31 Juli 2009

Geistiger Flug

Der geistige Flug ist ein Etwas, das ich nicht zu nennen weiß und das aus dem inneren Seelengrunde aufsteigt. ... Es kommt mir vor , als müssten Seele und Geist ein Wesen sein. Etwa ein Feuer, das groß werden soll und alles zum Brennen bereit hat, so ist die Seele mit der Bereitschaft, die sie für Gott hat, wie ein Feuer; es entbrennt schnell, wirft eine Flamme und lodert empor, obwohl das Feuer in seinem Wesen unten is, auch dadurch nicht aufhört, Feuer zu sein, dass die Flamme nach oben steigt. So begegnet es der Seele, die aus sich so schnell etwas, und zwar so Köstliches hervorbringt, das in die oberen Sphären steigt und dahin kommt, wo Gott es haben will. Es erscheint in Wahrheit als ein Flug; ich weiß kein anderes mehr geeignetes Gleichnis. Ich weiß nur, dass man den geistigen Flug sehr deutlich wahrnimmt und dass man ihn nicht verhindern kann.

Teresa von Avila (1515 - 1582) in einem Brief an ihren Beichtvater P. Alvarez

30 Juli 2009

Vieles und Eins

Die Seele muss ... eins und vieles, theilbar und untheilbar sein, und man muss nicht glauben, es sei unmöglich, dass eben diesselbe und eine auf vielfache Art sei. Denn wollten wir dies nicht annehmen, so würde es eine alles zusammenhaltende und ordnende Natur nicht, geben, welche zugleich alles umfassende hält und mit Weisheit leitet: eine Vielheit, da ja des Seienden viel ist, eine Einheit, damit, das zusammenhaltende Band eins sei; durch ihre vielfache Einheit führt sie allen Theilen Leben zu, durch die untheilbare Einheit leitet sie weise. Wo aber nicht Weisheit vorhanden, da ahmt dies leitende Princip dem Einen nach. Das also besagt die göttliche Ahnung und Andeutung des Plato: "aus der untheilbaren und sich stets gleich bleibenden und der hinsichtlich der Körper theilbar werdenden Wesenheit schuf er durch Mischung aus beiden eine dritte Form der Wesenheit." Auf diese Weise also ist die Seele eins und vieles. Die an den Körpern befindlichen Formen sind vieles und eins, die Körper sind nur vieles, das Höchste und Oberste ist nur eins.

Plotin (205 - 270) in den "Enneaden"

29 Juli 2009

Tausende von Sonnen

Wenn deine Liebe ganz aufgeblüht ist,
wird ein helles Licht erscheinen,
plötzlich gehen rings um dich
Tausende von Sonnen auf.

Kabir (1440-1518)

28 Juli 2009

Wechsel der Perspektive

Auf der Suche nach der Frage, was die Welt und das materielle Universum überhaupt ausmacht, verflüchtigte sich die Sicht auf eine feste Materie. Was übrig blieb, waren Energiefelder, ein total vernetzter Kosmos und Bewusstsein. Andererseits, wenn Bewusstsein als die wesentliche Realität angenommen wird, lösen sich beinahe alle Widersprüche von selbst. Das ist genau das, was Mystiker seit Urzeiten gesagt und geschrieben haben (Meister Eckhart, Rumi etc.). Und wirklich, Materialismus als die wesentliche Realität vorauszusetzen, tatsächlich irgend etwas vorauszusetzen und daran trotz der vielen, angesichts dieser Voraussetzung zu Tage tretenden Widersprüche festzuhalten, ist schon in sich höchst unwissenschaftlich.

Aufwachen, Erleuchtung, ist ein Wechsel der Perspektive, eine Veränderung des Brennpunktes, eine Umstellung des Paradigmas. Es ist eine Verlagerung aus dem beschränkten, individuellen Brennpunkt des relativen "Ich" zu einer Sicht des Selbst aus dem Absoluten.

