31 August 2009

Das Selbst erkennt sich selbst in sich

Der Schöpfer im Menschen ist das eigene Selbst, dessen letzte, von seinem eigenen Mittelpunkt entfernteste Manifestation das kleine "Ich", das persönliche "Ichbewusstsein" ist. Das persönliche "Ich" in ihm ist das durch die Materie - im Körper - widergespiegelte Bild Gottes. Wenn der Mensch also aus dem Fernsein in die Identität mit Gott zurückgelangen will, muss er mit seinem Bewusstsein denselben Weg einschlagen: er muss sein Bewusstsein, von seinem persönlichen "Ich" ausgehend, immer tiefer und tiefer in sich zurückziehen, und sich zu seinem wahren Selbst, zu seinem Schöpfer, hinwenden, bis er sich in Ihm bewusst erkennt. Das bedeutet aber, dass in diesem Zustand nicht das Geschöpf - die Person - sich selbst erkennt, da es keine wahre Existenz hat und als Scheinwesen kein rückwirkendes Bewusstsein, keine Selbsterkenntnis haben kann, sondern der Schöpfer erkennt sich selbst im Geschöpf, in der Person. Dies ist die einzige Möglichkeit, in welcher das Getrenntsein aufhört, in welcher das Bewusstsein sich im Einheitszustand befindet, wenn das "Sich-selbst-Denken" aufhört und zum "Sich-selbst-Sein" - zur "Selbsterkenntnis" - wird. In diesem Zustand sind der Erkenner, das Erkannte und die Erkenntnis ein und dasselbe Subjekt: das Selbst - der Schöpfer - erkennt sich selbst in sich!

Elisabeth Haich (1897-1994)

30 August 2009

Nu

Würden wir sagen, dass Gott die Welt gestern oder morgen erschüfe, so würden wir uns töricht verhalten. Gott erschafft die Welt und alle Dinge in einem gegenwärtigen Nu.

Meister Eckhart (1260-1327)

29 August 2009

Tausende Sonnen

Wenn deine Liebe ganz aufgeblüht ist,
wird ein helles Licht erscheinen,
plötzlich gehen rings um dich
Tausende von Sonnen auf.

Kabir (1440-1518)

28 August 2009

Wie es erklären?

Es kann nicht gesagt werden durch Worte des Mundes,
es kann nicht beschrieben werden auf Papier.
Es ist wie ein Stummer, der etwas Süßes schmeckt -
wie könnte man das erklären?

Kabir (1440-1518)

27 August 2009

Innerstes Gesetz

Der echte Mensch folgt seinem innersten Gesetz
und keinem äußeren Gebot;

er hält sich an den Quell
und nicht an die Abwässer;

er meidet diese und sucht immer
das Ursprüngliche.

Lao Tse (zwischen 600 und 300 v. u.Z.)

26 August 2009

Weise, geläutert, erwacht

Der Geist aller Lebewesen ist im tiefsten Grund licht, lauter und leer. Dieser Geist wird Urgrund der Erleuchtung genannt. Unter dem Einfluss der Trübungen des Geistes irren die Wesen, da es ihnen an Selbsterkenntnis mangelt, im Samsara umher. Wer Selbsterkenntnis und Einsicht in den Urgrund des eigenen Geistes gewonnen hat, der ist ein Weiser, ein Geläuterter, ein Erwachter.

Milarepa (1052-1135)

25 August 2009

Morgiger Tag oder nächstes Leben

Der morgige Tag
oder das nächste Leben -
wir wissen nie
was zuerst kommt.

Tibetisches Sprichwort

24 August 2009

Meditation und Religion

Gar zu viele reden Säcke voll Theologie, handeln aber nicht ein Körnchen danach, während der Weise wenig redet und sein Leben und Wirken lebendige Meditation und tätige Religion sein lässt.

Ramakrishna (1836 - 1886)

23 August 2009

Zeit, Raum und Gott

Die Zeit ist das, was das Licht hindert, zu uns zu dringen. Es gibt kein größeres Hindernis für Gott als die Zeit, und nicht nur die Zeit, sondern Zeitliches, nicht nur zeitliche Bestrebungen, sondern gerade der Makel und der Geruch der Zeit. Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes wie Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Stücke, Gott aber ist eins.

Meister Eckhart (1260-1327)

22 August 2009

Ziel der Evolution

Von Zeit zu Zeit verliert sich das "reine Bewusstsein", "Gott", "Brahman/Atman" wie zum Spaß - einfach damit sich etwas tut. Und zwar immer dann, wenn es - das reine Bewusstsein - lange genug ohne Spiel ist. Also nachdem es das Ziel der Evolution lange genug erlebt hat.

