25 Januar 2010

Gesamtes Universum

Wenn ich sage, "Ich Bin", dann meine ich keine getrennte Einheit mit einem Körper als Kern. Ich meine die Gesamtheit allen Seins, den Ozean des Bewusstseins, das gesamte Universum mit allem, was da ist und weiß.

Sri Maharaj Nisargadatta (1897-1981)

24 Januar 2010

Geboren werden

Die Dunkelheit
ist eine Morgendämmerung,
die darauf wartet,
geboren zu werden.

Khalil Gibran (1883-1931)

23 Januar 2010

licht.lauter.leer

Der Geist aller Lebewesen ist im tiefsten Grund licht, lauter und leer. Dieser Geist wird Urgrund der Erleuchtung genannt. Unter dem Einfluss der Trübungen des Geistes irren die Wesen, da es ihnen an Selbsterkenntnis mangelt, im Samsara umher. Wer Selbsterkenntnis und Einsicht in den Urgrund des eigenen Geistes gewonnen hat, der ist ein Weiser, ein Geläuterter, ein Erwachter.

Milarepa (1052-1135)

22 Januar 2010

Wo die Wahrheit finden?

Wenn du die Wahrheit nicht findest,
wo du gerade bist,
wo sonst willst du sie finden?

Dogen (1199-1253)

21 Januar 2010

"Die Flöte des Unendlichen"

"Mystische Rezitationstexte aus Ost und West" haben Willigis Jäger und Beatrice Grimm unter dem Titel "Die Flöte des Unendlichen" auf 135 Seiten zusammengetragen. Das Buch ist die Erweiterung, Vervollständigung, Aktualisierung jenes schmalen blauen Heftes, das früher als Textsammlung im Würzburger Haus St. Benedikt "Nur zum persönlichen Gebrauch" vorgelegt wurde.

Unter der Überschrift "Kontemplation" finden sich u.a. Texte von Meister Eckhart, Johannes Tauler, Heinrich Seuse, Johannes vom Kreuz, Dionysius Areopagita, Hildegard von Bingen, Hadewijch von Antwerpen, Mechthild von Magdeburg.

Unter dem Titel "Zen" sind es u.a. Texte wie das Herz-Sutra, das Shijin Mei, das Metta-Sutta, die Geschichte der Ochsen-Bilder.

Unter der Überschrift "Die Flöte des Unendlichen" finden sich u.a. Texte von Kabir, Rumi, Rabia von Basra, Hafis, Hazrat Inayat Khan, Rainer Maria Rilke, Max Ehrmann (Desiderata).

Bestellmöglichkeit hier:
http://www.wege-der-mystik.de/hoerbuecher1.htm

20 Januar 2010

Wirklich wichtig

Obwohl wir natürlich unseren Geschäften und Verpflichtungen nachgehen müssen, so müssen wir dabei im Auge behalten, wie unwichtig das alles ist.
Und erst wenn wir uns mit unserem eigenen Tod einmal wirklich beschäftigt haben und ihn als eine momentane Möglichkeit erkannt haben, wird uns klar, was wirklich wichtig ist.

Ayya Khema (1923 - 1997)

19 Januar 2010

Vision des Mystikers

Den Mystiker zu verehren ist keine wirkliche Achtung. Es ist eine Strategie des Verstandes, um den Finger nicht zu sehen, der auf den Mond zeigt. Die Menschen sind raffiniert. Sie können jemanden ans Kreuz schlagen, um ihn loszuwerden, sie können ihn aber auch verehren, um ihn loszuwerden. Zwischen Kreuzigung und Verehrung ist kaum ein Unterschied. Der Zweck der Sache ist das Gleiche: "Lass mich bloss in Ruhe; deine dumme Utopie ist schön und gut und ich habe nichts dagegen einzuwenden. Aber du bist ein ganz besonderes Wesen, und ich bin nur ein gewöhnlicher Sterblicher."
Um das zu untermauern, haben die Leute ihre Mystiker Inkarnationen Gottes, haben sie Messias, Heiland, Prophet genannt. Damit haben sie einen so großen Abstand zwischen sich und die Mystiker gelegt, dass die Vision des Mystikers eine Vision bleibt. Mit dieser Einstellung ist es unmöglich, sie in die Wirklichkeit umzusetzen.

