30 September 2010

Zum Urspung

Entleertes, bilderloses Denken, ein klares Schauen im göttlichen Lichte und eine reine Entrückung des Geistes vor das Antlitz Gottes:
diese drei zusammen bilden und erzielen das wahrhaft schauende Erleben, darin niemand sich irren kann. Der reine Geist nämlich neigt sich beständig zu dem verklärten Verstand und folgt ihm mit nackter Sehnsucht zu seinem Ursprung.

Jan van Ruusbroec (1293 - 1381)

29 September 2010

Intuition

Die höchste Fähigkeit des Menschen ist nicht sein Verstand, sondern seine Intuition; sie bezieht ihr Wissen unmittelbar und spontan von der Seele und nicht durch die unzuverlässige Vermittlung der Sinne oder des Verstandes.

Paramanahansa Yogananda (1893 - 1952)

28 September 2010

Rechte Erkenntnis

Rechte Erkenntnis ist verwirklicht, wenn es weder Subjekt noch Objekt des Erkennens gibt. In der Übung im Strom der Erleuchtung lassen sich weder Stufen noch Unterscheidungen erkennen. Dort, wo es weder den Meditierenden noch die Übungsobjekte gibt, ist das Nicht-Abweichen von der Übung verwirklicht. Wenn im klaren Licht der Erkenntnis das "Bedingte Entstehen" wie auch Subjekt und Objekt als leer erkannt werden und weder Handeln noch Handelnder wahrnehmbar sind, hat das Handeln seine Vollendung erreicht.

Milarepa (1052-1135)

27 September 2010

Selbst, das selber Gott ist

Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschweinden, - das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

26 September 2010

Reines Innesein

Die Vielheit der Vorstellungen zerstreut uns; sammeln wir uns ständig auf die Betrachtung des Selbst, das selber Gott ist, so wird diese Anschauung im Lauf der Zeit an die Stelle der Zerstreuung treten und zuletzt selber verschwinden, - das reine Innesein, das schließlich übrig bleibt, ist die Wirklichkeit Gottes und wir sind ihrer wirklich inne.

Ramana Maharshi (1879 - 1950)

25 September 2010

Letztlich kein Entrinnen

Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit.
Solange er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich noch andere erkennen - er wird allein sein.

Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten?

Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der - Teil eines Ganzen - zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet.
In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein - wie im Tod - sondern lebendig als Mensch unter Menschen.

Richard Beauvais (1964)

24 September 2010

In Meditation...

Ich werfe mich nieder vor Marpa, dem Übersetzer,
der möge mich segnen und vor Streit bewahren.

In Meditation über meinen Lama
vergaß ich die Einflußreichen und Mächtigen.

In Meditation über geheime Weisheitslehren
vergaß ich Bücher, die nur den Verstand nähren.

In Meditation über Leben und zukünftiges Sein
vergaß ich die Furcht vor Geburt und Tod.

In Meditation über die Buddha-Natur aller Wesen
vergaß ich die spaltenden Begriffe.

In Demut des Körpers und Geistes
vergaß ich den Stolz und Selbstruhm der Wichtigtuer.

In meinem Körper als wahrer Einsiedelei
vergaß ich die Klöster.

In der Umarmung des Geistes und nicht des Buchstabens
vergaß ich das Spiel mit leeren Worten.

Da du ein Meister genannt wirst, mögest du
die Bedeutung all dessen in Büchern finden!

Milarepa (1052-1136)

23 September 2010

Betrachte ihre Einheit

Lama, Schutzgottheit und Geister, drei vereint in einem -
rufe sie an!

Meditation, Erleuchtung und Liebe zu allen Wesen, drei
vereint in einem -
meistere sie!

Dieses Leben, das nächste und das Stadium zwischen Tod
und neuem Leben, drei vereint in einem -
betrachte ihre Einheit!

Milarepa (1052-1136)

Im Kino startet heute der Film: Milarepa - der Weg zum Glück. Mehr hier:
http://www.jupiter-films.com/film-milarepa-der-weg-zum-gluck,27.php

22 September 2010

Eigene Tiefe

In meine eigene Tiefe hinabsteigen, in das göttliche Selbst, den Grund meines Ich und alle Lebewesen in der Nicht-Dualität umarmen. Alle Wesen als mir zugehörige fühlen, und mich selbst als das Selbst aller Wesen erfahren, bedeutet nicht, sie als der Person zugehörig zu empfinden, die am 30. August 1910 in der Bretagne geboren wurde und jetzt in einer Höhle in Arunachala sitzt. Das oberflächliche Ich, das illusorisch ist, hat keine Bedeutung auf das Ganze gesehen.