Aus dem Editorial der "Worte zum Aufwachen"

27 Juli 2009

Der Freiheit entgegen

"So wie das Feuer, obgleich eines, Gestalt von allem annimmt, das es aufzehrt, so nimmt das Selbst, ein Einziges, die Form von jedem Ding an, dem es innewohnt." Ist es nicht offensichtlich, welchem Ziele die Wissenschaft zustrebt? Das Volk der Hindus ging vom Studium des Geistes aus, mittels Metaphysik und Logik. Die europäischen Völker gehen von der äußeren Natur aus, und sie kommen zu den gleichen Ergebnissen. Durch den Geist forschend, erreichen wir schließlich jene Einheit, jenes allumfassende Eine, die innere Seele, das Wesen und die Wirklichkeit aller Dinge, das Ewig-Freie, das Ewig-Glückselige, das Ewig-Seiende ("SAT, CHIT, ANANDA"). Durch das Studium der materiellen Wissenschaften gelangen wir zu der gleichen Einheit. Die Wissenschafter erklären heute, alles sei die Kundgebung einer einzigen Kraft, welche die Gesamtsumme alles Bestehenden ist; die Menschheit gehe der Freiheit entgegen, und nicht der Knechtschaft.

Swami Vivekananda (1863 - 1902)

26 Juli 2009

Jesus und Buddha

Der nachfolgende kleine Film zeigt die Gemeinsamkeiten von Jesus und Buddha:



Ich fand ihn auf dem neuen Portal www.eDharma.com

25 Juli 2009

Ursprung

Zum Ursprung hin zurückkehren,
das heißt Ruhe;

Ruhe heißt,
sich dem Schicksal zu beugen;

was sich dem Schicksal beugt,
ist Teil des Immerwährend-So geworden.

Das Immerwährend-So zu kennen heißt,
ein Erleuchteter zu sein.

Lao Tse (zwischen 600 und 300 v. u.Z.)

24 Juli 2009

Schubfächer

Wir haben viele Schubfächer in unserem Leben. Wenn wir meditieren, und wenn wir nicht meditieren, sind diese zwei Zeitperioden ganz verschieden voneinander. Während wir sitzen, praktizieren wir intensiv und während wir nicht sitzen, praktizieren wir nicht intensiv. Eigentlich üben wir intensiv das Nicht-Praktizieren. Es gibt eine Mauer, die beides trennt, Üben und Nicht-Üben. Praktizieren ist nur für die Übungsperiode und nicht praktizieren ist nur für die Nicht-Übungs-Periode. Wie können wir die beiden zusammenbringen? Wie können wir Meditation aus der Meditationshalle heraus und in die Küche und das Büro bringen? (...) Ein Lächeln, ein Atem sollte zum Wohl des ganzen Tages sein, nicht nur für diesen Moment. Wir müssen in einer Art und Weise praktizieren, welche die Schranke zwischen Praktizieren und Nicht-Praktizieren entfernt.

Thich Nhat Hanh (*1926)

23 Juli 2009

"Beipackzettel" zum Buddhismus

"Beipackzettel" zum Buddhismus:

Alle buddhistischen
Lehren und Konzepte
sind Hilfsmittel
zur Befreiung.

Befreiung besteht
im Aufgeben
aller Lehren und Konzepte.

Hinweis auf der Homepage von Thich Nhât Hanh

22 Juli 2009

Worte und Wahrheit

Lass dich nicht täuschen und nicht betäuben, nicht einlullen. Die Wahrheit ist ganz anders, als du dir jemals vorgestellt hast. Sie ist auch ganz anders als sie dir irgend jemand mit Worten vermitteln könnte!

Pyar Rauch (*1960)

21 Juli 2009

Wo die Wahrheit finden?

Wenn du die Wahrheit nicht findest,
wo du gerade bist,
wo sonst willst du sie finden?

Dogen (1199-1253)

20 Juli 2009

Bewusst Sein

Es ist keine Tatsache, dass jemandes Bewusstsein von dem eines anderen völlig getrennt ist, dieses Getrenntsein ist eine Illusion. Jeder ist die gesamte Menschheit - kein individuelles Bewusstsein. Jemandes Bewusstsein ist das Bewusstsein der Menschheit.

