30 November 2008

O Heiland, reiß die Himmel auf





O Heiland, reiß die Himmel auf,
Herab, herab, vom Himmel lauf !
Reiß ab vom Himmel Tor uns Tür,
Reiß ab, wo Schloß und Riegel für !

O Gott, ein' Tau vom Himmel gieß;
Im Tau herab, o Heiland, fließ.
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
Den König über Jakobs Haus.

O Erd', schlag aus, schlag aus, o Erd',
Daß Berg und Tal grün alles werd'
O Erd', herfür dies Blümlein bring,
O Heiland, aus der Erden spring.

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
Darauf sie all' ihr' Hoffnung stellt ?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
Komm tröst uns hie im Jammertal.

O klare Sonn', du schöner Stern,
Dich wollten wir anschauen gern.
O Sonn', geh auf, ohn' deinen Schein
In Finsternis wir alle sein.

Hie leiden wir die größte Not,
Vor Augen steht der ewig' Tod;
Ach komm, führ uns mit starker Hand
Vom Elend zu dem Vaterland.

Friedrich Spee von Langenfeld S.J. (1591-1635) Köln, 1623

29 November 2008

licht, lauter und leer

Der Geist aller Lebewesen ist im tiefsten Grund licht, lauter und leer. Dieser Geist wird Urgrund der Erleuchtung genannt. Unter dem Einfluss der Trübungen des Geistes irren die Wesen, da es ihnen an Selbsterkenntnis mangelt, im Samsara umher. Wer Selbsterkenntnis und Einsicht in den Urgrund des eigenen Geistes gewonnen hat, der ist ein Weiser, ein Geläuterter, ein Erwachter.

Milarepa (1052-1135)

28 November 2008

Verwirrung vermeiden

Wenn du eine Verwirrung vermeiden willst, erschaffst du dadurch eine neue, und, um diese zu vermeiden, die nächste. Vermeide die erste nicht: Geh in sie hinein, beobachte sie, lass sie deine Meditation sein. Wenn sie da ist, muss es seine Bedeutung haben, denn nichts existiert ohne irgendeine Bedeutung.
Mit der Zeit wirst du Dankbarkeit für sie empfinden, denn wenn du es dir anschaust, wirst du klar werden, meditativer, wacher, bewusster. Und am Ende wirst du deiner Verwirrung danken, dass sie dir geholfen hat, dass sie dir die Möglichkeit gegeben hat, an Bewusstsein zu wachsen. Es war einfach eine Gelegenheit, die an deine Tür geklopft hat, um dir zu helfen, bewusster zu werden.

Osho (1931-1990)

27 November 2008

Die Lehrer

Ein junger Mann sucht Arbeit. Um herauszubekommen, was er tun soll, entschließt er sich zu meditieren, bis er seine innere Stimme hört. Er setzt sich hin und meditiert so lange, bis er innen eine Stimme hört, die sagt: "Werde Schreiner!” Also geht er zu einem Schreiner und wird tatsächlich eingestellt. Am ersten Tag zerbricht er eine Säge. Am zweiten schneidet er sich in die Hand, und am dritten bekommt er Sägemehl in die Augen und muss nach Hause gehen. In der Nacht sinniert er: "Da steckt eine Lehre drin, weil alles, was uns zustößt, zum Lernen da ist. Wenn ich nur hören könnte, was mir meine innere Stimme sagen will! Ich will weiter meditieren, dann werde ich es wissen.”

Und beim Meditieren sagt ihm eine neue Stimme: "Die Lehre ist: Du musst an Deinen Vorsätzen festhalten! Führe durch, was Du Dir vorgenommen hast!” Also geht der junge Mann am nächsten Tag wieder in die Werkstatt und ruiniert einen frisch gebeizten Schrank. Am Tag darauf bohrt er in einer Wand eine Wasserleitung an und verursacht eine Überschwemmung. Er bleibt aber guter Dinge und sagt zu sich selber: "Das ist alles zu meinem Besten, das ist eine Lehre, die mich wachsen lässt. Ich versuche es noch einmal, zuzuhören und zu verstehen.”