Henri Le Saux (1910 - 1952)

21 September 2010

Kreis - Schema der Wiederkehr

Durchgängig und überall ist das echte Symbol der Natur der Kreis, weil er das Schema der Wiederkehr ist:

diese ist in der Tat die allgemeinste Form der Natur, welche sie in Allem durchführt, vom Laufe der Gestirne an, bis zum Tod und der Entstehung organischer Wesen, und wodurch allein in dem rastlosen Strom der Zeit und ihres Inhalts doch ein bestehendes Dasein, d. i. eine Natur, möglich wird.

Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) in: Die Welt als Wille und Vorstellung II, 4. Bd., Kap.41. Schopenhauer verstarb heute vor 150 Jahren.
Mehr hier:
http://www.schopenhauer-buddhismus.de/Schopenhauer_Buddha/Enso_Zen/enso_zen.html

Das Foto zeigt eine Lampe im Händel-Museum Halle/Saale.

20 September 2010

Herausforderung

Herausforderung ist das Wesen des Lebens. Manchmal ist es süß und manchmal bitter. Manchmal verspannt sich unser Körper, und manchmal ist er entspannt und offen. Manchmal haben wir Kopfschmerzen, ein andermal fühlen wir uns ganz und gar gesund. Alle losen Enden zu verknüpfen und schließlich alles im Griff zu haben, ist vom Blickpunkt des Erwachens tödlich, denn es erfordert das Leugnen vieler Grunderfahrungen. Eine derartige Einstellung, der Versuch, alle scharfen Kanten und Unvollkommenheiten zu glätten und das Leben zu einem netten angenehmen Ausflug zu machen, hat etwas Aggressives.

Pema Chödrön (*1936)

19 September 2010

Eins und einzig

Weisheit ist eins und einzig.
Unwillig und doch willig
Lässt sie sich beim Namen des Zeus nennen.

Heraklit (544 bis 483 v.u.Z.)

11 September 2010

Nach innen

Der Weg, den wir gehen müssen, um zur Gemeinschaft mit der Welt zu kommen, führt nicht nach außen, sondern nach innen. Es muss uns endlich wieder einfallen, dass wir ja nicht bloß Stücke der Welt wahrnehmen, sondern dass wir selbst ein Stück Welt sind. Wer die Blume ganz erfassen könnte, hätte die Welt erfasst. Nun denn: kehren wir ganz in uns selbst zurück, dann haben wir das Weltall leibhaftig gefunden.

Gustav Landauer (1870 - 1919) in "Skepsis und Mystik"

10 September 2010

sinndeuter aktuell: Raimon Panikkar +

"Ich bin als Christ gegangen,
ich habe mich als Hindu gefunden,
und ich kehrte als Buddhist zurück,
ohne doch aufgehört zu haben, ein Christ zu sein."

So charakterisierte sich einmal Raimon Panikkar selbst. Der Theologe war ein ebenso gescheiter wie vor-denklicher Mann, der in den Disziplinen Chemie, Philosophie und Theologie promoviert hat.

"In ihm vereinten sich indisches Yoga, spanisch-mystische Spiritualität, buddhistische Kontemplation und interkultureller philosophoscher Diskurs auf höchstem Niveau und beeindruckender spiritueller Tiefe. Angesichts einer von Säkularisierung geprägten Welt weist er auf eine Gotteserfahrung über alle konfessionellen und kukturellen Schranken hinaus auf eine kosmotheandrische Vision, in der das Göttliche, das Menschliche und der Kosmos miteinanander verbunden sind." So würdigte das Portal "rpi virtuell" den Theologen.

Der 1918 geborene Panikkar verstarb am 26. August 2010.

Mehr hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Raimon_Panikkar

Und hier:
http://raimon-panikkar.org/english/biography-2.html

Der Jesuitenschüler weist hier u.a. auch auf seine zeitweise Mitgliedschaft im "Opus Dei" hin.

Menschsein transzendieren

Praktizieren bedeutet, dass wir eines Tages die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind. Unseren Verfall, unsere Sterblichkeit, unser Altern erkennen und sie in uns aufnehmen. Und in dem Moment, wo wir das tun, kommt die Dringlichkeit hoch. Die Dringlichkeit, das Gute zu tun, die Dringlichkeit, sich selbst so zu entwickeln, dass die Problematik des Menschseins transzendiert wird.

Ayya Khema (1923 - 1997)

09 September 2010

Heinrich Heine aktuell

Dort, wo man Bücher verbrennt,
verbrennt man am Ende auch Menschen.