Ken Wilber (*1949)

21 August 2009

In der Mitte

Wenn man genau untersucht, aus was dieses "Ich”, dieses Ego besteht, findet man eine Ansammlung von Geschichten, Gedanken, Vorstellungen, Gefühlen und ein paar Milliarden Zellen. Und all das ändert sich ständig. Gedanken kommen und gehen. Vorstellungen wandeln sich, Gefühle sind unbeständig wie Wolken am Himmel, und der Körper ist in ständigem Wandel begriffen, bis er irgendwann stirbt. Das Ganze wird scheinbar zusammengehalten von dem Gedanken "ich”. Dieser Gedanke, diese Vorstellung von "ich” als einer getrennten Person scheint sehr real und stabil zu sein. Diese scheinbare Stabilität besteht jedoch nur an der Oberfläche. Sobald man wirklich tief und rücksichtslos nachforscht, findet man nichts.

Dieses Nichts macht Angst und deshalb sind wir ständig auf der Ego-Baustelle zugange, verstärken hier, verbessern da, um dieses Haus, das in Wahrheit so wenig existiert wie des Kaisers neue Kleider, vor dem Einsturz zu bewahren. Und da es in Wahrheit nur eine Fiktion ist, ist ständige Anstrengung notwendig, es aufrecht zu erhalten.
Das Ego ist weder gut noch schlecht, es ist nur eine Vorstellung. Diese Vorstellung wird genährt von der Angst, dem zu begegnen, was ist und wird genährt vom Kampf. Jeder Wunsch und jede Ablehnung bedeutet zugleich eine Abtrennung und verfestigt die Vorstellung von "ich”, führt somit zu neuem Leiden. Sie ist wie ein dicker Filter, wie eine harte Schale, die die Wahrheit unseres Selbst verhüllt. Auch die Ablehnung des Ego, der Kampf gegen das Ego führt zu nichts anderem. Das Zauberwort heißt "Ja”, heißt Hingabe, heißt Akzeptanz dessen was ist. Und genau hier, genau jetzt ist das größte Wunder möglich: zu entdecken, dass in der Mitte von allem nichts ist als reines Sein, die Wahrheit unseres Selbst - überfließend, niemandem gehörend, das Wesen von allem, jedes Sterns, jedes Lebewesens - nichts ausschließend, alles einschließend - keine Trennung. kein Ich, kein Du. keine Person. Nur an der Oberfläche scheinen Personen, Egos und Identitäten zu existieren. Hier, ganz in der Mitte verschwindet all das.

Pyar Rauch (*1960)

20 August 2009

Feuer der Sehnsucht

Nähre das Feuer deiner Sehnsucht, vergrößere deinen Wunsch nach Freiheit, bis nichts anderes mehr übrig ist. Und sag ja, sag ja zu allem was geschieht, sei es angenehm oder unangenehm!
Du musst dich nicht verändern, sag auch Ja zu dir - du bist genauso gewollt wie du bist! Du bist ein Ausdruck des Göttlichen wie du bist - mit allen deinen Ecken und Kanten! Sag ja zu dir, denn du bist ein Ausdruck der Göttlichkeit - was für eine Blasphemie wäre es, dich nicht anzunehmen! Ich kann nichts anderes als Göttlichkeit in dir sehen. "Du kennst mich ja gar nicht!”, sagst du jetzt. Doch, ich kenne dich, denn du bist dasselbe Selbst, was ich bin, und ich sehe Buddha in jedem Wesen. Warum sollte ich Ihn ausgerechnet in dir nicht sehen können?

Pyar Rauch (*1960)

19 August 2009

Essentielle Geistes-Natur

Worte
können sie nicht beschreiben.

Kein Beispiel
kann sie verdeutlichen.

Samsara
macht sie nicht schlechter.

Nirvana
macht sie nicht besser.

Sie wurde
niemals geboren.

Sie hat
niemals aufgehört.

Sie wurde
niemals befreit.

Sie war
niemals verblendet.

Sie hat
niemals existiert.

Sie war
niemals nicht-existent.

Sie hat
keinerlei Grenzen.

Sie fällt
in eine Kategorie.


Dudjom Rinpoche (1904 - 1987)

18 August 2009

Leer

Obwohl verschiedene Formen wahrgenommen werden,
sind sie ihrem Wesen nach leer;
in der Leerheit nimmt man jedoch Formen wahr.