Beim Meditieren spricht eine andere Stimme zu ihm und sagt: "Die Lektion, die Du lernen sollst, ist: Du sollst Dich nicht gegen die Natur wenden. Wenn Deine Arbeit Dir nichts bringt, dann arbeite überhaupt nicht, weil die Natur Dich immer versorgen wird, wenn nur Dein Herz offen ist.” Also spaziert der junge Mann am nächsten Tag durch den Wald und wartet, dass ihm die Vorsehung einen Tipp gibt.
Als er unter einem großen Baum geht, bricht plötzlich ein dicker Ast ab und trifft ihn so, dass er umfällt. Ein paar Minuten reibt er sich seine Beule, dann schaut er nach oben und spricht zum Himmel: "Ich verstehe das nicht. Ich bin dem Rat all meiner inneren Stimmen gefolgt und trotzdem ist alles schiefgegangen.” Aber der Himmel gibt ihm keine Antwort. Da seufzt der junge Mann tief und denkt bei sich: "Ich gebe auf! Es kümmert mich nicht, was die Lehre ist. Von jetzt an werde ich genau das tun, was ich will und bestimmt nicht mehr auf irgendwelche Stimmen hören.”

Da sagt eine Stimme in ihm: "So! Das ist die Lehre!”

Osho (1931-1990)

26 November 2008

Ignoranz des Verstandes

Die ganze Ignoranz des sogenannten Verstandes besteht darin, nicht in der Gegenwart sein zu können. Der Verstand bewegt sich dauernd: in die Zukunft oder in die Vergangenheit. Der Verstand, das Denken ist niemals im Hier und Jetzt! Die Bauweise des Verstandes macht es unmöglich, dass er in der Gegenwart sein kann. Weil der Verstand denken muss und es im gegenwärtigen Moment keine Möglichkeit zum Denken gibt! Man muss sehen, man muss hören, man muss gegenwärtig, anwesend sein, aber man kann da nicht denken.

Osho (1931-1990)

25 November 2008

Gott erfahren

Ein bloßer Gelehrter ohne Unterscheidungsgabe und Entsagung, der behält Sinnenfreude und Besitzgier im Blick. Ein Geier steigt hoch hinauf, doch sein Blick bleibt auf den Aasplatz gerichtet. Einzig das ist Wissen, wodurch wir Gott erfahren können, alles andere ist Lüge.

Ramakrishna Paramahamsa (1836 -1886)

24 November 2008

Immer noch besser...

"Was macht eigentlich Ihr Sohn?",
fragte Frau A Frau B.

"Der meditiert",
antwortete Frau B.

"Na, ja. Das ist immer noch besser als wenn er in der Ecke sitzen und gar nichts tun würde",
meinte darauf Frau A. antworten zu müssen.

20 November 2008

Die gesamte Schöpfung existiert in dir

Die gesamte Schöpfung existiert in dir, und alles, was in dir ist, existiert auch in der Schöpfung. Es gibt keine Grenze zwischen dir und einem Gegenstand, der dir ganz nahe ist, genauso wie es keine Entfernung zwischen dir und sehr weit entfernten Gegenständen gibt. Alle Dinge, die kleinsten und größten, die niedrigsten und höchsten sind in dir vorhanden als ebenbürtig. Ein einziges Atom enthält alle Elemente der Erde. Eine einzige Bewegung des Geistes beinhaltet alle Gesetze des Lebens. In einem einzigen Tropfen Wasser findet man das Geheimnis des endlosen Ozeans. Eine einzige Erscheinungsform deiner selbst enthält alle Erscheinungsformen des Lebens überhaupt.

Khalil Gibran (1883-1931)

19 November 2008

Es gibt kein besseres Leben

Hole dir deine Kraft zurück: Entblöße dich, das wirkliche Ich, und vergiss all den Unsinn über den Verstand und den Körper und die Gedanken und die Welt und Gott und alles andere, was real zu sein scheint. Vergleiche dich mit niemandem. Sei ehrlich mit dir selbst. Es ist egal, wie weit fortgeschritten jemand anders sein mag. Vergiss alle Heiligen und Weisen und andere Leute. Du bist der Einzige, der je existiert hat, und es gibt niemanden außer dir. Du bist alle Heiligen und alle Weisen und alle Seher. Du bist alles. Alles ist das Selbst und du bist Das. Warum nicht dazu aufwachen? Warum willst du so lange Spiele mit dir selbst spielen? Indem du an Reinkarnation glaubst, kommst du immer und immer wieder, immer in der Hoffnung auf ein besseres nächstes Leben. Es gibt kein besseres Leben.

