Gottheit, vom Ganzen. Und natürlich ist dieser stufenweise Abfall vom Ganzen eine Illusion, ein "Spiel der Täuschung", weil jeder Schritt nichts als eben ein "Spiel des Ganzen" ist, welches keine Zeit kennt.

Die Wirklichkeit aller Erscheinungsformen ist immer nur das Ganze. Das Ganze, das Göttliche ist nie wirklich "verloren", sondern nur "vergessen".... Das "Spiel" geht in eine neue Runde, wenn die Involution abgeschlossen, das "Nichts" wiederhergestellt ist. Dann beginnt wieder neue Evolution.

Henning von der Osten ( 1926 - 2008)

17 März 2010

Nacht der Mystik: 19. März

Seit es Menschen gibt, die sich und ihr Dasein reflektieren können, suchen sie nach einer Wirklichkeit hinter der sichtbaren Realität. Auch heute fragen sich viele: „Was trägt die Welt im Innersten?“ und „Wie kann ich – jenseits unseres zweckrational organisierten Alltags – zu tieferer Erkenntnis kommen?“

Um Antworten auf diese Fragen nach dem Grund des Lebens zu finden, gehen Menschen in unterschiedlichen Kulturen und Religionen ganz verschiedene Wege: Meditation, Kontemplation und Askese gehören zum festen Bestand bei der Sinnsuche. Innenschau und die Reduzierung auf das Wesentliche sollen dabei helfen, zum Eigentlichen zu kommen.

So unterschiedlich die Wege sind, so sehr ähneln sich die Aussagen von Menschen, die „Gott geschaut“ oder „Erleuchtung“ erlangt haben. Ob es Heilige waren, die die unmittelbare Begegnung mit Gott suchten, oder Weise und Meister, die das „Große Eine“ erfuhren, so beschreiben sie doch alle, dass ihre mystische Erfahrung etwas „Unsagbares“ hatte. Und so legen sie in oft poetischer Sprache und anhand von Bildern, in denen sich Gegensätze zu einem Einssein auflösen, Zeugnis davon ab, dass sie einem Geheimnis begegneten, das sich mit Worten letztlich nicht beschreiben lässt.

Die Annäherung an dieses Geheimnis steht im Mittelpunkt der „Nacht der Mystik“. Über Musik aus unterschiedlichen Jahrhunderten und Tanz, über bildende Kunst und Film, über Texte und in Stille werden die Besucherinnen und Besucher in eine meditative Atmosphäre eintauchen. Texte und heilige Schriften aus unterschiedlichen Religionen wie Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Zen-Buddhismus leiten als roter Faden durch das vierstündige Programm. Immer geht es um Erfahrung – im Sinne des berühmten Satzes von Karl Rahner „Der Fromme von Morgen wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht mehr sein.“

Die „Nacht der Mystik“ ist eine ökumenische Veranstaltung der katholischen Kirchengemeine Johannes XXIII. und der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Neue Stadt. Sie will – auch im Sinne einer interreligiösen Begegnung – Christen wie Nicht-Christen ansprechen.

Text der Einladung für die "Nacht der Mystik". Mehr Informationen hier:

http://www.nachtdermystik.de/index.html

Findet ihn

Verhaltensweisen sind Festlegungen,
Differenzierungen in zehntausendfacher Weise.

Aber da gibt es jemand,
der immer gleich bleibt, der unveränderbar ist.

Findet ihn.


Rinzai Gigen Zenji alias Lin-chi (um 850)

16 März 2010

Sein und Denken

Wir sind, was wir denken.
Alles, was wir sind, entsteht mit unseren Gedanken.
Mit unseren Gedanken machen wir die Welt.

Gautama Buddha (ca. 563-483 v. u.Z.)