Obwohl verschiedene Klänge gehört werden,
sind sie ihrem Wesen nach leer;
in der Leerheit werden jedoch Klänge gehört.

Auch die verschiedenen Gedanken,
die entstehen, sind leer,
jedoch werden in der Leerheit Gedanken wahrgenommen.

Dudjom Rinpoche (1904 - 1987)

17 August 2009

Tief in die Dinge schauen...

Meditation zu praktizieren, bedeutet, um die Existenz von Leiden zu wissen. Die erste Dharma-Rede, die Buddha hielt, handelte vom Leiden und dem Weg aus dem Leiden heraus. ... Deshalb müssen wir die Wahrheit sehen, wie sie wirklich ist und die Wirklichkeit anschauen. Unser Alltagsleben, was wir essen und trinken, hat mit der politischen Lage zu tun. Meditation bedeutet, tief in die Dinge hineinzuschauen, zu sehen, wie wir unsere Situation ändern und transformieren können. Unsere Situation zu transformieren bedeutet auch, unser Bewußtsein zu transformieren. Unser Bewußtsein zu transformieren bedeutet auch, unsere Situation zu transformieren, denn die Situation ist Bewußtsein und Bewußtsein ist die Situation. Es ist wichtig, daß wir erwachen. Die Natur der Bombe, die Natur des Unrechts, die Natur der Waffen und die Natur unsres eigenen Wesens sind gleich. Das ist die wahre Bedeutung von engagiertem Buddhismus.

Thich Nhat Hanh (*1926)

Mehr hier:

http://www.buddhanetz.org

16 August 2009

Alles zu seiner Zeit

Wir steigen in dieselben Flüsse, und tun es doch nicht.
Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen.

Alles fließt, nichts ruht.
Alles vergeht, nichts dauert.
Kaltes wird warm, Warmes wird kalt.
Feuchtes trocknet, und Trockenes wird feucht.
Durch Krankheit wird Gesundheit schön;
durch das Schlechte wird das Gute gut;
durch Hunger: Sättigung;
durch Mühe: Schlaf.

Lebendig oder tot sein,
schlafend oder wach, jung oder alt - alles ist eins.
Das eine schlägt jeweils ins andere um,
und umgekehrt -
mit einer schnellen, unverhofften Wendung.

Erst werden die Dinge auseinandergesprengt,
dann werden sie wieder zusammengefügt.
Alles kommt zu seiner Zeit.

Heraklit (544 bis 483 v.u.Z.)

15 August 2009

Der Tod wird ein Fest sein

Wir können nichts mit Sicherheit über das Jenseits aussagen. Und das ist auch gar nicht notwendig. Ja, du hast recht, die Angst vor dem Tod lässt den Menschen sich unfrei fühlen und hindert am Leben. Doch was sind die Wurzeln dieser Angst? Es ist nicht der Tod oder das, was danach kommen mag, was die Angst verursacht. Es ist der Wunsch nach Sicherheit, der Wunsch zu wissen, dass einem nichts Schlimmes passieren kann. Aber Sicherheit gibt es nicht - nicht im Leben und nicht im Tod. Die Angst vor dem Tod und die Angst zu leben - wirklich und voll zu leben - sind Geschwister. Denn du kannst nur dann voll leben, wenn du in jedem Moment stirbst, wenn du in jedem Moment die Vergangenheit loslässt, genau wie die Zukunft. Dann erkennst du die Ewigkeit des Jetzt.

Sind wir bereit, den Anspruch auf Sicherheit, die Illusion von Sicherheit aufzugeben und jedem Moment des Lebens neu und rückhaltlos zu begegnen, ihn voll zu leben - sei er angenehm oder unangenehm, und zwar mit wachem und stillem Bewusstsein, dann werden wir auch in der Lage sein, dem Tod und was auch immer danach kommen mag mit derselben Wachheit, Bewusstheit und Gelassenheit zu begegnen. Dann wird der Tod ein Fest sein, so wie das Leben ein Fest ist. Dann wird im Tod derselbe Friede herrschen wie im Leben.