Robert Adams (1928-1997)

18 November 2008

Ich bin da

Ich bin da, wo ich war, ehe ich geschaffen wurde, da ist bloß Gott in Gott. Da sind weder Engel noch Heilige noch Chöre im Himmel. Manche Leute sagen von acht Himmeln und neun Chören; das ist nicht da, wo ich bin.
Ihr sollt wissen, alles, was man so zu Worte bringt und den Leuten mit Bildern vorlegt, das ist nichts als ein Anreiz zu Gott. Wisset, dass in Gott nichts ist als Gott. Wisset, dass keine Seele in Gott kommen kann, sie werde denn zuvor so Gott, wie sie Gott war, ehe sie geschaffen wurde.

Meister Eckhart (1260-1327)

17 November 2008

Von Wissen und Weisheit

Es gibt zwei miteinander verbündete Kräfte im Menschen, das Wissen und die Weisheit.

Wissen ist gerade so viel von der Wahrheit, wie der Intellekt durch sein Herumtasten in einem verzerrten Medium zu sehen vermag.

Weisheit ist das, was das Auge der göttlichen Schau im Geist sieht.

Sri Aurobindo (1872 - 1950)

16 November 2008

Betriebsausflug auf höherer Ebene

Im Himmel wird der Betriebsausflug für das kommende Jahr geplant. Man weiß aber noch nicht ganz so, wohin man denn eigentlich fahren soll.

Die erste Idee ist Bethlehem. Maria ist allerdings dagegen, weil sie in Bethlehem schlechte Erfahrungen gemacht hat: Kein Hotelzimmer und so. Bethlehem kommt also nicht in Frage.

Der nächste Vorschlag ist Jerusalem. Das lehnt dann allerdings Jesus ab. Er hatte in Jerusalem ganz schlechte Erfahrungen gemacht.

Als nächster Vorschlag kommt Rom. Die allgemeine Zustimmung hält sich zwar in Grenzen, der Heilige Geist ist jedoch sofort begeistert: „Oh toll, Rom! Da war ich noch nie!"

15 November 2008

Eins Zwei Drei

Der Sinn erzeugt die Eins.
Die Eins erzeugt die Zwei.
Die Zwei erzeugt die Drei.
Die Drei erzeugt alle Dinge.

Alle Dinge haben im Rücken das Dunkle
und streben nach dem Licht,
und die strömende Kraft gibt ihnen Harmonie.

Lao Tse (zwischen 600 und 300 v. u.Z.)

14 November 2008

Herz hat seine Gründe

Das Herz hat seine Gründe,
welche der Verstand nicht erkennt

Blaise Pascal (1623-1662)

13 November 2008

Nie sterben weil nie geboren

Das Erste, was du dir vergegenwärtigen solltest, ist: Du wirst nie verschwinden oder sterben, weil du nie geboren wurdest. Du hast immer als Bewusstsein existiert und wirst immer als Bewusstsein existieren.
Nachdem du erwacht bist, was passiert mit dir, wenn du stirbst? Wohin gehst du? Wenn du aufwachst, bleibst du einfach, wo du bist. Du gehst nirgendwohin und kommst von nirgendwo zurück. Du bist einfach. Du bist das Selbst, du bist allgegenwärtig.

Robert Adams (1928-1997)

12 November 2008

Unbekanntes Fahrziel

Auf der Autobahn
im Stau stehend
kann ich auf die
gegenüberliegende Fahrbahn sehen.

Ein Linienbus
kommt mir entgegen.
Seine digitale Anzeige
hat als Fahrziel:
INSEL DES GLÜCKS.

Wer weiß, wohin der fuhr...

10 November 2008

Vom Unsichtbaren

Ein jeder sieht vom Unsichtbaren soviel,
wie sein Herz Klarheit hat,
und Klarheit hat er soviel,
wie es poliert wurde.

Wer sein Herz mehr poliert hat,
der sieht auch mehr -
mehr unsichtbare Formen
zeigen sich ihm.

Dschelal ed-Din Rumi, auch Dschelaluddin Rumi (1207-1273)

09 November 2008

Die Pogromnacht und ihre Folgen

Nicht so sehr die wirtschaftlichen Ausschaltungsmaßnahmen, die die jüdische Bevölkerung auf den Status von Parias herabdrückte, als das Ritual ihrer öffentlichen Degradierung und ihrer Demütigung hatte die Funktion, allen klarzumachen, daß die deutschen Juden nicht mehr zum eigenen Volk gehörten und daß es nicht nur sinnlos, sondern gemeinschädlich war, ihnen zu helfen. Zweifellos trugen die Ereignisse des Pogroms und seine Folgen entscheidend zu der „Entpersönlichung“ der jüdischen Mitbürger bei, die eine wichtige psychologische Voraussetzung des Genozids war.


