20 Juli 2007

Afrika! Afrika?

"Wenn man den Weg verliert, lernt man ihn kennen", sagt ein suahelisches Sprichwort. Es steht in dem Buch "Afrika! Afrika! - Das magische Zirkusereignis vom Kontinent des Staunens". Und auf der Rückseite des Buches zum Zirkus, den André Heller präsentiert, ist ein breites Medienecho zu finden, : Worte des Lobes renommierter Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsender. Dass es ein Grußwort des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan enthält, verwundert dabei auch schon nicht mehr weiter.

Ein "positives Afrikabild" will der Produzent Matthias Hoffman mit dem afrikanischen Zirkus vermitteln. Er gastiert seit gestern in den Zeltpalästen am Oberhausener Centro. Und auf die Frage nach einer sozialen Absicherung der Artisten erklärt er fragenden Journalisten, dass die ja nach dem Ende ihres Engagements für 25.000 Euro ein ganzes Haus in ihrer afrikanischen Heimat bauen könnten. Außerdem schickten sie jeden Monat Geld nach Hause und unterstützten damit zahlreiche Mitglieder ihrer Familien. Außerdem käme ein Euro jeder Eintrittskarte der Stiftung zugute, die auf dem afrikanischen Kontinent Artistenschulen finanzierte, für Büchereien Bücher kauft und anderes.

Die Brisanz seines Vorhabens zeigt sich nicht erst am Ende der Premierenshow, als eine Lasershow zunächst die brennenden Umrisse des sogenannten schwarzen Kontinents und dann eine Luftaufnahme aus dem All von Afrika zeigen. Danach wechseln Brennen und Luftaufnahme, bis es am Ende zu einer Explosion unendlichen Ausmaßes zu kommen scheint.

Nach einer Show, die es an Tempo, Eleganz, Rhythmus und Akrobatik durchaus in sich hat, ist diese graphische Umsetzung auf den Wänden des Zeltpalastes fast ein Menetekel. Denn die sozialen Spannungen, die Armut, Kriege, Hungersnöte in Afrika mit sich bringen, können nicht durch ein "positives Afrikabild" auf diese Art getüncht werden. Aber vielleicht gibt es dann doch die Chance, weiter zu sehen und sich auf die Suche nach jenem Afrika zu machen, das es in weit mehr Facetten gibt, als es ein "positives Afrikabild" leisten kann. So macht das Sprichwort aus dem Suaheli dann neu Sinn.

Ein Gastkommentar von Werner Krebber