Osho (1931 - 1990)

In: Osho, Tanz der Mystiker, Bielefeld 1999, S. 17

P.S. Osho ist heute vor 20 Jahren in eine andere Wirklichkeit übergegangen

18 Januar 2010

Weltprozess

Nicht bei den Göttern und ihrem unerforschlichen Willen liegt unser Schicksal; wir sind Teil des Weltprozesses, der sich nach dem Logos vollzieht, welches erkennbar ist.

Heraklit (544 bis 483 v.u.Z.)

17 Januar 2010

Vergleichen

Erkenntnis kommt von Vergleichen. Weil also die Seele eine Möglichkeit hat, alle Dinge zu erkennen, darum ruht sie nimmer, bis sie in das erste Bild kommt, wo alle Dinge eins sind, und da ruht sie, das ist in Gott. In Gott ist keine Kreatur von anderm Rang als die andre. Die Meister sagen: Wesen und Erkenntnis sind ein und dasselbe.

Meister Eckhart (1260-1327)

16 Januar 2010

Herzenswärme

Unsere Wünsche, unsere Enttäuschungen, unsere Ärgenisse sind verschwunden, sobald und solange wir das Herz mit Herzenswärme und Fürsorge füllen.

Ayya Khema (1923 - 1997)

15 Januar 2010

Standpunkt des Erwachens

Ganz und gar lebendig zu sein, ganz und gar Mensch und wirklich wach zu sein, bedeutet, unaufhörlich aus dem Nest geworfen zu werden. Voll und ganz zu leben bedeutet, sich ständig im Niemandsland zu befinden, jeden Augenblick völlig neu und frisch zu erleben. Wahres Leben ist die Bereitschaft, immer wieder aufs neue zu sterben. Das ist Leben vom Standpunkt des Erwachens.

Pema Chödrön (*1936)

14 Januar 2010

Recht auf Desillusion

Alle Menschen werden mit einem gleichen, unabdinglichen Recht auf Desillusion geboren. Solange sie sich also nicht entschließen, auf dieses Recht zu verzichten, bleibt es bei einem dreifachen Hoch auf den technischen Fortschritt und die Hochschulbildung für jedermann.

Aldous Huxley (1894-1963)

13 Januar 2010

Unberührt

Die Menschen reisen umher und bewundern die hohen Berge, die riesigen Wellen der Meere, die ausgedehnten Flüsse, die immensen Ausmaße der Ozeane, die Kreisbewegungen der Sterne, doch an sich selbst ziehen sie völlig unberührt vorüber.

Aurelius Augustinus (354 - 430)

12 Januar 2010

Leer werden

Du musst leer werden dessen,
womit du gefüllt bist,

auf dass du gefüllt werden kannst

mit dem,
dessen du leer bist.

Aurelius Augustinus (354 - 430)

P.S. Augustinus war einer der Theologen, auf die sich Meister Eckhart in seiner mystischen Theologie bezog.

11 Januar 2010

Als Mensch manifestiert

Gott und Mensch verhalten sich zueinander wie Gold und Ring. Sie sind zwei ganz verschiedene Realitäten. Gold ist nicht Ring und Ring ist nicht Gold. Aber in einem goldenen Ring können sie nur zusammen auftreten. Sie sind koexistent. Das Gold braucht eine Form, um zu erscheinen, und der Ring braucht ein Material, um sichtbar zu werden. Sie sind Nicht-Zwei. Das Gold offenbart sich als Ring. So offenbart sich Gott als Mensch. Sie können nur zusammen erscheinen. Das ist für mich der Sinn der Inkarnation Jesu. Es soll darin sichtbar gemacht werden, dass alles eine Inkarnation Gottes darstellt, von den Quarks und Leptonen bis hin zu den rein geistigen Formen, von denen wir keine Ahnung haben. Wir sind "Gottmenschen". Ich kann auch sagen: Gott hat sich als Mensch manifestiert.