Pyar Rauch (*1960)

14 August 2009

Grundlos glücklich

Leben fließt weiter wie es fließen will, wie es fließen muss und soll, genauso wie es richtig ist. Es entwickelt sich gemäß seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten. Daran hat sich nichts geändert. Umstände sind dieselben. Und dennoch hat sich alles geändert:
Das Leben fließt weiter. Der Film, das was die Hindus Leela, das göttliche Spiel nennen, geht weiter. Aber die Tatsache, dass es nicht wirklich wichtig, nicht wirklich real ist, macht es viel vergnüglicher! Selbst schwierige Szenerien oder Situationen werden vergnüglich. Sie sind spannend und aufregend. Man sieht und erlebt sie von der Quelle, von DEM aus und nicht aus dem Blickwinkel einer Person. Es ist wie eine Verschiebung der Perspektive: Zuerst wurde die Welt vom Standpunkt der Welle aus wahrgenommen, vom Standpunkt der Trennung aus, vom Standpunkt einer ganz bestimmten Welle, einer ganz bestimmten Person. Und diese Welle, diese Person war immer in Gefahr, war Veränderungen unterworfen, wurde von den Winden geformt und gepeitscht, entstand und verging und war dennoch überzeugt, dass es wichtig sei, ihre eigene Existenz zu beweisen und sich zu sichern, sich mit anderen Wellen zu vergleichen und besser zu sein. Und nun erfolgt das Wahrnehmen vom Standpunkt des Ozeans aus. Da gibt es keine Identifikation mit einer Person. Und immer noch blasen die Winde. Windstille und Orkane, Wellen kommen und gehen, aber der Ozean bleibt der Ozean, egal ob mit kleinen oder großen Wellen, egal ob Windstille herrscht oder ein Orkan. Wellen kommen und gehen, sie sind Veränderungen, Geburt und Tod unterworfen, werden von den Winden geformt und gepeitscht - und du bist einfach da, still und unendlich, ewig, bewusst, NICHTS und dennoch von allem ungetrennt. Da ist nichts, was verteidigt oder abgesichert werden müsste, nichts, was bewiesen werden müsste, da ist nur SEIN. Und nichts muss geändert werden. Grundlos glücklich.

Pyar Rauch (*1960)

13 August 2009

Tun / Nicht-Tun

Dein Tun sei Nicht-Tun,
deine Geschäftigkeit Nicht-Geschäftigkeit.
Wer Nicht-Tun praktiziert, für den gibt es nichts,
was er nicht regieren könnte.
Wer Lernen pflegt, nimmt täglich zu.
Wer das Tao pflegt, nimmt täglich ab.
Wer abnimmt und weiter abnimmt,
der gelangt zum Nicht-Tun.
Nichts tut er, und doch wird alles getan.

Lao Tse (zwischen 600 und 300 v. Chr.)

12 August 2009

Den "Ort" finden

Hätte sich aber ein Fisch vorgenommen, zuerst über die Grenzen des Wassers hinauszugelangen und dann ins Wasser zu gehen, und ein Vogel erst dann in den Himmel zu fliegen, wenn er über die Grenzen des Himmels hinausgelangt wäre, dann könnten der Fisch und der Vogel niemals ihren Weg und ihren Ort im Wasser oder im Himmel finden.

Dogen (1199-1253)

11 August 2009

Weiter als der Himmel

Manche schreiben, wie unendlich das All, wie weit der Himmel sei. Nun: das geringste Vermögen in meiner Seele ist weiter als der weite Himmel. Mit dem Fünklein in meinem Seelengrund bin ich einer Stelle tausend Meilen jenseits des Meeres genauso nah wie der Stelle, auf der ich hier stehe. Da ist nicht Zeit noch Raum, kein Vor und Nach. Alles ist gegenwärtig umschlossen in einem Jetzt, in dem tausend Jahre so kurz wie ein Augenblick sind.

Meister Eckhart (1260-1327)

10 August 2009

Menschen frei machen

Mein Ziel ist, die Menschen bedingungslos frei zu machen, denn ich behaupte, daß die einzige Spiritualität die Unbestechlichkeit des Selbst ist, denn diese ist zeitlos, sie ist die Harmonie zwischen Vernunft und Liebe. Das ist die absolute, unbedingte Wahrheit, sie ist das Leben selbst.

Jiddu Krishnamurti (1895-1986)

09 August 2009

Du bist das unbegrenzte Sein

Je genauer du verstehst, dass du auf der Ebene des Verstandes nur in negativen Begriffen beschrieben werden kannst, um so rascher wirst du zum Ende deiner Suche kommen und erkennen, dass du das unbegrenzte Sein bist.

Sri Maharaj Nisargadatta (1897-1981)

08 August 2009

Kurz wie ein Augenblick

Manche schreiben, wie unendlich das All, wie weit der Himmel sei. Nun: das geringste Vermögen in meiner Seele ist weiter als der weite Himmel. Mit dem Fünklein in meinem Seelengrund bin ich einer Stelle tausend Meilen jenseits des Meeres genauso nah wie der Stelle, auf der ich hier stehe. Da ist nicht Zeit noch Raum, kein Vor und Nach. Alles ist gegenwärtig umschlossen in einem Jetzt, in dem tausend Jahre so kurz wie ein Augenblick sind.