15 März 2010

Erkannter und Erkenntnis

Der Schöpfer im Menschen ist das eigene Selbst, dessen letzte, von seinem eigenen Mittelpunkt entfernteste Manifestation das kleine "Ich", das persönliche "Ichbewusstsein" ist. Das persönliche "Ich" in ihm ist das durch die Materie - im Körper - widergespiegelte Bild Gottes. Wenn der Mensch also aus dem Fernsein in die Identität mit Gott zurückgelangen will, muss er mit seinem Bewusstsein denselben Weg einschlagen: er muss sein Bewusstsein, von seinem persönlichen "Ich" ausgehend, immer tiefer und tiefer in sich zurückziehen, und sich zu seinem wahren Selbst, zu seinem Schöpfer, hinwenden, bis er sich in Ihm bewusst erkennt. Das bedeutet aber, dass in diesem Zustand nicht das Geschöpf - die Person - sich selbst erkennt, da es keine wahre Existenz hat und als Scheinwesen kein rückwirkendes Bewusstsein, keine Selbsterkenntnis haben kann, sondern der Schöpfer erkennt sich selbst im Geschöpf, in der Person. Dies ist die einzige Möglichkeit, in welcher das Getrenntsein aufhört, in welcher das Bewusstsein sich im Einheitszustand befindet, wenn das "Sich-selbst-Denken" aufhört und zum "Sich-selbst-Sein" - zur "Selbsterkenntnis" - wird. In diesem Zustand sind der Erkenner, das Erkannte und die Erkenntnis ein und dasselbe Subjekt: das Selbst - der Schöpfer - erkennt sich selbst in sich!

Elisabeth Haich (1897-1994)

14 März 2010

Mitgefühl für andere

Wenn wir Mitgefühl haben für andere, dann vergessen wir uns selbst. Wenn wir uns selbst vergessen, können wir unmöglich ein Problem haben.
An andere zu denken ist der direkteste und einfachste Weg, die eigenen Probleme loszuwerden.
In dem Moment, wo man an sich selbst denkt, gibt es unzählige Möglichkeiten, alte Probleme wieder hervorzuholen und neue zu schaffen.

Ayya Khema (1923 - 1997)

13 März 2010

Einziges Wort

Solange du dir Vorstellungen nicht bewusst machst, wirst du Erleuchtung nicht verwirklichen, selbst wenn du dich ein ganzes Weltzeitalter mit der Lehre beschäftigst und alle Lehrreden und Meditationsanweisungen kennst.
Bist du dir aber deiner Gedanken und Vorstellungen bewusst, dann kann es sein, dass dich ein einziger Ausspruch, vielleicht sogar nur ein einziges Wort, unmittelbar zum Erwachen bringt.

Bardo Thödol

12 März 2010

Erscheinungsformen

Die gesamte Schöpfung existiert in dir, und alles, was in dir ist, existiert auch in der Schöpfung. Es gibt keine Grenze zwischen dir und einem Gegenstand, der dir ganz nahe ist, genauso wie es keine Entfernung zwischen dir und sehr weit entfernten Gegenständen gibt. Alle Dinge, die kleinsten und größten, die niedrigsten und höchsten sind in dir vorhanden als ebenbürtig. Ein einziges Atom enthält alle Elemente der Erde. Eine einzige Bewegung des Geistes beinhaltet alle Gesetze des Lebens. In einem einzigen Tropfen Wasser findet man das Geheimnis des endlosen Ozeans. Eine einzige Erscheinungsform deiner selbst enthält alle Erscheinungsformen des Lebens überhaupt.

Khalil Gibran (1883-1931)

11 März 2010

Sich selbst Licht werden

Alles, was gebraucht wird, ist schon im menschlichen Bewusstsein verborgen. Der Mensch muss nicht in den Himmel schauen, sondern in sich selber. Er braucht nicht von irgendwoher um Gnade bitten, sondern er muss sich selbst ein Licht werden.

Gautama Buddha (ca. 563-483 v.u.Z.)

10 März 2010

Wer, wo, wann

Wer, wenn nicht wir?
Wo, wenn nicht hier?
Wann, wenn nicht jetzt?

Aus China

09 März 2010

Träumen trauen

Trauet euren Träumen,
denn das Tor der Ewigkeit ist darin verborgen.

Khalil Gibran (1883-1931)

08 März 2010

In früheren Zeiten...

In früheren Zeiten vermochten die Menschen das ganze Leben mit geistlichen Übungen und der genauen Befolgung aller in den Heiligen Schriften verordneten Riten zu verbringen ...
Wer in unserer Zeit die vom Irrtum geschmiedeten Fesseln abstreifen will, soll unaufhörlich den heiligen Namen Gottes wiederholen und gleichzeitig seine Gedanken auf Gott richten. Wer den inbrünstigen Glauben an die Macht des heiligen Gottesnamens in seinem Herzen trägt, und diesen Namen Tag und Nacht wiederholt, bedarf keiner geistlichen Übungen mehr.

Ramakrishna (1836-1886)