22 Mai 2008

"Ich bin das lebendige Brot"

"Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, (ich gebe es hin) für das Leben der Welt." (Joh 6, 51) Das ist der Text aus dem Johannes-Evangelium der in der Liturgie des Fronleichnamsfestes zentraler Punkt ist.

Der entscheidende Anstoß zur Schaffung des Festes war eine Vision der Begine Juliana von Lüttich (Juliana von Cornillon), die später die Regel der Augustinerinnen übernahm. Beim Beten, so heißt es, habe sie 1209 den an einer Stelle verdunkelten Mond gesehen. Daraufhin habe Christus ihr erklärt, dass der Mond das Kirchenjahr bedeute, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes des Eucharistie-Sakraments. Ist dies ein eher positiver Aspekt, geht aus der Einführungsbulle „Transiturus de hoc mundo“ aber auch hervor, dass Papst Urban IV. als primären Einführungsgrund des Festes den siegreichen Triumph über die Ketzerei favorisierte, welche die Transsubstantiation geleugnet hatte. (Transsubstantion bedeutet nach katholischer Lehre, dass in der Messe Brot und Wein substanziell in den Leib und das Blut Christi verwandelt werden und Gott darin gegenwärtig ist, auch wenn äußerlich die Brotgestalt und der Wein noch erhalten bleiben.)

1264 fanden in Rom, Münster und Orvieto die ersten Fronleichnamsfeiern statt, 1273 in Benediktbeuern, 1274 in Köln, 1276 in Osnabrück.

Der Reformator Martin Luther war ein Gegner des Fronleichnamsfestes; er nannte es 1527 sogar das "schädlichste aller Feste" und betrachtete darüber hinaus die Prozessionen als unbiblisch und als Gotteslästerung. Das Trienter Konzil (1545-1563) bestätigte das Fronleichnamsfest nicht nur, sondern wertete es zugleich gegenreformatorisch auf.