Der Novemberpogrom vermittelte zugleich ein Vorgefühl des Grauens, das sich später einstellte, aber er war keine Vorstufe der „Endlösung“. Was das moralische Problem anging, lag es auf derselben Ebene. Die Masse der Deutschen, die von Auschwitz nichts oder nur wenig erfuhren, konnte an den ungesühnten Morden und Brandstiftungen des Novemberpogroms ermessen, zu welcher Gewaltanwendung das NS-System fähig war. Ein systematisches Nicht-Hinsehen, eine eingeübte Verdrängung, eine tiefgreifende moralische Indifferenz insbesondere gegenüber dem Schicksal der Juden vermischten sich mit ideologischer Verblendung und terroristischem Druck. Alles dies wirkte zusammen, so daß dort, wo Erschrecken und Protest notwendig gewesen wäre, Verstummen und Verschweigen Platz griffen.


Hans Mommsen (*1930)

Aufsatzes aus dem Katalog „Die Architektur der Synagoge“ (Verlag Klett-Cotta, Stuttgart), der zur gleichnamigen Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt/M. vom
11.11. 88 bis 12.2. 89 erschienen ist.

Der Beitrag erschien auch in den "Gewerkschaftlichen Monatsheften", herausgegeben vom Bundesvorstand des DGB, die von 1950 bis 2004 das theoretische Diskussionsorgan des DGB waren.

Der vollständige Text "Die Pogromnacht und ihre Folgen" hier:

http://www.gmh.dgb.de/main/pdf-files/gmh/1988/1988-10-a-591.pdf

08 November 2008

Übersehen statt betrachten

Normalerweise neigen wir eher dazu,
Dinge zu übersehen,
als sie genau zu betrachten.

Alan W.Watts (1915 - 1973)

07 November 2008

Das Leben ändern

Die größte Entscheidung Deines Lebens liegt darin, dass Du Dein Leben ändern kannst, indem Du Deine Geisteshaltung änderst.

Albert Schweitzer (1875 – 1965)

06 November 2008

Anreiz zu Gott

Ich bin da, wo ich war, ehe ich geschaffen wurde, da ist bloß Gott in Gott. Da sind weder Engel noch Heilige noch Chöre im Himmel. Manche Leute sagen von acht Himmeln und neun Chören; das ist nicht da, wo ich bin.
Ihr sollt wissen, alles, was man so zu Worte bringt und den Leuten mit Bildern vorlegt, das ist nichts als ein Anreiz zu Gott. Wisset, dass in Gott nichts ist als Gott. Wisset, dass keine Seele in Gott kommen kann, sie werde denn zuvor so Gott, wie sie Gott war, ehe sie geschaffen wurde.

Meister Eckhart (1260-1327)

05 November 2008

Gott und sich selbst erkennen

Denn, wer kommen will in Gottes Grund, in dessen Innerstes, der muss zuvor in seinen eigenen Grund, in sein Innerstes kommen;
denn niemand kann Gott erkennen, der nicht zuvor sich selbst erkennen müsste.

Meister Eckhart (1260-1327)

04 November 2008

Unbegrenztes Sein

Je genauer du verstehst, dass du auf der Ebene des Verstandes nur in negativen Begriffen beschrieben werden kannst, um so rascher wirst du zum Ende deiner Suche kommen und erkennen, dass du das unbegrenzte Sein bist.

Sri Maharaj Nisargadatta (1897-1981)

03 November 2008

Kämpfe nicht

Meine Empfehlung ist: Kämpfe nicht. Prüfe es nach, wieder und wieder und wieder. Ja, wenn du vor den Zweifeln keine Angst hast - lasse sie kommen, kein Problem! Wenn du vor nichts Angst hast, was kommt, selbst nicht vor der Wüste, dann ist es kein Problem, nur eine weitere Erfahrung. Und es gibt keine Erfahrung, die nicht okay ist.

Samarpan alias Sam Golden (*1941)

02 November 2008

Wahre Freiheit

Bewusste Evolution ist wahre Freiheit. Indem wir die Angst vor der Zukunft verlieren und die wahre Natur in uns erwacht, öffnen wir uns der Großartigkeit unseres Herzens.

Tony Samara (*1965)

01 November 2008

Der Weg zur Selbsterkenntnis

Man sagt, dass der Geist Dinge klarstellt und die Wahrheit offenbart. Tatsache ist jedoch, dass er Verwirrung im Herzen schafft. Die reine Wahrheit wohnt im natürlichen Zentrum, dem Herzen. Das Herz ist der Weg zur Selbsterkenntnis.

Tony Samara (*1965)