06 September 2005

Dionysius: Wie IHN preisen?

In seiner Mystischen Theologie hat Dionysius Areopagitas (5./6. Jh. u.Z.) seine Überzeugung davon niedergeschrieben, "Wie man IHN preisen soll":

"Möchten wir doch - auch wir! - in jenes Dunkel eindringen können, das heller ist als alles Licht, möchte es auch uns gelingen, auf jedes Wissen und auf jedes Erkennen zu verzichten, möchten wir doch wenigstens erkennen, daß niemand Den kennen kann, der jenseits von aller Sicht und von aller Erkenntnis bleibt.
Denn dies allein ist eine wahrhafte Sicht und eine echte Erkenntnis:
nur durch die Tatsache selbst, dass man auf alles verzichtet, was ist oder nicht ist, und sich außerhalb des Geschaffenen stellt, feiert man würdig und wahr das Unerschaffene Licht, das erschaffend stets im Unerschaffenen bleibt."

Zur Illustration dieses Gedanken nimmt er den Bildhauer, ein Zitat, das später auch Leonardo da Vinci (1452 - 1519) aufgreift:

"So etwa wie ein Bidhauer, um zu einer Wesensgestaltung zu gelangen, mit Hammer und Händen den Marmor von aller Materie reinigen muss, die dem reinen Anschauen der in ihm noch gänzlich verborgenen Form im Wege stünde: unsere einzige ausführbare Tat ist das Wegräumen solcher materieller Hindernisse! Nur dies negative Aberkennen kann uns erlauben, die verhüllte Schönheit des unbekannten Bildes zu offenbaren."