Heinrich Heine (1797 - 1856)

08 September 2010

Große Ausgewogenheit

Handeln bedeutet, gegenüber deinen eigenen Gedanken - den guten wie den schlechten - wahrhaft aufmerksam zu sein, in die wahre Natur aller Gedanken zu schauen, weder die Vergangenheit zu verfolgen noch die Zukunft einzuladen, weder ein Anhaften an freudige Erfahrungen zuzulassen noch sich von traurigen Ereignissen überwältigen zu lassen. Wenn man so vorgeht, versucht man, den Zustand der großen Ausgewogenheit zu erreichen und in ihm zu verweilen; ein Zustand, in dem alles - gut und schlecht, Friede und Verzweiflung - leer ist von wahrer Identität.

Dudjom Rinpoche (1904-1987)

07 September 2010

Gott ist Eins

Ein Meister sagt: Eins ist ein untersagendes Aussagen. Sage ich: Gott ist gut, da wird etwas beigelegt. Eins ist ein untersagendes Aussagen und ein wehrendes Begehren. Was meint Eins? Etwas, dem nichts beigelegt wird. Die Seele nimmt die Gottheit, wie sie in ihr geläutert ist, wo nichts beigelegt wird, wo nichts gedacht wird. Eins ist Untersagen des Aussagens. Alle Kreaturen haben irgend ein Untersagen in sich; die eine sagt aus, dass es die andre nicht sei; ein Engel sagt aus, dass er nicht eine andere Kreatur sei. Aber Gott hat ein Untersagen alles Aussagens, er ist Eins und untersagt alles andere; denn nichts ist ausser Gott. Alle Kreaturen sind in Gott und sind die Gottheit seiner selbst und wollen ihn ausfüllen. Er ist ein Vater aller Gottheit. Darum eine Gottheit, weil nichts ausfliesst, und nirgends etwas daran rührt, und kein Wort gedacht wird. Damit, dass ich von Gott etwas aussage (sage ich von Gott Güte aus, so kann ich Gott nicht aussagen), damit dass ich von Gott etwas aussage, verstehe ich etwas unter ihm, was er nicht ist; eben das muss hinab. Gott ist Eins, er ist ein Untersagen des Aussagens.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

06 September 2010

... was die Seele sei

Ein Meister, der aufs allerbeste von der Seele gesprochen hat, sagt, dass alle menschliche Wissenschaft niemals dahinter kommt, was die Seele sei. Da gehört übernatürliche Wissenschaft dazu. Es gehen die Kräfte von der Seele in die Werke hinaus. Davon wissen wir nichts, wir wissen wohl ein wenig davon, aber was die Seele im Grunde sei, davon weiss niemand etwas.

Meister Eckhart (1260 - 1328)

05 September 2010

Gegenseitiges Geben von Herzen

Was ich in meinem Leben will ist Einfühlsamkeit, ein Fluss zwischen mir und anderen, der auf gegenseitigem Geben von Herzen beruht.

Marshall B. Rosenberg (*1934)

04 September 2010

Vibrationen

Alles, was wir im Inneren sind, manifestieren wir. Es sind sozusagen die Vibrationen, die von einem Menschen ausgehen und die ganz deutlich sind. Es sind nicht die Worte, es ist das, was hinter den Worten steckt.

Ayya Khema (1923 - 1997)

03 September 2010

5 Jahre "sinndeuter"














 "Sinn: eigentlich soll es heißen, dass jemand eine Fährte sucht.
Mit allen Sinnen: Hören, Riechen, Schmecken, Sehen, Tasten.

Das gilt es immer wieder neu zu deuten, zu fragen: was heißt das JETZT?

Dazu will dieser Blog einen Beitrag leisten."



Damit begann das Editorial des "Sinndeuters" heute vor fünf Jahren. Und noch immer gilt, was in der Kopfzeile steht:

Der Weg
ist jenseits von Sprache,
denn auf ihm gibt es
kein Gestern,
kein Morgen,
kein Heute.

Sosan (um 600)

Und auch die Frage bleibt: Was heißt das JETZT?

Janus

02 September 2010

In Schwingung

Es gibt keine Materie an sich! Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die
Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält.
Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale,
Wahre, Wirkliche (denn die Materie bestünde ohne diesen Geist überhaupt nicht!), sondern der
unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.

Max Planck (1858-1947)

01 September 2010

Ich bin Leben...

Ich bin Leben,
das leben will
inmitten von Leben,
das leben will.


Albert Schweitzer (1875 – 1965)