Meister Eckhart (1260-1327)

07 August 2009

Erkenntnis und Vergleichen

Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott. In Gott ist keine Kreatur von anderm Rang als die andre. Die Meister sagen: Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe.

Meister Eckhart (1260-1327)

06 August 2009

Gott schauen

Ein Schüler fragte: "Herr, wie kann ich Gott erlangen ?" Da nahm ihn der Meister zum Meer und tauchte ihn unter Wasser. Nach kurzer Zeit ließ er ihn wieder los und fragte: "Wie hast du dich gefühlt?" Der Schüler antwortete: "Ich glaubte, mein letzter Augenblick sei gekommen. So verzweifelt war ich." Da antwortete der Meister: "Du wirst Gott schauen, wenn dein Verlangen nach ihm so groß ist, wie deine Sehnsucht nach Luft in diesem Augenblick."

Shri Ramakrishna (1836 - 1886)

05 August 2009

Etwas im Weg

Lange hat es für mich so ausgesehen, als ob mein Leben gleich anfangen würde - mein wirkliches Leben. Aber immer war noch irgend etwas im Wege. Etwas, was ich erst noch kriegen müsste, eine Sache, die erst zuende gehen müsste, Zeit, die erst noch vergehen müsste, eine Schuld, die erst noch abgetragen werden müsste. Aber dann würde mein Leben beginnen. Schließlich dämmerte mir, dass diese Hindernisse mein Leben waren.

Thomas Merton (1915–1968)

04 August 2009

Wir in Gemeinschaft

Es ist sehr wichtig, dass wir lernen, gut zu uns zu sein und uns selbst zu respektieren. Es ist aus einem ganz bestimmten Grund wichtig: Wenn wir in unser Herz blicken und entdecken, was dort verwirrt und was klar ist, was bitter ist und was süß, dann finden wir nicht nur uns selbst. Wir begegnen dem Universum. Wenn wir den Buddha entdecken, der wir eigentlich sind, erkennen wir, dass alles im Universum ebenfalls Buddha ist. Wir kommen zu der Erkenntnis, dass alles und jedes erwacht ist. Alles ist gleichermaßen kostbar, heil und gut, und ebenso ist jedes einzelne Lebewesen kostbar, heil und gut. Wenn wir humorvoll und offen mit unseren eigenen Gedanken und Emotionen umgehen, dann ist das auch die Art und Weise, wie wir das Universum wahrnehmen. Dann geht es uns nicht mehr nur um unsere eigene Befreiung, sondern auch darum, wie wir die Gemeinschaft unterstützen können, in der wir leben, was wir für unsere Familie, unser Land und den ganzen Kontinent tun können, nicht zu reden von der ganzen Welt, der Galaxis, dem Universum - so weit, wie wir gehen wollen.

Pema Chödrön (*1936)

03 August 2009

Sich selbst erkennen

Denn, wer kommen will in Gottes Grund, in dessen Innerstes, der muss zuvor in seinen eigenen Grund, in sein Innerstes kommen; denn niemand kann Gott erkennen, der nicht zuvor sich selbst erkennen müsste.

Meister Eckhart (1260-1327)

02 August 2009

Urgrund des eigenen Geistes

Der Geist aller Lebewesen
ist im tiefsten Grund
licht, lauter und leer.

Dieser Geist
wird Urgrund
der Erleuchtung genannt.

Unter dem Einfluss
der Trübungen des Geistes
irren die Wesen,
da es ihnen an Selbsterkenntnis mangelt,
im Samsara umher.

Wer Selbsterkenntnis und Einsicht
in den Urgrund des eigenen Geistes
gewonnen hat,
der ist
ein Weiser,
ein Geläuterter,
ein Erwachter.

Milarepa (1052-1135)

01 August 2009

Arbeitet hart!

Wenn es da einen Menschen gibt, der ernsthaft um seine eigene Sache bemüht ist, selbst wenn er am Lande in einer Strohhütte lebt, sein Mahl aus Wurzeln über einem Grasfeuer in einem zerbrochenen Topf bereitet, dann wird er derjenige sein, der mich täglich sieht und dankbar ist für alles, was er erhalten hat. Wer könnte sich unterstehen unachtsam zu sein. Arbeitet hart! Arbeitet hart!

Daito Kokushi (1282–1337)

Gefunden bei:
http://www.bodhidharmazendo-kempten.de/13.Seite.html