Willigis Jäger (* 1925)

10 Januar 2010

Simples Sein

Von einem Mönch wird erzählt, dass er immer wieder um das Kloster von Peltring herum pilgerte. Denn es hatte ihm jemand gesagt, Menschen seien auf diese Art zur Gotteserkenntnis gelangt. Wie der Brevier-betende Priester von Franz-Josef Degenhardt zog der Mönch Tat für Tag seine endlosen Kreise. Eines Tages jedoch stellte sich der ehrwürdige Geshé Tenpa ihm in den Weg. Der Meister stemmte die Arme in die Hüften und sagte zu dem Mönch: „Es ist durchaus richtig, eine heilige Stätte zu umkreisen, aber es ist natürlich viel besser, wenn man das subtile Dharma* praktiziert.”

Bescheiden nickte der Mönch und begann, die buddhistischen Sutras auswendig zu lernen und sie zu rezitieren. Es dauerte nicht lange, da kam Geshé Tenpa wieder vorbei, stemmte die Arme in die Hüften und sagte: „Es ist durchaus nicht verkehrt, die Schriften zu studieren und die Sutras vor sich hinzumurmeln, aber viel besser ist es natürlich, wenn man das universelle Dharma praktiziert.”

Darüber dachte der Mönch lange und ernsthaft nach. Dann begann er sich in meditativer Selbstversenkung zu üben. Selbstverständlich fand Geshé Tenpa ihn eines Tages in einer Ecke hocken, wo er mit konzentrierter Willenskraft versuchte, an nichts zu denken. „Ah”, kommentierte der Alte. „Es ist sehr gut, dass du meditierst, aber echte Dharma-Praxis wäre natürlich noch viel besser.”

Jetzt war der Mönch vollkommen verwirrt. Es gab keine grundlegende Technik mehr, die er noch nicht praktiziert hatte. „Aber was soll ich denn nun genau machen?” rief er aufgebracht. „...Ehrwürdiger Lehrer”, fügte er vorsichtshalber noch hinzu.

„Gib einfach alles Festhalten auf”, sagte Geshé Tenpa. „Dann bist du, wie du bist, und dieses simple Sein ist der Ausgangspunkt und das Ziel.”

* die Essenz der Religiosität

09 Januar 2010

Wenn du wüsstest...

Wenn du wüsstest, wie schwer es zu erlangen ist,
wäre es dir unmöglich, das durchschnittliche Leben zu führen.

Wenn du seine großen Vorzüge sähest,
täte es dir leid, wenn es bedeutungslos bliebe.

Wenn du über den Tod nachdächtest,
träfest du Vorbereitungen für deine zukünftigen Leben.

Wenn du über Ursache und Wirkung nachdächtest,
hörtest du auf, unbesonnen zu sein.

Tsongkhapa Lobsang Dragpa (1357 -1419)

08 Januar 2010

Mit-Gefühl

Arbeitet mit Mitgefühl,
sterbt mit Mitgefühl,
meditiert mit Mitgefühl,
genießt mit Mitgefühl.
Wenn Probleme auftauchen,
erfahrt und erlebt diese mit Mitgefühl.

Lama Zopa Rinpoche (*1946)

07 Januar 2010

Spuren der Erleuchtung

Den Buddha-Weg erfahren bedeutet, sich selbst erfahren. Sich selbst erfahren heißt sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen heißt, sich selbst wahrnehmen - in allen Dingen. Dies erkennen bedeutet, dass das Unterscheiden aufhört: von Leib und Geist, von mir selbst und von den andern. So verschwinden die Spuren der Erleuchtung, und zugleich ist sie da, jederzeit und überall, ohne dass wir daran denken.

Dogen (1199-1253)

06 Januar 2010

Mit dem Herzen...

Wenn wir einmal anfangen, mit dem Herzen zu hören und zu sprechen, dann brauchen wir nicht zu beurteilen und zu verurteilen. Es ist einfach nicht nötig, denn unser Herz hat nicht dieses analytisch-logische Wissen, das unser Geist hat.