Jiddu Krishnamurti (1895-1986)

19 Juli 2009

Ende des Leidens

Wenn du nicht
bei dir selbst beginnst,
kannst du
alles Mögliche
versuchen,

du wirst niemals
das Ende
des Leidens finden.

Jiddu Krishnamurti (1895-1986)

18 Juli 2009

sinndeuter aktuell: Leszek Kolakowski +

Was heißt "Selbstverwirklichung"? Der Mensch kann sich selbst vielfältig verwirklichen - einer hat das Potenzial, um heiliger Franz zu werden, anderer hat das Potenzial, Hitler zu werden. Sollen wir denn sagen, dass unsere Aufgabe darin besteht, jedem Menschen sein Potenzial verwirklichen zu lassen, unabhängig davon, welches Potenzial es ist?

Leszek Kolakowski (1927 - 2009) in "Mini-Traktate über Maxi-Themen"

Kolakowski ist gestern verstorben.

Wirklichkeit ist lebendig

Wenn Sie aber erkennen, dass die Wahrheit etwas lebendiges ist, das in Bewegung ist, das keine bleibende Stätte hat, das in keinem Tempel, keiner Moschee oder Kirche zu finden ist, wohin Sie keine Religion, kein Lehrer, kein Philosoph führen kann - dann werden Sie auch erkennen, dass dieses Lebendige das ist, was Sie in Wirklichkeit selbst sind.

Jiddu Krishnamurti (1895-1986)

17 Juli 2009

Was bleibt?

Ein Bettler wird zum König im Traum.
Ein Armer wird zum Herrn im Himmelsraum.
Nichts blieb den zweien, als sie vom Traum erwachten.
So, Mensch, sollt auch ihr die Welt betrachten.

Tulsidas (1532 - 1623)

16 Juli 2009

Lehrer und Schüler

Lehrer
gibt es
zu Dutzenden.

Aber auch nur
einen
guten Schüler
zu finden,
ist schwierig.

Ramakrishna (1836 - 1886)

15 Juli 2009

Familie der Übersensiblen

Die erhabene und beklagenswerte Familie der Übersensiblen ist das Salz der Erde. Sie und keine anderen haben Religionen gegründet und Meisterwerke hervorgebracht. Niemals wird die Welt genügend wissen, was sie ihnen verdankt, noch vor allem, was sie gelitten haben, um es ihr zu schenken.

Marcel Proust (1871 - 1922)

14 Juli 2009

Grenzenloses Bewusstsein

Das Göttliche ruft uns alle aus sich selbst heraus ins Sein. Wir sind dafür gemacht: Das ist der Sinn und Zweck der spirituellen Reise. Diese Reise bringt uns auf den Weg, auf dem wir schließlich erkennen, wer wir in Wahrheit sind, und uns in unserem wahren Sein verwirklichen. Erleuchtung ist ein Erwachen, bei dem wir unserer Identität als grenzenloses Bewusstsein gewahr werden; aber sie ist unvollständig, wenn nicht gleichzeitig unser Mitgefühl, unsere Sensibilität und unsere Liebe erweckt werden und sich in unserem Leben und unseren Beziehungen niederschlagen.

Wayne Teasdale (*1945)

13 Juli 2009

Gesucht

Folge nicht
den Fußspuren
der Meister.

Suche,
was sie
gesucht haben.

Matsuo Bashō (1644 - 1694) zugeschrieben

12 Juli 2009

Evolution und Vermehrung

Weil Evolution über das, was vorher war, hinausgeht, dieses aber auch umschließen muss, ist es ihre ureigenste Natur, zu transzendieren und einzuschließen. Sie hat also eine innere Ausrichtung, einen geheimen Impuls in Richtung

- einer Vermehrung der Tiefe,
- einer Vermehrung des inneren Wertes,
- einer Vermehrung des Bewusstseins.

Wenn sich Evolution überhaupt bewegen will, muss sie sich in diese Richtungen bewegen - sie hat keine andere Wahl.

Ken Wilber (*1947)