Ayya Khema (1923 - 1997)

05 Januar 2010

Verborgen

Wenn ein Meister ein Bild macht aus einem Stück Holz oder einem Stein, so trägt er das Bild nicht in das Holz hinein; vielmehr schneidet er die Späne ab, die das Bild verborgen und verdeckt hatten. Er gibt dem Holz nichts, sondern er nimmt und gräbt ihm die Decke ab und nimmt den Rost weg, - und dann erglänzt, was darunter verborgen lag.

Meister Eckhart (1260-1327)

04 Januar 2010

Ein Auge

Einfältige meinen, sie könnten Gott in der Erleuchtung ansehen, als stünde Er dort und sie hier. So ist es nicht. Gott und Ich sind im Erkennen eins. Gottes Wesen ist sein Erkennen, und Gottes Erkennen macht, dass ich ihn erkenne. Darum ist mein Erkennen sein Erkennen.
Gott ist uns nahe - aber wir sind ihm fremd. Gott ist drinnen - aber wir sind draußen. Gott ist unsere innere Heimat - aber wir sind uns selbst Fremde. Du brauchst Gott nicht zu suchen. Er ist nicht ferner als vor der Tür deines Herzens; da steht Er und wartet und harrt, dass Er dich bereit findet, dass du Ihm auftust und Ihn einlässt. Du brauchst Ihn nicht von fern her zu rufen, sondern dich nur nach innen wenden: Gott wartet ungeduldiger als du, dass du dich ihm öffnest; Ihn verlangt tausendmal dringender nach dir, als dich nach Ihm. Dein Auftun und sein Eingehen geschieht in einem Augenblick.

Willst du Gott ohne Vermittlung, unmittelbar kennen lernen, so musst du geradezu Er werden und Er du - so ganz eins, dass dies Er und dies Du eins werden und sind. Das Auge, womit Gott von dir gesehen wird, ist dasselbe Auge, womit Gott dich ansieht. Dein Aug und Gottes Aug ist ein Aug.

Meister Eckhart (1260-1327)

03 Januar 2010

Gott ist...

Gott ist gut, Gott ist weise, Gott ist unendlich,
Gott ist gerecht - das alles ist so unsinnig,
als wenn ich das Schwarze weiß nennen würde.
Du bist es, was du über deinen Gott denkst,
und lästerst ihn, wenn du ihn damit behängst.
Nimm ihn ohne Eigenschaft als überseiendes Sein
und eine überseiende Nichtheit.

Meister Eckhart (1260-1327)

02 Januar 2010

Tod und Leben

Wenn wir uns immer wieder daran erinnern, dass der Tod gewiss ist, aber das Lebe nicht, dann werden wir in uns auch Dankbarkeit und Freude empfinden für jeden Tag, der uns beschieden ist.

Ayya Khema (1923 - 1997)

01 Januar 2010

Vollendung der Zeit

"Wer in der Zeit sein Herz auf die Ewigkeit gestellt hat und in wem alle zeitlichen Dinge tot sind, da ist Vollendung der Zeit." Meister Eckhart ist es, der so spricht.




Ein neues Jahr hat begonnen. Ein Jahr, das dazu einlädt, sich zu erinnern. Vor 750 Jahren wurde (wahrscheinlich) Meister Eckhart geboren. Für mich Anlass, einen Blog zu ihm online zu stellen.

„Meister Eckhart ist zu gut für historische Würdigung; er muss als Lebendiger auferstehen.“ Das schreibt Gustav Landauer, als er 1903 eine Ausgabe mit Texten der Mystischen Schriften von Meister Eckhart herausbringt. Der gleiche Text erscheint einige Jahre später noch einmal - diesmal sprachlich verfeinert von Martin Buber. Und Landauer schreibt auch:

„Eckhart löst die Welt und den Gott in dem auf, was er manchmal Gottheit nennt, was unaussprechbar und unvorstellbar ist, was aber jedenfalls etwas jenseits von Zeit, Raum und Individualisierung und etwas Seelenhaftes ist. An die Stelle des Dinges setzt er eine psychische Kraft; an Stelle von Ursache und Wirkung ein Fliessen.“ Das ist es wohl, was Eckhart für unsere Zeit so aktuell sein lässt.

Mehr also zu Meister Eckhart nun hier:

http://meistereckhart750.wordpress.com/